Brille tragen - Training für die Augen!

Brille tragen - Training für die Augen!

© Adobe Stock, goodluz

Wie niedlich - ein Baby mit Brille! Immer häufiger sieht man inzwischen auch schon ganz kleine Kinder, die Brille tragen. Und das hat seinen Sinn. Denn die Augen müssen richtiges Sehen lernen und trainieren.

Liegt eine Fehlsichtigkeit vor, gewöhnen sich die Augen das Sehen falsch an. Und das kann später oft nicht mehr rückgängig gemacht werden. Deshalb sollte eine Augenkorrektur mit Hilfe einer Brille so früh wie möglich erfolgen.

Sehen muss man trainieren

Das richtige Sehen muss ein Kind genauso wie das Laufen erst erlernen. Vom ersten Moment an beginnen die Augen mit dem "Seh-Training". Doch nur wenn das Bild, das auf der Netzhaut abgebildet wird, auf beiden Augen gleichermaßen scharf ist, können sich die Strukturen im Gehirn, die das Bild verarbeiten, richtig ausbilden. Der Zeitraum, indem sich korrektes beidäugiges Sehen erlernen lässt, ist dabei aber leider sehr begrenzt. Etwa mit 7 Jahren ist dieser Prozess vollständig abgeschlossen, aber bereits vorher nimmt die Fähigkeit der Augen, das richtige Sehen zu erlernen, sehr schnell ab.

Frühe Augenuntersuchung ist wichtig!

Die meisten Sehstörungen oder Fehlsichtigkeiten sollten spätestens im Alter von zwei bis drei Jahren korrigiert werden. Nur dann kann man relativ sicher sein, dass sich das Sehvermögen optimal entwickelt. Wir Kinderärzte empfehlen deshalb, dass jedes Kind im Laufe des 2.Lebensjahres einmal gründlich vom Augenarzt untersucht wird. Bei einer erblichen Veranlagung oder einer Auffälligkeit sollte man aber nicht so lange warten.

Woran erkennt man eine Fehlsichtigkeit?

Bei Babys und Kleinkindern ist eine Fehlsichtigkeit oft gar nicht so leicht zu erkennen. Kleine Kinder sind ja anfangs immer tapsig oder ungeschickt. Falls Ihnen jedoch auffällt, dass Ihr Kind häufig daneben fasst, wenn es nach einem Spielzeug greift, oder im Vergleich zu Gleichaltrigen auffallende Probleme mit dem Gleichgewicht hat, kann das ein Hinweis auf eine Sehstörung sein. Sprechen Sie dann in jedem Fall Ihren Kinderarzt bei der nächsten Vorsorge-Untersuchung darauf an. In einigen Kinderarztpraxen kann seit kurzem mit Hilfe eines Geräts, in das die Kinder nur kurz hineinschauen müssen, schon sehr früh geprüft werden, ob eine Auffälligkeit beim Sehen besteht und die Kinder frühzeitig zur weiteren Untersuchung an einen Augenarzt überwiesen werden.

Alarmzeichen bei Säuglingen sind sichtbare Auffälligkeiten wie Schielen, Augenzittern oder trübe Augen. Dann sollte möglichst sofort eine augenärztliche Untersuchung erfolgen. Einen Hinweis bei Babys kann auch der "Fototest" geben: Fotografieren Sie Ihr Kind mit Blitzlicht. Leuchten beide Pupillen gleichmäßig rot, ist das ein gutes Zeichen.

Bei größeren Kindern können Kopfschmerzen, Augenbrennen, Lichtempfindlichkeit oder das berühmte "Lesen mit der Nase" ein Warnzeichen für schlechtes Sehen sein.

Was macht der Augenarzt?

Augenärzten steht heute eine Vielzahl von Untersuchungsmethoden zur Verfügung, die völlig schmerzfrei sind und zum Teil auch schon bei Babys schon angewandt werden können. Um den Grad der Fehlsichtigkeit ermitteln zu können, müssen die Augenmuskeln in völliger Entspannung sein. Zu diesem Zweck bekommt Ihr Kind vor der Untersuchung Augentropfen, die verhindern, dass sich das Auge "scharf stellen" kann. Die Wirkung dieser Tropfen kann ein paar Stunden oder sogar mehrere Tage anhalten. Ist die Sehstärke ermittelt, sollten Sie mit Ihrem Kind zu einem Optiker gehen, der ihm die passende Brille anpasst.

Wie finden wir eine gute Kinderbrille?

Gehen Sie zum Aussuchen und Anpassen der Brille unbedingt zu einem guten Optiker. Da Kinder Ihre Brille meist den ganzen Tag ohne Pause tragen sollen, ist es besonders wichtig, dass sie gut sitzt, nirgends drückt und nicht zu schwer ist. Die Brille muss exakt zentriert sein und deshalb genau vor den Augen sitzen. Das hat gleichzeitig den Vorteil, dass man kleinere Brillengläser nehmen kann, die dann auch dünner sind und weniger wiegen. Für Kinder gibt es besonders leichte Brillenfassungen, die durch einen gebogenen Bügel gut an den Ohren sitzen. Babys brauchen besonders weiche und biegsame Fassungen, die jede Bewegung Ihres kleinen Wildfangs mitmachen. Für sie kann die Fassung sogar in ein Häubchen eingearbeitet werden, damit sie sich die Brille nicht herunterreißen.

Was kostet die Brille?

Die grundsätzlichen Kosten für eine Kinderbrille trägt die Krankenkasse. Extras wie eine besonders leichte, stabile Sportfassung, entspiegelte oder gegen Verkratzen geschützte Gläser müssen Sie aber meist selber zahlen oder über eine Zusatzversicherung abdecken.

Harry Potter sei Dank: Brille tragen ist heute cool!

"Brillenschlange", "Blinder Uhu" wurden Brillenträger früher oft gehänselt. Zum Glück ist das heute ganz anders: Kinder mit Brille werden von ihren Mitschülern nicht nur akzeptiert, sondern häufig als besonders klug und vertrauenswürdig eingeschätzt. Das hat kürzlich eine Studie in den USA ergeben. Hier haben sicher die Harry-Potter-Geschichten ihren Teil zum Imagewandel beigetragen. Und sogar die Augenklappe, die bei Kleinkindern häufig zum Ausgleich bei ungleicher Sichtigkeit der beiden Augen verordnet werden muss, gilt spätestens seit Piraten der Karibik als "megacool".

Lassen Sie aber in jedem Fall Ihr Kind die Brille selber aussuchen, denn nur wenn es sich damit wirklich wohlfühlt, wird es die Brille gerne und ohne Murren tragen. In wie weit sich die Fehlsichtigkeit bessert und die Sehstärke verändert, wird dann in regelmäßigen Abständen von Ihrem Augenarzt kontrolliert. Und mit etwas Glück gehört die Zeit mit der Brille bald der Vergangenheit an.

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