Zu groß, zu klein - wie groß wird unser Kind später?

Zu groß, zu klein - wie groß wird unser Kind später?

© Adobe Stock, Dmytro Panchenko

Fast alle Eltern machen sich früher oder später Gedanken, ob ihr Kind normal wächst - gerade wenn es viel größer oder kleiner als seine Altersgenossen ist.

Zum Glück kann man hier meistens Entwarnung geben. Kinder entwickeln sich eben sehr unterschiedlich und wachsen manchmal Wochen lang gar nicht, um dafür dann ganz plötzlich in die Höhe zu schießen. Trotzdem gibt es natürlich Extremfälle, wo Eltern sich mit Recht Gedanken machen, ob ihr Kind später vielleicht einmal zu groß - oder eben nicht groß genug wird. Deshalb möchte ich Ihnen nachfolgend kurz erklären, woran man eine Wachstumsstörung erkennt. Und warum es so wichtig ist, das Wachstum regelmäßig zu kontrollieren.

Was bedeuten die Perzentilenkurven?

Um feststellen ob das Wachstum eines Kindes im Normbereich liegt, wird ein Baby vom Tag seiner Geburt an zu allen anstehenden U-Vorsorgeuntersuchungen gemessen und gewogen. Ihr Kinderarzt trägt alle Werte in die sogenannten Perzentilenkurven im gelben Untersuchungsheft ein. Die mittlere Linie zeigt hierbei die Durchschnittsgröße an. Die beiden äußeren Linie, die sogenannte 3er und 97er Perzentile zeigen den Normverlauf. Liegt ein Wert außerhalb dieser Linien bedeutet das erst mal nur, dass 3 Prozent der Kinder kleiner - oder im anderen Fall 3 Prozent größer sind. Für den Kinderarzt ist hierbei erst mal nur wichtig, dass sich das Kind in seinem Tempo gut entwickelt. Bei unerklärlichen Ausreißern oder wenn es zu schnell oder nicht genug wächst, wird der Arzt dann nach den Ursachen forschen und gegebenenfalls auch Behandlungsmöglichkeiten mit den Eltern besprechen.

Ob Ihr Kind innerhalb der Wachstumsnorm liegt, können Sie ganz einfach selber überprüfen mit unserem Wachstumsrechner.

Die Größe wird von den Genen bestimmt

Wie groß Ihr Kind später einmal wird, ist genetisch bedingt. Einen kleinen Anhaltspunkt für das zu erwartende Wachstum liefert deshalb die Größe von Mutter und Vater. So können Sie es grob bestimmen:

Für Mädchen gilt:
(Größe der Mutter + Größe des Vaters - 13) : 2 = ungefähre Größe im Erwachsenenalter

Für Jungen:
(Größe der Mutter + Größe des Vaters + 13) : 2 = ungefähre Größe im Erwachsenenalter

Allerdings gibt diese Formel nur einen sehr ungefähren Wert an. Ansonsten müssten ja alle Jungen oder Mädchen einer Familie am Ende gleich groß werden. Und das ist natürlich nicht so. Wie groß ein Kind später einmal wird, bestimmt die Zusammensetzung der einzelnen Gene und die ist ja bei Geschwistern - außer bei eineiigen Zwillingen - ganz unterschiedlich. So hat ein Kind vielleicht die hünenhafte Gestalt des Großvaters mütterlicherseits geerbt. Während sein Geschwisterchen eher nach der rundlichen kleinen Oma väterlicherseits kommt.

Die Rolle der Ernährung für das Wachstum

Zusätzlich kommt als ein weiterer Faktor noch die Ernährung hinzu. Wird ein Kind gut ernährt, kann es sein Wachstumspotential voll ausschöpfen. Gesunde Ernährung ist der Hauptfaktor, warum wir heute im Schnitt viel größer sind als unsere Vorfahren vor ein paar hundert Jahren. Vor allem der Zucker spielt hier offenbar eine Rolle. Das kann man schon im Mutterleib feststellen: Babys von Müttern, die an Schwangerschaftsdiabetes leiden, sind meist größer und schwerer. Bevor Sie nun anfangen, Ihren kleinen Schatz mit Zucker vollzustopfen, damit er groß und stark wird, sei aber folgendes gesagt: Zu viel Zucker fördert die Entstehung von Krankheiten wie Karies, Diabetes und Übergewicht - und ist deshalb sehr schädlich. Gesunde, ausgewogene Ernährung hingegen wird zwar aus einem "genetischen Zwerglein" keinen Riesen machen, bringt aber zumindest ansonsten nur Vorteile!

Zu groß - zu klein? Wie kann man das herausfinden?

Extrem große Menschen haben es in unserer Gesellschaft genauso schwer, wie die sogenannten Kleinwüchsigen. Wenn Ihr Kind seine Altersgenossen schon im Kindergarten ständig überragt oder aber in der Gruppe immer das Kleinste ist, dann sollten Sie mit Ihrem Kinderarzt darüber sprechen. Er wird sein Wachstum entsprechend sorgfältig anhand der Perzentilen verfolgen und gegebenenfalls zu weiteren Untersuchungen raten. Z.B. gibt es die Möglichkeit, das Knochenwachstum anhand einer Röntgenaufnahme der Hand zu bestimmen.

Kleinwuchs

Als kleinwüchsig bezeichnet man jemanden, der als Erwachsener kleiner als 150 cm ist. Gründe für den Kleinwuchs können entweder eine Hormon- oder Stoffwechselstörung, Mangelernährung oder auch ein Gendefekt wie das Down-Syndrom sein. Häufigster Grund ist aber eine konstitutionelle Veranlagung, wenn Vater, Mutter oder auch beide sehr klein sind. Mitunter überspringt diese Erbanlage auch ein paar Generationen und kommt dann plötzlich wieder zum Tragen. Manche Ursachen des Kleinwuchses (z.B. hormonelle) können mit Medikamenten behandelt werden. Dafür ist es aber wichtig, die Wachstumsverzögerung durch sorgfältige Beobachtung rechtzeitig zu erkennen. Manche Kinder sind hingegen einfach Spätentwickler. Sie kommen später in die Pubertät, werden aber als Erwachsene trotzdem normalgroß. Meist ist auch das familiär bedingt.

Übrigens: Dass Frühgeborene in ihrer Entwicklung eine ganze Zeit hintennach sind, ist ganz normal. Bis zum zweiten Lebensjahr haben sie gewöhnlich ihren Rückstand gegenüber zeitgerecht geborenen Kindern aufgeholt.

Riesenwuchs

Wie schon gesagt, werden die Menschen immer größer. Für unsere Vorfahren wären wir heutigen Mitteleuropäer vermutlich Riesen. Doch wenn ein Kind im Vergleich zu groß ist, kann das schwere körperliche und psychische Folgen haben. Von Riesenwuchs oder Hypersomie spricht man, wenn Männer über 2,00 m und Frauen über 1,85 m groß sind. Auch überdurchschnittliches Körperwachstum kann entweder konstitutionelle Ursachen haben - also familiär vererbt sein. Oder aber an einer hormonellen Störung liegen, wenn der Körper während der Wachstumsphasen zu viel des Wachstumshormons Somatotropin ausschüttet. Auch hier ist eine frühzeitige Diagnose für eine erfolgreiche Behandlung wichtig.

Die psychologische Komponente

Egal ob zu groß oder zu klein - immer wenn Kinder "anders" sind als ihre Altersgenossen, kann das für sie sehr belastend sein. Sei es, weil sie entsprechend überfordert, nicht ernst genommen werden oder vielleicht sogar von anderen gehänselt werden. Deshalb ist ganz wichtig, dass Sie Ihrem Kind Selbstvertrauen geben und es immer wieder ermutigen und aufbauen, wenn es auf Grund seiner Größe Probleme hat. Hilfreich ist es oft, wenn Ihr Kinderarzt Ihrem Kind anhand der Wachstumskurven erklärt, dass es - auch wenn es zeitweise relativ klein ist - wahrscheinlich eine ganz normale Erwachsenengröße erreichen wird.

Mehr Infos darüber, wie sich Babys entwickeln, finden Sie in unserem Entwicklungskalender vom 1. bis zum 24. Lebensmonat.

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