Frage: Wechselnder Stillrhythmus?

Hallo Frau Welter, ich habe einen 9 1/2 Wochen alten Sohn, den ich voll stille (und nach Bedarf). Aufgrund seines sehr ausgeprägten Saugbedürfnisses habe ich in Absprache mit der Hebamme schon im Krankenhaus mit einem Schnuller begonnen (sonst hätte ich den Kleinen 24 Stunden an der Brust gehabt...). Bis jetzt stellt das auch noch kein Problem dar. In aller Regel benötigt er ihn nur zum Einschlafen und spuckt ihn dann nach wenigen Minuten schon wieder aus. Manchmal bekommt er ihn auch, wenn er "schlecht drauf" ist. Bis vor knapp zwei Wochen war alles bestens, er nahm zwischen 7 und 9 Mahlzeiten am Tag zu sich. Darunter hat er pro Woche im Schnitt 220 g zugenommen (war schon bei Geburt ein propper Kerlchen mit 4390 g, niedrigstes Gewicht bei 4120 g). Dann kam wohl der erste "Wachstumsschub" und die Stillfrequenz erhöhte sich seinerseits auf ca. 10 bis 14 Mahlzeiten pro Tag. In der letzten Woche war ich zur ersten Impfung beim Kinderarzt. Beim Wiegen dort lag er bei 5940 g, hat also gut zugenommen, der Kinderarzt ist auch mehr als zurfrieden. Die Mahlzeiten an sich sind immer eher kurz (so ca. 7 bis 10 Minuten pro Brust), manchmal war er auch nach einer Brust schon zufrieden, was ich anfangs immer bezweifelte. Aber aufgrund der bisherigen Gewichtszunahme und des Gesamtbildes, der regelmäßig nassen Windeln und der Verdauung schien dann doch für mich alles in Ordnung. Mein Milchspendereflex setzt auch sehr zügig ein, manchmal muss ich schon etwas Milch ausstreichen, damit sich der Kleine nicht verschluckt. (Das hatten wir am Anfang ab und zu.) Anfangs hatten mich diese kurzen Stillabstände etwas aus der Bahn geworfen, ich habe mich aber an die Umstellung gewöhnt. Der Vorteil den ich gesehen habe war, dass er nicht mehr soviel spuckt wie vorher. Was mich aber aktuell erneut ins Wanken bringt ist, dass er seit gestern wieder in das alte Muster verfällt und ich aktuell gar nicht sicher sein kann, ob er jetzt schon nach 1,5 Stunden oder erst nach 4 Stunden kommt. Ich hatte bis jetzt eigentlich gedacht, dass wir uns auf 10 bis 12 Mahlzeiten in 2 bis 2,5 stündlichen Abständen einpendeln und das auch akzeptiert. Den Schnuller habe ich, bis auf das Einschlafritual, komplett verbannt, damit ich nichts verpasse. Hat zwar etwas Protest hervorgerufen, aber es geht. Ist das normal, dass sich ein "Stillrhythmus" so schnell ändert? Liebe Grüße, Antonia

Mitglied inaktiv - 28.09.2010, 16:25



Antwort auf: Wechselnder Stillrhythmus?

Liebe Antonia, ja, das ist absolut normal! Der "regelmäßige Rhythmus" ist eine Illusion, den es in der Regel nicht viel häufiger gibt als weiße Einhörner und die oft verzweifelten jungen Mütter jagen einem Ideal aus Hochglanzbroschüren hinterher, das mit der Realität wenig zu tun hat. Das klingt jetzt etwas erschreckend, doch sobald eine Mutter erkannt hat, dass ihr Baby sich ganz normal verhält und dass der Alltag mit einem Baby nur wenig mit dem Bild gemein hat, das eine idealisierte und glorifizierte Mutterschaft zeigt, kann sich die Frau entspannen, muss nicht mehr einem unerreichbaren Ideal hinterher jagen und kann sich daran machen, sich auf das Baby einzulassen und kann wieder neue Energie sammeln. Ein Baby sollte nach Bedarf gestillt werden. Alle Stillexperten sind sich einige, dass Stillen nach Bedarf für Mutter und Kind am Besten ist. So wird sichergestellt, dass das Baby die Nahrung, die es braucht, genau dann bekommt, wenn es sie braucht und sich das Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage einstellen kann. Während eines Wachstumsschubs kann es durchaus sein, dass ein Baby alle Stunde an die Brust möchte. Es gibt keinen Grund einen Mindestabstand zwischen zwei Stillmahlzeiten einzuhalten. Im Extremfall kann das "Hinhalten" des Babys zu Gedeihstörungen führen. All die Erzählungen von einem bestimmten Rhythmus eines Babys sind schlicht und ergreifend falsch. So kleine Babys wollen im Schnitt zwischen acht und zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden gestillt werden. Im Schnitt heißt, es gibt Babys die seltener nach der Brust verlangen (eher wenige Babys) und es gibt Babys, die häufiger an die Brust wollen (die Mehrzahl). Nun ist es jedoch nicht so, dass ein Kind zügig zwanzig Minuten trinkt und sich dann nach drei Stunden das nächste Mal rührt, sondern es kommt immer wieder zu Stillepisoden, die so ablaufen: das Kind trinkt eine kurze Weile, hört auf, döst vielleicht sogar weg und beginnt erneut kurz zu trinken usw. Dieses Verhalten heißt Clusterfeeding und ist absolut normal für kleine Babys. Besonders gehäuft treten diese Stillepisoden am Nachmittag und Abend auf, wie überhaupt die Abstände zwischen den Stillzeiten im Verlauf des Tages immer kürzer werden. Dazu kommt, dass in bestimmten Alterstufen Wachstumsschübe zu erwarten sind, in denen die Baby manchmal schier ununterbrochen an die Brust wollen. Das Dauerstillen kann sehr anstrengend und auch nervend sein, aber es hat seinen Sinn. Rein wissenschaftlich gesehen ist es so, dass das Baby durch den Stillmarathon die Prolaktinausschüttung anregt und so dafür sorgt, das die Milchbildung angeregt wird und genügend Milch für das Kind zur Verfügung steht. Wird in dieser Situation zugefüttert, so wird in das Gleichgewicht von Angebot und Nachfrage eingegriffen und das kann der Beginn des unfreiwilligen, vorzeitigen Abstillens sein. Sie machen also alles richtig und Ihr Kind verhält sich normal ;-)! LLLiebe Grüße, Biggi

von Biggi Welter am 28.09.2010



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