Frage: Trinkfaul oder doch zu wenig Milch

Dank wunden Brustwarzen musste ich am Anfang erst abpumpen und nachdem die Milch dann plötzlich zurückging auch noch zufüttern. Meine Maus wird jetzt 6 Wochen alt und seit etwa 2 Wochen bekommt sie noch 1-2 Fläschchen Pre-Nahrung, je nach Bedarf hinterher. Am Anfang war ich noch recht zuversichtlich, die auch bald wieder weglassen zu können, aber meine Hebamme meinte, dass es da nicht so gut aussieht. Im Moment wird die Kleine nachts und vormittags nur gestillt. Ab Mittag, wenn die Abstände kürzer werden, ziehen sich die Stillmahlzeiten immer mehr in die Länge. Vor allem weil die Maus mehr nuckelt als richtig trinkt. Sie döst dann auch oft ein oder lässt nach einer Weile los. Tipps wie Füßchen kitzeln oder etwas ausziehen, haben leider nicht geholfen. Wir haben auch die zurückgelehnte Haltung ausprobiert, sind damit aber nicht so zurechtgekommen. Ist es wirklich zu wenig Milch? Nach dem Abdocken kann ich von Hand immer noch etwas ausstreichen und wenn die Kleine ein paar tiefe Züge nimmt, kann man sie auch noch schlucken hören. Sind das nur ein paar Restchen? Ist der Zug für mich wirklich abgefahren und die Produktion wird sich nicht mehr einpendeln?

von Kleene_Mutti am 10.09.2012, 23:29



Antwort auf: Trinkfaul oder doch zu wenig Milch

Liebe Kleene_Mutti, es muss nicht unbedingt so sein, dass die Milch weg ist, aber ich befürchte, dein Kind ist saugverwirrt. Die Trinktechniken an Brust und Flasche (künstlichem Sauger) unterscheiden sich grundlegend. Manche Kinder kommen mit dem Wechsel zwischen den beiden Techniken nicht klar und versuchen dann mit der falschen Technik an der Brust zu trinken. Das funktioniert nicht, das Kind bekommt an der Brust keine oder nur wenig Milch, ist frustriert und lehnt die Brust dann im schlimmsten Fall sogar ab. In dieser Situation spricht man dann von einer Saugverwirrung. Nun kann ein verhängnisvoller Kreislauf beginnen: da das Kind mit der falschen Technik an der Brust trinkt, wird es an der Brust hektisch, saugt an, lässt wieder los, dreht den Kopf hin und her schluckt viel Luft (die wiederum führt möglicherweise zu Bauchproblemen) und da es die Brust nicht mehr richtig stimuliert kommt es zu einem Rückgang der Milchmenge und damit zu weiterem Zufüttern, wenn dieser Kreislauf nicht unterbrochen wird. Eine Saugverwirrung ist alles andere als lustig und Stillberaterinnen wissen aus Erfahrung nur zu gut, warum sie künstlichen Saugern wie Schnuller und Flasche kritisch gegenüberstehen, denn beide bescheren uns immer wieder eine Menge „Beschäftigung". Wenn eine Frau merkt, dass ihre Milchmenge nicht mehr für den Bedarf des Kindes ausreicht, dann ist die erste Maßnahme, das Kind häufiger anzulegen. So erhält die Brust das Signal „es wird mehr Milch gebraucht" und reagiert mit einer gesteigerten Milchbildung. Wird in dieser Situation zugefüttert geschieht genau das Gegenteil: der Brust wird ein noch geringerer Bedarf vorgegaukelt und die Milchbildung verringert sich, statt sich zu erhöhen. Ich werde dir jetzt allgemeine Tipps geben, wie Du deine Milchmenge steigern kannst. Hab ein wenig Mut und Geduld und Du wirst sehen, dass auch ihr beide wieder zum vollen Stillen kommen könnt. Oberste Regel: Häufiges Anlegen und ein gut saugendes Kind stimulieren die Brust zu mehr Milchbildung. Deshalb solltest Du dein Baby in den nächsten Tagen oft anlegen. Um das Interesse des Babys an der Brust wach zu halten, kannst Du es mit Wechselstillen versuchen. Dabei legst Du Dein Baby an und stillst es, solange es wirkungsvoll saugt, d.h. es schluckt nach jeder oder jeder zweiten Saugbewegung. Sobald es seltener schluckt, nimmst Du es sanft von der Brust (vergiss nicht den Saugschluss zu lösen) und lässt es aufstoßen, streichelst seine Fußsohlen oder massierst es sanft entlang der Wirbelsäule, um seine Aufmerksamkeit zu wecken. Dann wird es an der anderen Brust angelegt und wieder gestillt, so lange es wirkungsvoll saugt. Schluckt es wieder seltener, wird es zurück an die erste Brust gelegt, nachdem Du es wieder etwas ermuntert hast. Dieses „Wecken und Wechseln" wird zwanzig bis dreißig Minuten lang ausgeführt, tagsüber alle zwei Stunden und nachts mindestens alle vier Stunden. Richte dich mit deiner Flüssigkeitszufuhr nach deinem Durstgefühl. Eine zu hohe Flüssigkeitsaufnahme führt nicht zu mehr, sondern zu weniger Milch, da sie dazu führt dazu, dass das antidiuretische Hormon (ADH) zurückgeht, die Frau erfährt dann eine vermehrte Wasserausscheidung („schwemmt aus") und die Milchbildung verringert sich. Zwei bis drei Liter Flüssigkeit (davon höchstens zwei bis Tassen Milchbildungstee) sind im Allgemeinen ausreichend. Wenn der Urin dunkelgelb wird und die Menge gering ist, trinkst Du zu wenig Schwarzer Tee, Matetee und Kaffee sollten nur mäßig genossen werden. Auf Limonaden oder Colagetränke sowie künstlich gesüßte Getränke sollte möglichst verzichtet werden. Auf die (angebliche) milchflussfördernde Wirkung von Bier oder Sekt sollte verzichtet werden. Alkohol geht bereits in kleinen Mengen in die Milch über und belastet den Stoffwechsel des Babys. Achte darauf, dass DU ausreichend und möglichst ausgewogen isst. Kohlenhydratreiche Nahrung hat einen positiven Einfluss auf die Milchbildung. Ruhe dich oft aus und entspanne dich. Arbeite für eine Weile so wenig wie möglich. Die Hausarbeit läuft dir nicht davon! Stress wirkt sich ungünstig auf den Milchspendereflex und auf die Milchbildung aus. Vielleicht kannst Du ja ein paar „Stilltage" einlegen, das heißt Du legst dich mit deinem Baby ins Bett und kümmerst dich ausschließlich um dein Baby und das Stillen. Es wäre günstig, wenn Du dich an eine Stillberaterin vor Ort wenden würdest, die dir im direkten Gespräch Tipps geben kann und eventuell auch sieht, wie dein Kind an der Brust trinkt. Adressen von Stillberaterinnen findest Du im Internet unter: http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). LLLiebe Grüße, Biggi

von Biggi Welter am 11.09.2012



Antwort auf: Trinkfaul oder doch zu wenig Milch

Vielen Dank für die Antwort, ich komme leider erst jetzt dazu, da die letzten Tage ein bisschen chaotisch waren.

von Kleene_Mutti am 17.09.2012, 12:34



Ähnliche Fragen ähnliche Fragen

Voll stillen bis Monat 6, Arzt sagt zu wenig Milch. Wie beruhigt man die Psyche?

Liebe Biggi, meine süße Tochter und ich hatten nach meinem Kaiserschnitt einen schwierigen Stillstart. Im Krankenhaus wurden 10 verschiedene Tipps gegeben und mir letztendlich Stillhütchen übergeholfen, damit die Kleine trinkt. Als sie eine Woche alt war, hörte sie abends (vor Hunger?) gar nicht auf zu schreien und wir fingen an, Premilch zu...


Zu wenig Milch?

Mein Sohn ist 5 Monate alt. Bei Geburt wog er 3,420 g (54 cm). Inzwischen liegt sein Gewicht bei ca. 6,700 g (ca. 68 cm). Bereits in der SS hieß es “lang und schlank”. In den ersten Monaten hat er gut zugenommen (1 kg/Monat), mit zunehmender Mobilität jedoch viel weniger. Er ist ein sehr sehr sehr aktives und lautes Baby. Bei Bewegung (Drehen) spuc...


Zu wenig Milch

Guten Abend. ,mein Sohn ist 14 Wochen alt und das stillen hat eig immer gut geklappt er ist ein guter Trinker der sehr schnell und hastig trinkt er nimmt sehr sehr gut zu jedoch seit paar Tagen hab ich das Gefühl das ich zu wenig Milch habe oft saugt er ein zwei Mal und weint lässt los weil es nicht schnell genug geht ,und wenn er dann trinkt und d...


Zu wenig milch

Hallo, Meine tochter st aktuell eine woche alt und trinkt an der Brust sehr lange. Das dauert 1-2 Stunden. Danach schläft sie ein manchmal eine Stunde, manchmal 10 min und will danach sofort wieder an die Brust. Mit Wunden brustwarzen ist das nicht immer lustig und ich versuche richtig anzulegen. In der Nacht ist es fast das gleiche, nur dass d...


Milchspendereflex, zu wenig Milch?

Hallo , Ich habe jetzt herausgefunden, dass ich einen starken Milchspendereflex habe, die Milch schießt regelrecht aus meiner Brust. Wenn der erste Schwall rauskam dockt mein Baby (4 Wochen) an und trinkt. Kann sich das noch regulieren oder wird das so bleiben? Dabei habe ich das Gefühl, dass er 5 Minuten richtig trinkt und danach nur noch nu...


Clustern oder zu wenig Milch?

Hallo Frau Welter, hier bin ich schon wieder mit einer Frage Mein Baby ist jetzt 6 Tage alt, hatte an Tag 4&5 sogar insgesamt 90g zugenommen, heute stagniert das Gewicht.. Uns fehlen noch 100g bis zum Geburtsgewicht. Gestartet mit 3370g, runter auf 3180g und jetzt sind wir den 2. Tag bei 3280g Bei meinem ersten Kind war der Milcheinschuss fu...


Zu wenig Milch, Zufüttern

Ich lese Ihre Antworten sehr gerne! Fürchte ich bin an eine „falsche“ Wochenbett-Hebamme geraten und habe nun extreme Stillprobleme. Da ich so viel geweint hab zwecks dem Dauerstillen, hat sie schnell gesagt „gib ihm Pre“. Um mir 2,3 Stunden Abstände zwischen den Mahlzeiten zu schaffen und für das Wohlbefinden der Muter (keinen Stress/Frust). Er br...


Zu wenig Milch vorhanden?

Hallöchen. Mein Baby ist nun 10 Wochen alt , kam per KS in der 39 Woche und musste danach direkt in die Kinder Klinik , sie hatte nur knapp 2500 Gramm. Sie bekam pre , trank gut. Das Stillen hat sich trotz nukkel und Flasche gut eingespielt. Leider musste ich von Anfang an immer abends die Flasche nach geben ,weil sie immer noch Hunger hatte. ...


Zu wenig Milch?

Guten Abend, Ich habe eine Frage zur Milchbildung. Meine Tochter (7 Monate) habe ich voll gestillt. Dennoch hab ich sehr früh und auch total regelmäßig meine Periode bekommen und auch meine Endometriose merke ich sehr deutlich. Zudem habe ich seit Beginn der Schwangerschaft eine Schilddrüsenunterfunktion, die aber gut eingestellt ist. Sowe...


Zu wenig Milch um satt zu werden?

Schönen guten Tag Frau Welter, mein Sohn ist heute genau 5 Wochen alt und ich stille ihn voll. Sein Geburtsgewicht war 3450g und gestern  (Dienstag) hatte er 4610g. (Hat in den letzten 6 Tagen ca 200g zugenommen) Meine Sorge ist momentan das stillen. Meine Hebamme sagt das alles gut ist und ich mir keine Sorgen machen müsste. Es geht um folgend...