Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

zurück zum voll stillen? Milchbildung anregen?

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

zur Vita

Frage: zurück zum voll stillen? Milchbildung anregen?

Liese_Lotte

Beitrag melden

Hallo, ich hoffe, Sie können mir weiterhelfen, da ich mit der derzeitigen Situation richtig unzufrieden bin. Mein Sohn O. ist unser 2. Kind. Er ist heute genau 3 Monate alt. Die große Schwester wurde leider nur wenige Wochen gestillt, mir fehlte "der Biss" und auch ein wenig die Unterstützung, mich durch die Startschwierigkeiten zu kämpfen. Bei O. lief es von Anfang an viel entspannter, ich stillte ihn nach Bedarf, er war immer ausgeglichen und zufrieden. Falls das relevant ist, wir hatten ca. 8-9 Stillmahlzeiten in 24 Std., er trank meist nur eine Brust für ca. 5-10 Minuten. Vor ca. 2 Wochen begann er an der Brust immer unruhiger zu werden, weinte, dockte an, wieder ab, brüllte, dockte wieder an und wieder ab und so weiter. In meiner Verzweiflung griff ich immer mal wieder zur Prenahrung, in den letzten Tagen meist so um die 150 ml täglich. Gestern waren es schon 300 und ich merke, das ist der falsche Weg. Ich möchte das nicht. Mischbetrieb finde ich zu "stressig" und kontraproduktiv - und eigentlich wollte ich jetzt noch nicht abstillen.... und dann lief es eben die letzten Tage so aus dem Ruder. Davor war doch alles so gut. Was kann ich tun, dass wir wieder zu unserer bis dato harmonischen Stillbeziehung zurückfinden? Nachts reicht ihm das Stillen übrigens völlig aus und er trinkt sehr ruhig (im Liegen). Tagsüber ist es hier natürlich durch die 2 jährige Schwester oft unruhig und ich kann mich leider nicht einfach mal nen Tag mit ihm ins Bett verkrümeln. Aber ich weiss eben auch, dass ich es mit Zufüttern vermutlich schlimmer gemacht habe, (Angebot/Nachfrage) ... was kann ich tun? Bitte helfen Sie mir!! Herzlichen Dank im Voraus.


Biggi Welter

Biggi Welter

Beitrag melden

Liebe Liese_Lotte, Dein Kind zeigt das typische Verhalten eines saugverwirrten Kindes. Die Trinktechniken an Brust und Flasche (künstlichem Sauger) unterscheiden sich grundlegend. Manche Kinder kommen mit dem Wechsel zwischen den beiden Techniken nicht klar und versuchen dann mit der falschen Technik an der Brust zu trinken. Das funktioniert nicht, das Kind bekommt an der Brust keine oder nur wenig Milch, ist frustriert und lehnt die Brust dann im schlimmsten Fall sogar ab. In dieser Situation spricht man dann von einer Saugverwirrung. Nun kann ein verhängnisvoller Kreislauf beginnen: da das Kind mit der falschen Technik an der Brust trinkt, wird es an der Brust hektisch, saugt an, lässt wieder los, dreht den Kopf hin und her schluckt viel Luft (die wiederum führt möglicherweise zu Bauchproblemen) und da es die Brust nicht mehr richtig stimuliert kommt es zu einem Rückgang der Milchmenge, wenn dieser Kreislauf nicht unterbrochen wird. Das ist ein ernsthaftes Stillproblem, das schon viele Sorgen und Tränen bei Müttern und Kindern verursacht hat. Doch eine Saugverwirrung kann überwunden werden. Dabei ist es die erste Maßnahme, dass sämtliche künstlichen Sauger weggelassen werden. In leichteren Fällen kann dies schon ausreichen. Dein Kind kann und darf und soll(!) nach Bedarf gestillt werden, es KANN nicht überfüttert werden mit Muttermilch. Außerdem solltest Du weiterhin oft anlegen und das Wechselstillen anwenden, dein Kind WIRD irgendwann wieder effektiver trinken. In dieser Situation bewähren sich auch die Tipps, die bei einem Stillstreik empfohlen werden: im Umhergehen stillen, in der Badewanne oder im Schaukelstuhl stillen, im Halbdunkeln stillen, im Halbschlaf stillen, das Baby mit der Brust spielen lassen, unterschiedliche Stillhaltungen ausprobieren, alle künstlichen Sauger vermeiden, das Baby massieren, viel Körperkontakt (Haut auf Haut), und ganz wichtig: keinen Stillstress erzeugen, weder bei der Mutter noch beim Kind, Ruhe und Gelassenheit, auch wenn es schwer fällt. Ruhe dich oft aus und entspanne dich. Arbeite für eine Weile so wenig wie möglich. Die Hausarbeit läuft dir nicht davon! Stress wirkt sich ungünstig auf den Milchspendereflex und auf die Milchbildung aus. Vielleicht kannst Du ja ein paar „Stilltage“ einlegen, das heißt Du legst dich mit deinem Baby ins Bett und kümmerst dich ausschließlich um dein Baby und das Stillen. Außerdem solltest Du wirklich unbedingt Kontakt zu einer Stillberaterin vor Ort aufnehmen, die dich und dein Kind beim Stillen beobachten kann. Es ist wichtig, dass Du korrekt anlegst und dass dein Kind korrekt saugt. Adressen von Stillberaterinnen finden Sie im Internet unter: http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). LLLiebe Grüße, Biggi


Liese_Lotte

Beitrag melden

Hallo Biggi, danke für die Antwort. Wenn tatsächlich eine Saugverwirrung vorliegt, wieso klappt das Stillen nachts und morgens? Und sein "merkwürdiges Verhalten" begann ja VOR dem Einsatz irgendwelcher künstlicher Sauger.... LG


Biggi Welter

Biggi Welter

Beitrag melden

Liebe Liese_Lotte , im Halbschlaf klappt das Stillen bei saugverwirrten Kindern oft prima und vielleicht war schon ein Saugproblem da, das sich durch die Flasche noch verstärkt wurde. Biggi


Bei individuellen Markenempfehlungen von Expert:Innen handelt es sich nicht um finanzierte Werbung, sondern ausschließlich um die jeweilige Empfehlung des Experten/der Expertin. Selbstverständlich stehen weitere Marken anderer Hersteller zur Auswahl.

Ähnliche Fragen

Hallo, leider wollte meine Tochter( mittlerweile 4 Wochen alt) von Anfang an nicht so richtig an der Brust trinken, sie hat sich nicht genug raus geholt und ist oft eingeschlafen. Deswegen hat sie nicht zugenommen gehabt und wir mussten abpumpen und die Flasche geben, jetzt hat sie ein gutes Gewicht erreicht und ich wollte nochmals probieren zum st ...

Hallo, leider wollte meine Tochter( mittlerweile 4 Wochen alt) von Anfang an nicht so richtig an der Brust trinken, sie hat sich nicht genug raus geholt und ist oft eingeschlafen. Deswegen hat sie nicht zugenommen gehabt und wir mussten abpumpen und die Flasche geben, jetzt hat sie ein gutes Gewicht erreicht und ich wollte nochmals probieren zum st ...

Hallo. Ich stille meine 8 Wochen alte Tochter voll. Ich hatte vor einer Woche in meiner rechten Brust immer zu viel Milch . Die Brust war stramm und schmerzte. Ich hab diese mehr Mals ausgedrückt und es tat dann nicht mehr weh. Ich hab nun das Gefühl das ich weniger Milch hab. Meine Brüste bleiben schlaff und werden nicht mehr stramm. Ich habbangst ...

Hallo, wenn das Baby nach dem Trinken an der Brust nuggelt, aktiviert es die Milchbildung oder erst das tatsächliche saugen? Oft kommt es vor- meistens sorgst, dass eine Brust gut getrunken wird aber die andere dann nicht mehr und dann wird genuggelt.  Danke 

Hallo :) ich habe eine Frage, da mein Gyn aktuell in Urlaub ist.  Ich habe vor fast 2 Jahren abgestillt. Im Februar ist mir aber aufgefallen, dass bei drücken der Brustwarze immernoch Milch aus beiden Brüsten kommt. Der Prolaktinwert wurde kontrolliert und lag bei 38.  Nun wurde Ende der Wert erneut kontrolliert und er liegt jetzt bei 8,6 - ...

Guten Morgen, hier zunächst meine (Vor)Geschichte: Mein Sohn (12 Wochen alt) ist nach fünf Tagen Einleitung per Kaiserschnitt auf die Welt gekommen. In den ersten Tagen hat das Anlegen und Stillen super geklappt, ich habe in 24 Stunden 12-14 Mal in den Tagen direkt nach der Geburt angelegt. Ich hatte auch drei Tage nach der Geburt den Milche ...

Hallo, Ich habe seit milcheinschuss konstant rechts 10-15 ml und links 20-25 ml beim abpumpen. Die Menge steigert sich kaum, obwohl der Kleine schon 11 Tage alt ist. Momentan habe ich rechts 10-25 ml und links 20-35 ml. Ich pumpe ca alle 2 Stunden, stille nach Bedarf und nehme piulatte und bockshornklee. Ist es trotzdem möglich dass sich die Milch ...

Schönen guten Tag,  Ich bin 2.5 Wochen nach Entbindung und ich war kurz davor, mit dem Stillen aufzuhören, aber nachdem ich Ihre Ratschläge befolgt und zusätzlich silberne Stillhütchen verwendet habe, waren die Schmerzen und Hautrisse innerhalb von 24 Stunden verschwunden. Nun möchte ich jedoch ein weiteres Unbehagen ansprechen. Während das ...

Mein Sohn wird seid 20 Wochen voll gestillt. Er hat immer gut zugenommen. Nun ist es seit Wochen so das er weniger uriniert.  Ih habe vorher nie abgepumpt, wollte es aber mal versuchen. Pre nimmt der kleine aus fer Flasche nicht. Beim Abpumpen komme ich nach 30 min auf beiden Seiten nur auf insgesamt 60 ml. Ist doch viel zu wenig oder?  Mutt ...

Liebe Biggi, ich weiß diese Frage tab es schon sehr oft. Doch jeder Fall ist ja unterschiedlich und daher stelle ich sie trotzdem, auch wenn ich bereits viel nachgelesen habe. Wir hatten einen sehr traumatischen Kaiserschnitt war meiner Meinung Auslöser für alles war. Es fand leider kein Bonding in der ersten Stunde statt. Danach im Krankenh ...