hallo,
wegen starker rückenbeschwerden muss ich mich wohl spritzen lassen - was aber mit dem stillen nicht verträglich ist. mein sohn ist fast 6 monate alt, voll gestillt und erhält seit gut einer woche zusätzlich einmal am tag gemüsebrei. nun meine frage:
soll ich "nur" eine stillpause einlegen (und wenn ja, wie macht man das am besten?) oder gleich richtig abstillen?
ich freu mich auf antwort.
chrinelchen
Mitglied inaktiv - 27.01.2009, 17:17
Antwort auf:
stillpause
Liebe chrinelchen,
Rückenschmerzen sind kein Abstillgrund und es gibt Medikamente, die mit dem Stillen zu vereinbaren sind. Auch Kortisongaben sind in der Stillzeit möglich. Ebenso Schmerzmittel.
Es hat jedoch wenig Sinn, wenn ich dir jetzt seitenweise zu diesem Thema aus "Arzneiverordnung in Schwangerschaft und Stillzeit"zitiere, denn die medikamentöse Behandlung von Rückenschmerzen ist eine sehr komplexe Sache. Sinnvoll ist, dass die behandelnde Ärztin selbst in entsprechenden Fachbüchern nachliest bzw. sich an die Beratungsstelle für Vergiftungserscheinungen und Embryonaltoxikologie in Berlin (Tel. 030 30308111) wendet. Sollte sie dazu nicht bereit sein, dann steht es dir frei, dich an eine andere Ärztin/Arzt zu wenden. Vielleicht ist sich die Ärztin gar nicht bewusst, was das Abstillen für dich und auch für ihr Baby bedeutet.
Leider wird Medikamentenrisiko häufig überbewertet und die Konsequenzen, die ein plötzliches Abstillen für das Kind mit sich bringen, werden häufig unterschätzt. Tatsächlich kommt es selten zu Symptomen einer gesundheitsschädigenden Wirkung von Medikamenten über die Muttermilch. Die Risikoinformationen in Beipackzetteln und Einschätzungen in Arzneibüchern sind irreführend und geben keine Hilfestellung bei der Wahl einer adäquaten Therapie. Für die meisten Erkrankungen stehen Medikamente zur Verfügung, die mit dem Stillen zu vereinbaren sind. Bei therapeutischen Empfehlungen oder der individuellen Beurteilung des Medikamentenrisikos während der Stillperiode sollten definitiv Handbücher zu diesen speziellen Thema (z.B. "Arzneiverordnung in Schwangerschaft und Stillzeit") oder eine Beratungsstelle für Embryonaltoxikologie wie zum Beispiel das Institut für Vergiftungserscheinungen und Embryonaltoxikologie in Berlin hinzugezogen werden.
Auch werden die rein praktischen Vorteile die das Stillen für eine Mutter, die durch eine Erkrankung eingeschränkt ist nicht selten übersehen. Es ist für dich sehr viel weniger Aufwand zu stillen als Flaschennahrung zuzubereiten und einzukaufen, Flaschen zu reinigen und zu sterilisieren usw. Stillen kannst Du im Liegen und ohne Aufwand, Flasche geben im Liegen ist eher unrealistisch.
Ich hoffe, es geht dir bald besser!
LLLiebe Grüße,
Biggi
von
Biggi Welter
am 27.01.2009
Antwort auf:
stillpause
okay - abstillen scheint nicht das probate mittel zu sein. laut aussage meines orthopäden, der sich wirklich gut um mein problem kümmert und nur das beste für meinen sohn will, soll 24 stunden nach gabe des lokalen anästhetikums nicht gestillt werden. sehe ich das richtig, dass ich in dieser zeitspanne abpumpe (und die mumi weggieße), während mein sohn fertignahrung kriegt? mir ist wichtig, dass der milchfluss nicht versiegt.
vielen dank für eine antwort,
chrinelchen
Mitglied inaktiv - 28.01.2009, 13:06
Antwort auf:
stillpause
Liebe chrinelchen,
eine Stillpause ist nicht nötig! Bei Fragen zur Vereinbarkeit von Medikamenten und Stillzeit kann und sollte sich Ihr Arzt jederzeit an das Berliner Pharmakovigilanz- und Beratungszentrum für Embryonaltoxikologie ("Embryotox") wenden, das unter der Telefonnr. 030-30308-111 erreichbar ist, per mail unter mail@embryotox.de, oder online unter www.embryotox.de bzw. http://www.bbges.de/content/index024a.html.
Zu den Betäubungsmitteln, die nur lokal wirken, findet sich folgender Eintrag in "Arzneiverordnung in Schwangerschaft und Stillzeit" Schaefer, Spielmann, 7. Auflage 2006:
"Lokalanästhetika:
Erfahrungen. Lidocain (z.B. Xylocain®) geht selbst bei intravenöser Behandlung von Herzrhythmusstörungen nur in geringer Menge in die Muttermilch über (siehe Kapitel 4.6). Bei insgesamt 27 Patientinnen, die zur Sectio eine Epiduralanästhesie mit durchschnittlich 183 mg Limain und 82 mg Bupivacain erhalten hatten, wurden nach 2, 6 und 12 Stunden Lokalanästhetika und deren Metabolite im Serum und in der Milch nachgewiesen. Im Mittel fanden sich 860 µg/l Lidocain und 90 µg/l Bupivacain in der Milch sowie 140 µg/l des Metaboliten Pipecolylxylidid (PPX) (Ortega 1999). Die M/P-Quotienten betrugen 0,9, 0,4 und 1,3. Es sind nicht mehr als 1 bis höchstens 4 % der per os ohnehin kaum verfügbaren Wirkstoffe als relative Dosis für ein gestilltes Kind zu erwarten. Die beobachteten Kinder zeigten keine Auffälligkeiten. Bei der Applikation von 3,6 - 7,2 ml Lidocain 2 % ohne Adrenalinzusatz im Zusammenhang mit einer zahnärztlichen Therapie fanden sich für Lidocain und seinen Metaboliten Monoethylglycerinxylidid durchschnittlich nur 73,4 µg/l bzw. 66,1 µg/l in der Milch, toxische Wirkungen beim gestillten Kind wurden für unrealistisch gehalten (Giuliani 2001).
Eine interpleurale Dauerinfusion von Bupivacain (z.B. Carbostesin®), 25 mg/Stunde, führte zu maximal 0,45 µg/ml in der Muttermilch. Im Serum des Säuglings war die Substanz nicht nachweisbar (Nachweisgrenze < 0,1 µg/ml). Toxische Symptome wurden nicht beobachtet (Übersicht in Spigset 1994).
Zu Levobupivacain (Chirocain®), Mepivacain (z.B. Scandicain®), Procain und Ropivacain (Naropin®) liegen keine Daten zur Stillzeit vor. Es ist jedoch anzunehmen, dass diese Substanzen und vor allem solche mit kurzer Halbwertszeit und hoher Plasmaeiweißbindung wie Articain (z.B. Ultracain®) nur sehr geringe Konzentrationen in der Milch erreichen. Der bei Lokalanästhesie übliche Adrenalinzusatz wirkt ohnehin einem Übergang in die Muttermilch entgegen. Prilocain (Xylonest®) wirkt in stärkerem Maße als die anderen Lokalanästhetika als Methämoglobinbildner.
Systematische Untersuchungen zur Anwendung in der Stillzeit fehlen auch für die ausschließlich zur Lokaltherapie eingesetzten Substanzen Benzocain (z.B. Anaesthesin® Creme), Chlorethan (z.B. WariActiv® Aerosol), Oxybuprocain (z. B. Thilorbin® Augentropfen) und Tetracain (z.B. Acoin® Lösung), wobei hier nicht mit einer systemischen Resorption größerer Mengen zu rechnen ist.
Empfehlung für die Praxis: Bei üblicher Anwendung (im Rahmen einer Zahnbehandlung oder anderer Eingriffe) können Lokalanästhetika in der Stillzeit verwendet werden; dies gilt auch für Kombinationen mit Adrenalin. Prilocain sollte gemieden werden, nach dennoch erfolgter Applikation ist jedoch keine Stillpause erforderlich."
Bei den übrigen Medikamenten (Schmerzmittel, Antibiotika usw.), die erforderlich werden könnten, muss darauf geachtet werden, dass sie in der Stillzeit verwendet werden dürfen. Es gibt so gut wie immer eine stillverträgliche Möglichkeit bei Medikamenten. Der Arzt muss unter Umständen nachlesen, was in der jeweiligen Situation angebracht ist.
Wenn Sie trotzdem eine Stillpause einlegen möchten, können Sie Fertignahrung verwenden, pumpen Sie aber regelmäßig ab, um einen Milchstau zu vermeiden.
LLLiebe Grüße,
Biggi
von
Biggi Welter
am 28.01.2009