Frage: Zytomegalie

Ich bin sehr beunruhigt bezüglich der Frage, ob ich Weiterstillen sollte und ob mein Kind erkrankt sein könnte oder nicht. Im Internet auf der verzweifelten Suche nach Informationen in der Masse der angebotenen Seiten bin ich nun auch auf Ihren Namen gestoßen und wende mich daher an Sie. Mein Kind wurde am 2.10.06 spontan entbunden, ist bisher gesund und wird voll gestillt. Im November wurden bei mir erhöhte Leberwerte festgestellt. Hepatitis wurde ausgeschlossen, Ultraschall war unauffällig. Heute hat mir nun mein Internist mitgeteilt, dass sich mein Körper mit dem Epstein-Barr-Virus auseinander gesetzt hat, diese Virusinfektion soll aber schon länger zurückliegen, ist also eher unerheblich. Zusätzlich aber hat das Zytomegalie-Virus zugeschlagen, welches nicht so lange her sein soll, daher erhöhte Leberwerte. Während der Schwangerschaft waren die Leberwerte unauffällig, habe heute noch mit Frauenarzt telefoniert. Auf Zytomegalie hin wurde nicht untersucht, da das wohl nur bei Frühgeborenen gemacht wird. Wenn die Krankheit aber nun nicht so lange zurück liegt, könnte ich Mario aber nun vor, während oder nach der Geburt durch die Muttermilch angesteckt haben. Kinderarzt war nicht erreichbar, kommt erst nächste Woche wieder. Vertreter meinte, es sei schwierig zu sagen, ob ich abstillen sollte, wirkte eher unsicher. (Tenor eher: Sie stillen nun schon dreizehn Wochen, also ist es schon zu spät. Weitere Blutuntersuchung/Titerbestimmung von mir abwarten, dann mit Kinderarzt sprechen.) Auf vielen Internetseiten steht, dass man nicht Stillen soll. Was mache ich denn nun richtig oder falsch? Stimmt es, dass die Krankheit beim Kind oft erst bis ins Kleinkindalter hinein erkennbar wird? Die möglichen Krankheitsverläufe und Spätfolgen sind so schrecklich, dass ich mir furchtbare Sorgen mache. Kann man jetzt schon untersuchen, ob er sich angesteckt hat.

Mitglied inaktiv - 03.01.2007, 21:55



Antwort auf: Zytomegalie

Liebe Casamalu, ich kann nachvollziehen, dass Du nun erschrocken bist, doch das gehört zu den Tücken des Internets: die Informationen sind nicht immer korrekt, die dort zu finden sind und manchmal sin Halbwahrheiten mit Falschem gemischt. CMV positive Frauen können im Normalfall stillen, ohne dass sich daraus irgendwelche Probleme ergeben. Problematisch ist es nur dann, wenn es sich bei dem Baby um ein Frühgeborenes handelt oder wenn ein CMV negatives zu früh geborenes Baby Spendermilch von einer CMV positiven Frau erhält, die nicht pasteurisiert wurde. Es besteht für CMV positive Mütter keine Kontraindikation zum Stillen, nur bei sehr unreifen Frühgeborenen (vor der 32. Woche geboren) mit fehlenden protektiven Antikörpern sollte die Muttermilch nach derzeitiger Lehrmeinung für einige Zeit pasteurisiert werden. Ich hänge dir noch einen Artikel zum Thema an und hoffe, dass ich dich beruhigen konnte. LLLiebe Grüße Biggi Zytomegalie kann immer gestillt werden? Von Denise Both, IBCLC Der Zytomegalievirus (CMV) gehört zu den Herpesviren und hat eine weite Verbreitung. Bis zum Alter von 50 Jahren sind fast alle Menschen CMV positiv und die meisten davon haben niemals etwas von der Infektion bemerkt. Die Wahrscheinlichkeit, dass eine Frau CMV positiv ist, ist daher sehr hoch und es stellt sich die Frage, wie sich dies auf das Stillen und die Muttermilch auswirkt. Der Zytomegalievirus (CMV) kann in der Muttermilch CMV positiver Frauen nachgewiesen werden. Gleichzeitig enthält die Milch dieser Mütter auch Antikörper gegen diese Krankheit, was jedoch offensichtlich nicht immer vor einer Infektion der Kinder schützt. Je nach Autor werden Infektionsraten zwischen 40 und mehr als 66 % durch die Muttermilch bei gestillten Babys angegeben. Bei gesunden, voll ausgetragenen Kindern verläuft die Infektion ohne Symptome (wahrscheinlich wegen der diaplazentaren Übertragung von mütterlichen Antikörpern) und es ergeben sich keine ernsthaften gesundheitlichen Probleme für das Baby. Ebensowenig gibt es Berichte über gesundheitliche Gefahren für gesunde voll ausgetragene CMV negative Mütter, die Spendermilch von CMV positiven Frauen erhalten haben. Bei frühgeborenen oder anderweitig gefährdeten Babys sieht es jedoch anders aus. Dr. Klaus Hamprecht und sein Team aus der Abteilung Medizinische Virologie und Epidemiologie der Viruskrankheiten der Universität Tübingen untersuchten 151 Mütter und ihre 176 frühgeborenen Babys, die alle entweder vor der 33. Schwangerschaftswoche geboren wurden oder ein Geburtsgewicht von weniger als 1500 g hatten. 76 der Mütter waren seropositiv und bei 73 dieser Frauen liess sich der Virus in der Muttermilch nachweisen. Bei den seronegativen Müttern ließen sich keine CM Viren in der Milch nachweisen und es kam in keinem Fall zu einer Infektion mit CMV. Ebenso konnte keine Übertragung bei den zwei nicht stillenden der 76 CMV positiven Müttern festgestellt werden. Bei 27 der 73 CMV positiven Mütter, in deren Milch der Virus nachweisbar kam es zu einer infektiösen Übertragung auf die Säuglinge und 16 Kinder entwickelten Krankheitssymptome, vier davon mit sepsisartigen Symptomen. Frühgeborene Babys sollten daher zunächst keine unbehandelte Muttermilch erhalten, wenn die Mutter CMV positiv ist. Pasteurisieren, so dass dann keine Gefahr mehr besteht. Das Team um Dr. Hamprecht arbeitet zur Zeit an möglichst schonenden Methoden den Virus zu inaktivieren, um in Zukunft Infektionen mit CMV bei extrem kleinen Frühgeborenen zu verhindern und ihnen die bekannten Vorteile der Muttermilch nicht vorzuenthalten. Fazit: CMV positive Mütter können ihre voll ausgetragenen, gesunden Kinder stillen. Bei frühgeborenen Babys muss getestet werden, ob Viren in der Muttermilch vorhanden sind und gegebenenfalls die Milch vor dem Füttern pasteurisiert werden. Wie lange die Milch behandelt werden muss, muss von Fall zu Fall vom Arzt entschieden werden. Hamprecht, K. et al.: Epidemiologie of transmisstion of cytomegalovirus from mother to preterm infant by breastfeedeing. Lancet 2001; 357:513 518 Lawrence, R. u. Lawrence R.: Breastfeeding a guide for the medical professsion 5th ed., 1999 Mohrbacher, N. u. Stock, J.: The Breastfeeding Answer Book, revised ed., 1997

von Biggi Welter am 03.01.2007