Was können Babys schmecken?

Baby wird gefuettert

© Adobe Stock, Svetlana Fedoseeva

Sind Babys schon Feinschmecker? Welche Geschmacksrichtungen können sie schon von Anfang an unterscheiden? Warum sind ihnen Breie oft zu warm und wie kann man Kleinkindern bei der Entwicklung des eigene Geschmackssinns ein wenig helfen?

Babys schmecken viel mehr und viel feiner, als man glaubt. Schon im Mutterleib haben sich alle Geschmacksknospen entwickelt und nach der Geburt haben sie sogar mehr als ein Erwachsener! Auch sind sie noch über eine größere Fläche verteilt, denn nur Babys haben zusätzlich zu den Geschmacksknospen auf der Zunge auch noch welche an den Innenseiten der Wangen und im Rachen. Einem Paul Bocuse könnte dieser Geschmacksapparat das Fürchten lehren, beträte ein Erwachsener damit seinen lukullischen Tempel. Doch Babys denken noch nicht an Trüffel, Wachteleier oder Wildentenfilets. Baby denken nur an eines: süße Milch. Und wenn eben möglich, dann die von Mami.

Es ist Erwachsenen natürlich bekannt, dass es zahllose Aromen gibt, die man voneinander unterscheiden kann. Und doch gibt es nur fünf Grundrichtungen: süß, salzig, bitter, sauer und umami (jap. Fleischig, herzhaft). Bieten Sie einem Baby etwas salziges, bitteres, saures oder etwas mit Fleischgeschmack an, wird es in vielen Fällen quengeln und schlimmstenfalls unter lautstarkem Potest und Gebrüll versuchen, den ekligen Geschmack wieder loszuwerden. Tauchen Sie aber die Fingerspitze in süße Milch und lassen es probieren, wird es sofort zu saugen beginnen.

Diese einzige Vorliebe scheint dem oben Gesagten doch eher zu widersprechen und auf eine eng begrenzte Geschmackspalette hinzudeuten - doch dem ist nicht ganz so. All diese vielen, feinen Geschmacksknospen sind eben noch nicht dazu da, das eine Dressing von dem anderen zu unterscheiden, sondern vielmehr sehr, sehr zuverlässig nur das herauszufinden, was dem Baby in diesem Alter gut tut. Ob ein Schluck Kaffee mit einem zusätzlichen Löffel Zucker besser schmeckt, ist einem Baby gleich. Kaffee ist bitter und käme schon deshalb nicht in Frage.

Richtig ist, dass die geschmacklichen Differenzierungsmöglichkeiten noch bei weitem nicht so ausgeprägt sind, wie bei einem Erwachsenen. Die Knospen sind zwar voll funktionsfähig, doch muss das Gehirn erst noch ein- und zuzuordnen lernen, was ihm da an Informationsflut von der Zunge übermittelt wird. Bis es das mit der Zeit zu lernen beginnt, gilt: Milch oder gar nichts. Zigtausende argwöhnische Geschmacksnerven wachen pingelig darüber, dass das Baby von dieser "Milchstraße" nicht abkommt.

Immer zu warm?

"Nicht immer, aber doch recht oft ...", würden viele Kleinkinder sagen, wenn man sie fragen würde. Sie haben nämlich ein anderes Verhältnis zu Essenstemperaturen, als wir Erwachsene. Eine Mahlzeit, die für uns "gut warm" ist, empfinden sie eher als heiß. Das ist auch oftmals der Grund, warum viele kleine Kinder beim Essen scheinbar grundlos so herumhampeln und mit dem Löffel erstmal noch um den heißen Brei herumgehen, bzw. darin herumstochern.

Mamis und Papis sollten sich nicht darauf verlassen, was für ihren eigenen Gaumen angenehm ist - sondern das Essen probeweise auch mal etwas weniger warm anbieten, um zu sehen, ob es auf diese Weise eher angenommen wird. Vor allem alles, was die Mikrowelle von innen gesehen hat, sollte sehr gut umgerührt und vor dem Füttern genau auf seine Temperatur geprüft werden. Warmhalteteller tun ebenfalls manchmal zuviel des Guten - einem Baby schmeckt der Brei auch dann noch, wenn er etwas heruntergekühlt ist.

Mit Süßem sparsam sein

Zu viel Süßes beeinträchtigt die zarten Geschmacksnerven. Beim Einkaufen einen Schokoriegel, von der Oma einen Lutscher und vom Bäcker ein Stückchen süßer Kuchen mit viel Puderzucker. Wen wundert es da, wenn sich die Geschmacksknospen bald schwer tun, dem feinen Geschmack einer Möhre, einer Birne oder eines Apfels noch etwas abzugewinnen und sich viel eher auf die grobe Richtung "süß" einschießen. Klar, dass nebenbei auch die Lust am Kauen verloren geht, wenn sich Süßes viel leichter lutschen lässt.

Wie man den Geschmackssinn fördern kann

Wenn sich das Kind daran gewöhnt hat auch am Tisch der Eltern mitzuessen kann man ihm immer mal wieder kleine Mengen von verschiedenen Nahrungsmitteln zum Probieren geben und mit ihm darüber sprechen. Ein kleines Stückchen Kuchen, ein bisschen Apfelsinensaft, den man zum Probieren ausdrückt, ein Stück Möhre, das man extra zu diesem Zweck vor seinen Augen raspelt. Sätze wie "schmeck mal - jetzt kommt was Süßes..." oder "probier mal - wie schmeckt Dir das?" oder "welcher Keks, welche Wurst schmeckt Dir besser?" regen ein Kind zum bewussten Schmecken an. Wenn es so alle zwei, drei Tage mal ein paar kleine "Kostproben" bekommt, gewöhnt es sich schnell daran, das eine von dem anderen zu unterscheiden.

Zuletzt überarbeitet: Oktober 2020

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mit Stephanie Rex, Hebamme
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