Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Gewicht - weniger stillen?

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Gewicht - weniger stillen?

Katze83

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Liebe Biggi W., Ich habe eine Frage zur Gewichtzunahme meiner 9-Monate alten Tochter, da ich etwas in Sorge bin, dass sie zuviel wiegen könnte. Sie kam am 4.11.17 zeitgerecht und normal entwickelt auf die Welt. Sie wog damals 2600 g bei einer Größe von 50 cm. Sie war also sehr zierlich. Ich habe 7 Monate voll gestillt. Der Start mit Beikost verlief etwas holprig, so dass ich anfangs erstmal weiter vollgestellt habe und erst mit Beginn des 8. Monats richtig angefangen habe. Mittlerweile klappt es sehr gut und meine Tochter ißt gerne und ohne Probleme. Wir haben bisher 2 Mahlzeiten ersetzt ( mittags selbstgemachten Gemüsebrei wahlweise auch mal mit Fleisch oder Fisch ca 100 -150 g und im Anschluss ein kleines Stück Obst und abends Getreide - Obst Brei+ Seit ca 1 Woche auch Wasser zu den Mahlzeiten). Ansonsten still ich sie bei Bedarf (vorallem morgens als Frühstück und abends und in der Nacht ca einmal). Wir füttern keine Zwischenmahlzeiten oder Säfte, Kekse etc Bisher hat sie sich auch ganz gut entwickelt wobei sie erst seit ca 2 Wochen richtig gut in die Liegestütz-Haltung geht und auch erst seit kurzem robbt. Nun zu meiner Frage: Aktuell wiegt sie genau 10 kg bei einer Größe von ca 73.5 cm. Sie liegt damit ja weit über der 90. Perzentile und ich frage mich ob man sich hier schon Gedanken über ein mögliches Übergewicht machen muss. Auf der anderen Seite ist sie ja auch sehr groß, so dass das Gewicht eigentlich auch zur Größe passt oder wie sehen Sie das? Bewegen tut sie sich wie gesagt leider auch noch nicht sehr viel...meine Hoffnung ist, dass sie das mit zunehmender Bewegung wieder etwas ausgleichen wird. Gleichzeitig wüsste ich nicht was ich an unserer Ernährung ändern könnte. Oder sollte ich die Stillmahlzeiten reduzieren? Sie trinkt manchmal nach dem Mittagsbrei nochmal und eben auch abends zum einschlafen als auch nachts wobei wir das beide noch sehr genießen;) Abends hilft es zudem super zum Einschlafen, wobei sie sich hier auch selbst abdockt“ und umdreht und dann erst einschläft. Das abendliche Stillen würde ich ungern jetzt schon beenden. In unserer Familie ist übrigens keiner übergewichtig. Über eine Rückmeldung und einen Rat würde ich mich sehr freuen. Auch bezüglich des weiteren Vorgehens...ab wann sollten alle Mahlzeiten ersetzt sein? Vielen lieben Dank


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Liebe Katze83, die Statur der Kinder ist genetisch festgelegt und bei einem Kind das nach Bedarf gestillt wird, ist nicht zu befürchten, dass dadurch der Grundstein für ein späteres Problem mit Übergewicht gelegt wird. Im Gegenteil, Stillen schützt vor Übergewicht. Das heißt jedoch nicht, dass nicht auch ein gestilltes Baby zwischendurch wie ein kleiner Buddha aussehen kann. Im Gegensatz zur (industriell) stark weiterverarbeiteten Nahrung enthält Muttermilch keine leeren Kalorien. Es gibt keinen Beweis dafür, dass ein gestilltes Kind, das rasch zunimmt, als Erwachsener Gewichtsprobleme haben wird. Im Gegenteil es gibt mehrere Untersuchungen, die zeigen, dass Stillen eindeutig vor Übergewicht schützt und dass dieser Schutz nicht nur im Kindesalter sondern auch beim Erwachsenen anhält. Das Fett, das sich in der relativ passiven Phase vor dem Krabbelalter möglicherweise ansammelt, stellt einen Vorrat für die sehr aktive Phase dar, in der das quirlige Krabbelkind keine Zeit zum Essen haben will. Im Alter von ein bis zwei Jahren werden die Kinder, die schnell zugenommen haben, gewöhnlich von alleine schlanker. Gerade Kinder, die nach Bedarf gestillt werden, behalten ein gutes Gefühl dafür, wann sie satt sind, denn sie entscheiden ja selbst, wann und wie viel sie trinken. Also keine Sorge, durch das Stillen nach Bedarf wird sicher nicht den Grundstein für spätere Gewichtsprobleme gelegt. Ich weiß, dass fast überall steht: „zunächst wird die Mittagsmahlzeit ersetzt und im Abstand von etwa vier Wochen ersetzen Sie die nächste Mahlzeit usw". Gleichzeitig wird „eine Mahlzeit" als die Menge definiert, die in ein Gläschen passt und zwar für alle Kinder gleich. Doch dieses Schema, das leider immer noch oftmals propagiert wird verursacht in vielen Fällen nichts weiter als Stress und Tränen. Es ist einfach zu sehr in den Köpfen vieler Menschen verwurzelt, dass eine Stillmahlzeit „ersetzt" werden müsse, dabei stimmt das gar nicht. Schon der Begriff BEI Kost drückt doch aus, dass es sich bei dieser Nahrung um eine ergänzende Nahrung und nicht um einen Ersatz für die Muttermilch handelt. Wäre es ein Ersatz, dass würde es ANSTATT Kost heißen. Die Empfehlung lautet also nicht strikt erst eine komplette Mahlzeit vollständig zu ersetzen, ehe die nächste Mahlzeit ersetzt wird, sondern erst etwa eine Woche abwarten, ehe ein neues Nahrungsmittel eingeführt wird und die Beikost als Ergänzung und nicht als Ersatz für die Muttermilch betrachten. Daher gibt es auch keine festgelegte Zahl für die Stillmahlzeiten, sondern das Kind kann weiterhin nach Bedarf gestillt werden. Im gesamten ersten Lebensjahr sollte Muttermilch das Hauptnahrungsmittel des Kindes sein. Bei der Vorgehensweise, dass langsam als ergänzende Nahrung Beikost angeboten wird, hat die Brust Zeit, sich an die Veränderung zu gewöhnen, das Kind hat ebenfalls mehr Zeit für die Umstellung und die Nährstoffe aus der Beikost können in Zusammenhang mit bei der gleichen Mahlzeit angebotener Muttermilch Man kann eine Faustregel aufstellen, dass ein Baby mit sieben Monaten eine bis zwei zusätzliche Beikostmahlzeiten ergänzend zur Muttermilch bekommt, mit acht Monaten zwei bis drei, mit neun Monaten zwei bis vier, mit zehn Monaten vier und mit zehn bis zwölf Monaten drei bis fünf. Daneben kann und darf es so oft gestillt werden, wie es möchte. Mit sieben bis neun Monaten braucht das Kind noch mindestens drei Milchmahlzeiten, mit zehn bis zwölf Monaten noch mindestens zwei. Wird das Kind ausreichen häufig gestillt, braucht es keine andere Milchnahrung und auch keinen Milchbrei oder Flaschennahrung. Dein Kind braucht also keine festen Still- und Essenszeiten, ich würde halt am Familientisch immer was anbieten und ihm keine „leeren“ Kalorien (Pudding, Fettiges etc.) anbieten. LLLiebe Grüße Biggi


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