Hallo liebe Frau Welter, Hallo liebe Frau Wrede,
unsere 2. Tochter ist knapp 10 Wochen alt. Sie wird voll gestillt und zwar nach Bedarf. Ihr Bedarf hat sich (leider) nach wie vor nicht verändert und so kommt sie tagsüber mind. alle zwei Stunden (außer wir sind draußen spazieren, dann kann es auch schon mal ca. 3 h sein) und nachts auch mind. alle 3 Stunden, tendenziell aber auch eher nur gute 2 Stunden.
Sie ist 3 Wochen zu früh auf die Welt gekommen und wog 2.700 g. Zunehmend tut sie hervorragend, denn sie hat ihr Gewicht bereits verdoppelt und ist ein kleiner Wonneproppen.
Nachdem unsere 1. Tochter die selben, kurzen Stillabstände hatte, fragen ich mich nun, wieso das wohl so ist bei meinen Kindern. Nahrung und Flüssigkeit nehme ich genug zu mir, an dem kann es sicher nicht liegen. Aber mache ich vielleicht irgend etwas falsch oder sind die Abstände in dem Alter doch noch normal? Bei meiner älteren Tochter, war das bis zum Abstillen nicht anders (mit 6 Monaten), also die Abstände wurden irgendwann nur nachts etwas länger, aber mehr als 4 h waren es so gut wie nie.
Wie ist das denn mit der Anlege-Technik? Da scheiden sich ja irgendwie die Geister. Meine Hebamme hat mir gelernt, beide Seiten anzubieten und mit der Seite dann wieder anzufangen, mit der ich aufgehört habe. Ist es evtl. länger sättigend, wenn ich einen Busen komplett leer mache? Ich muss dazu sagen, dass ich nie nach einer bestimmten Dauer "abdocke", also wenn ich einen Busen anfange, lass ich sie so lange Trinken, bis sie von selber aufhört, lasse sie dann ein Bäuerchen machen und biete ihr noch den 2. Busen an. Das müsste doch so in Ordnung sein, oder?
Ich bin wirklich etwas ratlos, denn ich kann tagsüber kaum was unternehmen, bzw. meine ältere Tochter leidet sehr darunter, dass die kleine Schwester ständig bei Mama am Busen hängt. Bei den kurzen Abständen, ist es leider auch nicht ganz so einfach, mit der Größeren mal was alleine zu unternehmen. Abpumpen funktioniert nicht richtig, es kommt kaum etwas. Reicht gerade mal als Badezusatz.
Auch die Nächte zerren langsam, da ich einfach viel zu wenig Schlaf abbekomme und es einfach nicht besser wird.
Ich bin sehr gespannt auf Ihre Meinung und hoffe auf einen Masterplan ;-)
von
Frechdachs83
am 11.03.2019, 12:00
Antwort auf:
Warum so kurze Stillabstände?
Liebe Frechdachs83,
ein Baby sollte nach Bedarf gestillt werden. Alle Stillexperten sind sich einig, dass Stillen nach Bedarf für Mutter und Kind am besten ist. So wird sichergestellt, dass das Baby die Nahrung, die es braucht, genau dann bekommt, wenn es sie braucht und sich das Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage einstellen kann.
Es gibt keinen Grund einen Mindestabstand zwischen zwei Stillmahlzeiten einzuhalten. Im Extremfall kann das „Hinhalten" des Babys zu Gedeihstörungen führen. All die Erzählungen von einem bestimmten Rhythmus eines Babys sind schlicht und ergreifend falsch.
Muttermilch ist innerhalb von 60 bis 90 Minuten verdaut und der Organismus eines Babys ist auf häufige Mahlzeiten eingestellt.
Auch ändert es nichts, wenn Du immer beide Seiten gibst. Dein Kind gedeiht wunderbar und damit ist alles richtig!
So kleine Babys wollen im Schnitt zwischen acht und zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden gestillt werden. Im Schnitt heißt, es gibt Babys die seltener nach der Brust verlangen (eher wenige Babys) und es gibt Babys, die häufiger an die Brust wollen (die Mehrzahl). Nun ist es jedoch nicht so, dass ein Kind zügig zwanzig Minuten trinkt und sich dann nach drei Stunden das nächste Mal rührt, sondern es kommt immer wieder zu Stillepisoden, die so ablaufen: das Kind trinkt eine kurze Weile, hört auf, döst vielleicht sogar weg und beginnt erneut kurz zu trinken usw. Dieses Verhalten heißt Clusterfeeding und ist absolut normal für kleine Babys. Besonders gehäuft treten diese Stillepisoden am Nachmittag und Abend auf, wie überhaupt die Abstände zwischen den Stillzeiten im Verlauf des Tages immer kürzer werden. Dazu kommt, dass in bestimmten Altersstufen Wachstumsschübe zu erwarten sind, in denen die Baby manchmal schier ununterbrochen an die Brust wollen.
Wird in dieser Situation zugefüttert, wird der Brust kein erhöhter Bedarf signalisiert und die Milchmenge kann sich auch nicht auf den erhöhten Bedarf einstellen. Das Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage wird gestört und es kann der Beginn eines unfreiwilligen Abstillens sein.
Die Abstände können mit der Zeit durchaus länger werden, eine Garantie gibt es leider nicht, wie Du es ja selbst gerade erlebst.
Wichtig ist auch, dass Du weißt, dass dies zwar eine lange Phase ist, aber sie WIRD vorbei gehen! Bis dahin ist es meist einfacher, das Drumherum zu ändern, als das Baby.
• Nimm ALLE Hilfe an, die Du bekommen kannst. Erkundige dich mal, ob Du nicht eine Haushaltshilfe bekommen kannst (wegen absoluter und chronischer Erschöpfung). Möglicherweise kann dir auch deine Mutter, Schwiegermutter, Schwester oder eine Freundin (selbstverständlich auch das männliche Pendant dazu) etwas unter die Arme greifen. Das können ganz simple Dinge sein z.B. einmal alle Fenster putzen, deinen Bügelkorb leerbügeln, einige vorgekochte Mahlzeiten für deine Tiefkühltruhe, ein Nachmittag Babysitten während Du in die Sauna gehst oder sonst etwas für dich tust ...
• Vielleicht findest Du auch einen verantwortungsbewussten Teenager, der gegen geringes Entgelt bereit ist, mit deinem Kind zu spielen oder spazieren zu gehen. In dieser Zeit solltest Du dann aber wirklich entweder schlafen (bzw. ruhen) oder DIR etwas Gutes tun.
• Lass den Haushalt auf Sparflamme laufen. Nicht alles muss gebügelt werden. Wenn Handtücher nach dem Baden und Duschen wieder aufgehängt werden, statt auf dem Fußboden zu landen, können sie mehrmals benutzt werden, das spart Wäsche. Es ist nicht wesentlich mehr Arbeit die doppelte Menge Spaghettisoße zu kochen, aber Du hast dann eine fast fertige Mahlzeit für die Tiefkühltruhe. Es schadet nicht der Gesundheit der Familie, wenn Du die Fenster erst wieder im nächsten Jahr putzt. Du wirst sicher einiges finden, was im Haushalt nicht so perfekt gemacht werden muss.
Achte darauf, dass Du genügend isst und trinkst. Du musst keine perfekten Menüs kochen und essen, einigermaßen ausgewogen reicht und es darf auch Tiefkühlgemüse statt frischem Gemüse sein (dann sparst Du dir auch das Schälen und Putzen). Eine hungrige Mutter ist nicht so belastbar.
Ich hoffe, die Antwort hilft dir weiter.
LLLiebe Grüße
Biggi
von
Biggi Welter
am 11.03.2019