Frage: zu wenig Milch

Hallo, ich habe große Probleme mit dem Stillen. Vor 6 Tagen habe ich meine Tochter geboren. Leider war die Geburt nicht so wie ich es mir vorgestellt hatte und ich hatte am ersten Tag danach solche Kreislaufprobleme, dass ich meine Tochter nicht anlegen konnte. Meine Tochter mußte sich die erste Nacht und den darauffolgenden Tag übergeben, so dass ein Anlegen auch deswegen schon nicht möglich war. Die späteren Stillversuche im Krankenhaus waren auch recht fruchtlos. Alles in allem waren sowohl meine Tochter als auch ich danach total gestresst und meistens beide am Weinen. Vormilch war zwar da, auch schon in der Schwangerschaft, aber es hat einfach kein Milcheinschuß stattgefunden. Nun bin ich seit 3 Tagen auf Anraten meiner Hebamme zu Hause, da sie der Meinung war, eine ruhigere und stressärmere Umgebung wären die Lösung. Die Milchmenge hat zwar im Vergleich zu vorher deutlich zugenommen, liegt aber immer noch nur bei 20ml pro Brust wenn ich abpumpe. Meine Tochter nimmt zwar die Brust an, gibt aber ziemlich schnell mit dem Saugen wieder auf weil wohl zu wenig Milch kommt. Ich lege sie alle 3h an. Meistens trinkt sie nur an einer Brust und schläft dann ein. Die andere Brust pumpe ich jeweils ab um die Milchbildung anzuregen. Können Sie mit Tipps geben wie sich die Milchmenge steigern läßt und ob noch Hoffnung besteht, dass sich an der Situation etwas ändert? Es ist eine ziemlich aufreibende Angelegenheit. Wir sind recht verzweifelt. Vielen Dank, Vera

Mitglied inaktiv - 23.07.2004, 19:35



Antwort auf: zu wenig Milch

Nach einigem Schmökern auf diesen Seiten habe ich gelesen, dass die Abpumpmenge nicht unbedingt etwas über die tatsächliche Milchmenge aussagt. Meine Brüste sind auch recht schwer und manchmal läuft auch etwas Milch hinaus. Ist es möglich, dass zwar schon genug Milch vorhanden ist, ich aber die Milch nicht "loslassen" kann?

Mitglied inaktiv - 23.07.2004, 19:53



Antwort auf: zu wenig Milch

Liebe Vera, es tut mir leid, dass Ihre Geburt und die ersten Tage nicht so schön waren, aber es kann und wird besser werden! Haben Sie keine Angst, dass Sie keinen Milcheinschuss hatten. Es ist keineswegs zwingend so, dass eine Frau dann plötzlich mit prallen Brüsten wie ein Busenwunder da steht. Im Idealfall verläuft der initiale Milcheinschuss vollkommen unspektakulär. Die Schwellung der Brust beim initialen Milcheinschuss muss lange nicht immer stark ausgeprägt sein und es ist auch keinesfalls so, dass bei allen Frauen die Brüste "heiß" sind. Viele Frauen erleben den Milcheinschuss mit nur geringer Schwellung und leicht erwärmter Brust. Der initiale Milcheinschuss tritt meist am zweiten bis vierten Tag nach der Geburt auf und ist ein normaler Vorgang, der den Beginn der reichlichen Milchbildung anzeigt. Es kommt zu einem Spannungsgefühl in der Brust, einer leichtem Empfindlichkeit der Brust, die Venenzeichnung auf der Haut wird deutlicher, der Drüsenkörper wird fester und die Brust größer. In den Alveolen wird mehr Milch gebildet und die Bläschen füllen sich. In der Brust zirkulieren vermehrt Blut und Lymphflüssigkeit (Schwellung und vermehrte Wärme). Nur ein kleiner Teil der Brustvergrößerung ist auf die erhöhte Milchmenge zurückzuführen, in erster Linie liegt es an der Lymphflüssigkeit. Ihre Tochter ist wahrscheinlich saugverwirrt, etwas was leider nicht selten bei so kleinen Babys vorkommt, wenn sie eine Flasche bekommen. Sie muss erst lernen, wie sie an der Brust richtig trinken muss, denn die Techniken an Brust und Flasche unterscheiden sich ganz grundlegend (es ist an der Flasche nicht leichter, sondern anders). Eine Saugverwirrung ist für alle Beteiligten belastend und zerrt an den Nerven. Sie kann aber mit viel Geduld und der richtigen Anleitung überwunden werden. Ein Baby, das mit der Flasche gefüttert wurde, hat einen sofort einsetzenden, gleichmäßigen Milchfluss kennen gelernt. An der Brust reagiert es dann frustriert, weil nicht der von ihm erwartete, sofortige und stetige Milchfluss einsetzt. Es ist daher wichtig, dass Sie Ihre Milch bereits vor dem Anlegen zum Fließen bringen. Versuchen Sie, den Milchspendereflex durch Ausstreichen, Brustmassage und Wärmeanwendung oder eventuell mit einer Pumpe auszulösen ehe Sie Ihre Tochter anlegen. Warten Sie nicht, bis Ihre Kleine sehr hungrig ist. Ein aufgeregtes, hungriges Baby ist nicht unbedingt bereit, etwas Neues (also das korrekte Trinken an der Brust) zu lernen. Wählen Sie eine bequeme Stillhaltung, um möglichst entspannt zu sein und achten Sie auf eine korrekte Anlegetechnik (eine gute Beschreibung der Anlegetechnik finden Sie in dem Info Blatt "Stilltechniken, die funktionieren", das Sie bei der La Leche Liga Deutschland und jeder LLL Stillberaterin (auch bei uns) bestellen können. Das Stillen im Rückengriff (auch Unter dem Arm Haltung genannt, in dieser Position ruht der Kopf des Kindes in Ihrer Hand und seine Beine liegen seitlich neben Ihrem Körper und zeigen nach hinten) eignet sich gut, weil Sie in dieser Haltung den Kopf Ihrer Tochter gut kontrollieren können und genau sehen, was sie macht. Vermeiden Sie es, Ihrer Tochter am Gesicht oder seitlich am Kopf oder mit geringem Fingerdruck am Hinterkopf zu berühren. Derartige Berührungen können dazu führen, dass der Suchreflex beim Baby ausgelöst wird und es seinen Kopf in Richtung der Berührung dreht. Fester, gleichmäßiger Druck auf den Hinterkopf bedeutet normalerweise kein Problem für das Baby. Wenn Sie im Rückengriff stillen, können Sie eine Windel zwischen Ihre Hand und den Kopf Ihrer Tochter legen oder sie fest in eine Decke einwickeln, deren obere Ecke Sie unter ihren Kopf legen. Stützen Sie den Kopf und den Nacken Ihres Babys in Höhe der Ohren mit Ihrer Hand. Will Ihre Tochter nicht an der Brust bleiben, nachdem sie sie zunächst erfasst hat, können Sie während des Stillens etwas zuvor ausgestrichene Milch auf die Stelle tropfen, an der ihre Lippen Ihre Brust berühren. Sie wird die Milch schlucken und dabei ihre Zunge abflachen, so dass sie die Brust richtig fassen kann. Um ein Wundwerden Ihrer Brustwarzen zu verhindern, müssen Sie darauf achten, dass Ihre Tochter die Brust richtig erfasst und korrekt saugt. Wenn Sie mir Ihren Wohnort mit Postleitzahl angeben, suche ich Ihnen gerne die nächstgelegene LLL Stillberaterin heraus mit der Sie dann in aller Ruhe besprechen können, wie Sie vorgehen können, um die Milchmenge zu steigern und Ihr Kind an die Brust zu führen. Um Ihre Milchmenge zu steigern, sollten Sie häufiger anlegen. Oberste Regel: Häufiges Anlegen und ein gut saugendes Kind stimulieren die Brust zu mehr Milchbildung. Deshalb sollten Sie Ihr Baby in den nächsten Tagen oft anlegen. Etwa alle zwei Stunden (jeweils vom Beginn der letzten Mahlzeit bis zum Beginn der nächsten Mahlzeit gerechnet) und vermeiden Sie den Schnuller. Der Schnuller befriedigt das Saugbedürfnis Ihres Kindes, ohne dass es dabei Nahrung erhält. Bei einen wenig zunehmenden Kind ist dies nicht günstig. Achten Sie darauf, dass SIE so viel Ruhe und Erholung wie möglich bekommen (am besten legen Sie sich zusammen mit Ihrem Baby ins Bett) und sich möglichst ausgewogen und ausreichend ernähren. Kohlenhydratreiche Nahrung wirkt sich positiv auf die Milchmenge aus. Trinken Sie entsprechend Ihrem Durstgefühl. Sie müssen keinen Milchbildungstee trinken und wenn Sie ihn trinken wollen, dann bitte nicht mehr als zwei bis drei Tassen täglich, mehr kann Bauchprobleme bei den Kindern verursachen. Eine übermäßige Flüssigkeitszufuhr wirkt sich nicht positiv auf die Milchbildung aus. Sie trinken genügend, wenn Sie sich nicht ausgedörrt fühlen, wenn Ihr Urin hell ist und Sie keine Verstopfung bekommen. Bieten Sie bei jeder Mahlzeit beide Brüste an. Dadurch das Baby wirklich die gesamte vorhandene Milch bekommt und die Milchproduktion in beiden Seiten angeregt wird. Achten Sie auf eine korrekte Stillhaltung und richtiges Ansaugen Ihres Babys. Das Baby darf nicht nur die Spitze der Brustwarze in den Mund nehmen. Seine Lippen müssen auf dem Warzenhof aufliegen. Wie gesagt, am besten wäre es, wenn Sie sich von einer Stillberaterin vor Ort das korrekte Anlegen zeigen lassen und sich erklären lassen, woran Sie erkennen, ob ihr Baby richtig saugt. Ohnehin denke ich, dass das direkte Gespräch mit einer Stillberaterin für Sie sehr beruhigend wäre. Sie können alle Ihre Fragen stellen, die Stillberaterin kann nachfragen, wenn etwas nicht ganz klar ist und Sie bekommen direkte Antworten. Die Internetberatung kann ein direktes Gespräch nicht ersetzen. LLLiebe Grüße Biggi Welter

Mitglied inaktiv - 23.07.2004, 20:36



Antwort auf: zu wenig Milch

Vielen Dank für die ausführliche Antwort! Gerne würde ich mich mit einer Stillberaterin in Verbindung setzen. Meine Postleitzahl ist 52064. Könnten Sie mir sagen, wer für meinen Wohnort zuständig ist?

Mitglied inaktiv - 24.07.2004, 22:38



Antwort auf: zu wenig Milch

Hallo, schau mal, ob hier jemand in deiner Nähe dabei ist: http://www.lalecheliga.de/ber-liste/plz-5/ber-uebersicht.htm Ansonsten gibt es noch Stillberaterinnen der AFS. Da gibt es nämlich in 52064 Aachen Sylvia Adler 0241-3 07 71 Sylvia_adler@gmx.de Tschö Mary

Mitglied inaktiv - 25.07.2004, 17:15



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