Lippen-Kiefer-Gaumenspalte - heute gut behandelbar

Lippen-Kiefer-Gaumenspalte - heute gut behandelbar

© Adobe Stock, Syda Productions

Die Entwicklung eines Menschen im Mutterleib ist eine sehr komplexe Angelegenheit, bei der manchmal auch Unvorhergesehenes passieren kann. Ein Beispiel dafür ist die angeborene Lippen-Kiefer-Gaumenspalte.

Etwa eines von 500 Kindern kommt weltweit mit einer Lippen- und Kieferspalte oder sogar zusätzlich mit einer Gaumenspalte auf die Welt. Mit einem Anteil von insgesamt 15 Prozent gehört diese zu den häufigsten angeborene Fehlbildungen beim Menschen. Früher im Volksmund abwertend als "Hasenscharte" oder bei stärkerer Ausprägung auch als "Wolfsrachen" bezeichnet, ist heute die neutrale Bezeichnung "Lippen-Kiefer-Gaumenspalte" korrekt und gebräuchlich.

Wie kommt es zu einer Lippen-Kiefer-Gaumenspalte?

Viele Eltern fragen sich, was die Ursache der Spaltbildung ist und was dazu geführt hat, dass gerade ihr Kind betroffen ist. Die Antwort ist nicht einfach und meist nicht genau festzulegen.

Spaltbildungen von Lippe, Kiefer und Gaumen entstehen zu einem sehr frühen Zeitpunkt der Schwangerschaft. Die Entwicklung des Gesichts stellt einen vielschichtigen, komplizierten Vorgang dar. In der frühen Phase der Entwicklung im Mutterleib sind die Lippen, der Kiefer und der Gaumen bei jedem Menschen noch in der Mitte getrennt und wachsen nun erst zusammen. Die Spalte bleibt bestehen, wenn das Zusammenwachsen der beiden Seiten behindert wird.

Dabei können sowohl Veranlagungen (genetische Faktoren) als auch äußere Faktoren eine Rolle spielen, ohne dass man diese im Einzelfall genau benennen kann. Selten ist auch eine einzelne, genetische Veränderung die Ursache. Äußere Faktoren wie zum Beispiel Erkrankungen der Mutter während des zweiten und dritten Schwangerschaftsmonats, der Einfluss von Alkohol, Nikotin und Drogen, bestimmte Medikamente, eine Mangel- oder Fehlernährung (insbesondere Vitaminentzug oder -Überdosierung) sowie die Einwirkung schädlicher Strahlung (z.B. Röntgenstrahlen) können die Entwicklung des Kindes negativ beeinflussen und damit die Entstehung einer Lippen-Kiefer-Gaumenspalte begünstigen. Das bedeutet aber nicht, dass man ein einzelnes alkoholisches Getränk, eine Röntgenaufnahme oder die einmalige Einnahme eines Medikaments in der Schwangerschaft für die Lippen-Kiefer-Gaumenspalte eines Kindes verantwortlich machen könnte.

Durch eine ausgewogene, vitaminreiche Ernährung und eine gesunde Lebensweise mit Verzicht auf Alkohol, Nikotin, Drogen und unnötige Medikamente während der Schwangerschaft lässt sich vorsorglich das Risiko auch einer Spalterkrankung mindern.

Einige wissenschaftliche Studien sprechen dafür, dass speziell die Gabe von Folsäure in der Frühschwangerschaft die Häufigkeit von Lippen-Kiefer-Gaumenspalten senken kann, ähnlich wie es für Spaltbildungen der Wirbelsäule und des Rückenmarks gilt. Daher rate ich generell allen Frauen, die eine Schwangerschaft planen, schon vor der Schwangerschaft Folsäure einzunehmen, um einem Mangel in den ersten Schwangerschaftswochen und den eventuell damit verbundenen, negativen Auswirkungen auf das ungeborene Baby sicher vorzubeugen

Besteht nach der Geburt eines Kindes mit einer Lippen-Kiefer-Gaumenspalte weiterer Kinderwunsch, oder soll der Verdacht auf eine genetische Ursache weiter abgeklärt werden, so ist eine human genetische Beratung sinnvoll.

Behandlung bei Lippen-Kiefer-Gaumenspalte

Bei Kindern mit Spalterkrankungen können neben dem äußeren Erscheinungsbild verschiedene wichtige Körperfunktionen wie Atmung, Ernährung, Sprechen und Hören beeinträchtigt sein. Daher ist eine Behandlung durch mehrere Spezialisten notwendig, die in einer spezialisierten Klinik, einem "Spaltzentrum", eng zusammenarbeiten. Mund-Kiefer-Gesichtschirurgen, Kieferorthopäden, Kinderärzte, Hals-Nasen-Ohrenärzte und Logopäden arbeiten bei der Therapie eng zusammen.

Stillen ist auch bei Kindern mit Spaltbildungen oft möglich, es ist aber dann manchmal schwieriger und kann länger dauern. Bei einer alleinigen Lippenspalte kann die Mutter mit dem Zeigefinger den fehlenden Lippenschluss ausgleichen. Bei Kindern mit durchgehenden Lippen-Kiefer-Gaumenspalten ist das Stillen schwieriger und oft auch trotz Geduld der Mutter nicht ohne zusätzliche Hilfsmittel möglich. In diesen Fällen wird in den ersten Lebenstagen der Kiefer abgeformt und eine Gaumenplatte angepasst, die den Mund zur Nasenhöhle abschließt und damit die Nahrungsaufnahme erheblich erleichtert.

Mit den heute zur Verfügung stehenden modernen Operationsverfahren können Lippen-Kiefer-Gaumenspalten auch unter kosmetischen Gesichtspunkten gut behandelt werden. Ziel ist es dabei immer, dass die betroffenen Kinder möglichst wenig unter ihrem angeborenen Handicap zu leiden haben.

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