Bekommt sie genug? Bin am Verzweifeln...!

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: Bekommt sie genug? Bin am Verzweifeln...!

Hallo, wieder einmal wende ich mich mit einer Frage an Sie. Mein Tochter ist knapp 6 Wochen und wird voll gestillt. Sie bekommt ca. 6 Mahlzeiten/Tag, trinkt jedoch insgesamt nur ca. 10 Minuten/Mahlzeit, danach fällt sie in einen Tiefschlaf. Leider ist sie ein ausgesprochenes Schreikind, d.h. abends schreit sie von ca. 18.30h-21.30h (also bis zum Nachtstillen) und seit einigen Tagen nun auch noch morgens2-3 Stunden. Kann es sein, dass sie evtl. nicht richtig satt wird und was kann ich tun? Ich kann sie nicht viel häufiger anlegen, weil meine Brustwarzen ohnehin schon am Ende sind. Deshalb habe ich versucht, zuzufüttern, aber sie verweigert die Flasche. ich bin am Verzweifeln, denn das Geschreie kann ich kaum noch ertragen und weiß nicht mehr, was ich machen soll. Unser Sohn (2 Jahre) ist durch den Geräuschpegel auch schon vollkommen durch den Wind und ich kann einfach nicht mehr. Was raten Sie mir? Sie hat glaub ich ziemliche Bauchschmerzen / Blähungen, bekommt Sab Simplex, aber ohne jede Wirkung. Vielleicht sollte cih noch dazu sagen, dass abends auch die Brust sehr schnell leergetrunken ist. Komischerweise nur dann, abends wenn es ohnej´hin schon hektisch wird...! Ich bin am überlegen, ob Abstillen und Umstellen auf Flasche eine Lösung wäre (gegen Blähiungen, Hunger und wegen der Brustwarzen). Aber eigentlich möchte ich das nicht - nur was soll ich machen, wenn sie Brucst und Sauger nicht parallel nimmt?

Mitglied inaktiv - 07.04.2009, 13:05



Antwort auf: Bekommt sie genug? Bin am Verzweifeln...!

Liebe Frieda07, Babys sind von Geburt an (bzw. bereits im Mutterleib) eigene, individuelle Persönlichkeiten mit eigenem Charakter, Temperament und auch mit eigener Stimmungslage. Ob eine Mutter ein ruhiges, zufriedenes, (fast) immer lächelndes Baby hat oder ein Kind, das als "Schreibaby" bezeichnet wird, das hängt nicht zwingend von ihren Fähigkeiten als Mutter ab. Vieles ist einfach angeboren. Wenn dein Kind viel quengelt und weint, dann kann es sein, dass es ein Baby mit erhöhten Bedürfnissen ist, ein High-Need-Baby, wie diese Kinder von dem amerikanischen Kinderarzt Dr. William Sears genannt werden. Ein High-Need-Baby braucht sehr viel mehr Einsatz von seiner Mutter/Eltern. Es ist kein "pflegeleichtes" Kind. Oft zeigen sich die Erfolge der Bemühungen der Mutter erst nach längerer Zeit und die Mutter zweifelt an sich selbst. Deshalb ist es so wichtig, dass Mütter/Eltern wissen, dass es High-Need-Babys gibt und wissen, dass sie keine "Schuld" haben. Sehr gut beschrieben sind Hig-Need-Babys in dem Buch "Das 24-Stunden-Baby" von Dr. William Sears und Dr. Sears gibt auch Anregungen und Erklärungen, was Eltern tun können, um zu einem einfacheren Alltag mit ihren Kindern zu kommen. Das Buch ist im Buchhandel, bei der LLL, jeder LLL-Stillberaterin und im Stillshop auf dieser Seite erhältlich. Ob dein Kind ausreichend gedeiht kannst Du bei einem vollgestillten Baby an den folgenden Anzeichen erkennen: o mindestens fünf bis sechs nasse Wegwerfwindeln hat (um zu sehen wie nass "nass" ist, kannst Du sechs Esslöffel Wasser auf eine trockene Windel geben). Diese Regel gilt aber nur für voll gestillte Kinder, das heißt das Baby bekommt nichts außer Muttermilch (kein Wasser, Tee, Saft usw.). o in den ersten sechs Wochen täglich mindestens zwei bis vier Stuhlentleerungen (später sind seltenere Darmentleerungen normal) o eine durchschnittliche wöchentliche Gewichtszunahme von mindestens 110 g pro Woche ausgehend vom niedrigsten Gewicht (mit zunehmendem Alter verringert sich die durchschnittliche Gewichtszunahme), o eine gute Hautfarbe und eine feste Haut, o Wachstum in die Länge und Zunahme des Kopfumfangs o ein aufmerksames und lebhaftes Verhalten des Babys in den Wachphasen. Solange diese Kriterien erfüllt sind, dürfte alles in Ordnung sein und dein Baby bekommt auf alle Fälle genügend Muttermilch. Wenn das Kind nicht ausreichend gedeiht, solltest Du häufiger anlegen. Die Vorstellung, dass die Brust (ähnlich wie eine Flasche) nach dem Stillen eer ist und erst wieder aufgefüllt werden muss, ist so nicht richtig. Zwar wird zwischen den Stillmahlzeiten Milch produziert, der Hauptanteil der Milch wird jedoch erst während des Stillens gebildet. Das Saugen des Kindes gibt das entsprechende Signal zur Milchbildung, der Milchspendereflex wird dann ausgelöst. Deshalb ist es auch falsch zwischen den Stillmahlzeiten eine längere Pause einzulegen, damit sich die Milch in der Brust sammelt, sondern es muss häufiger angelegt werden, um die Milchmenge zu steigern. Babys in diesem Alter haben oft eine geradezu "klassische" Unruhephase am Abend. Nicht immer ist Stillen dann die Lösung. Diese unruhige Zeit ist so verbreitet, dass es im englischen Sprachraum sogar einen Ausdruck dafür gibt: Omastunde, d.h. dass jetzt eine liebevolle Großmutter gebraucht wird, die nichts Dringenderes vorhat, als das Baby zu wiegen und im Arm zu halten, bis seine Unruhe vorbei ist. Leider ist so eine Großmutter nicht immer verfügbar und der Vater des Babys ist auch nicht unbedingt zu diesen Zeiten zuhause. Doch es kann für dich und das Baby eine große Erleichterung bedeuten, wenn jemand anderes dann einspringt. Der Wechsel in andere liebevolle Arme und eine andere liebevolle Stimme bewirken oft, dass sich ein aufgebrachtes Baby beruhigt. Vielleicht kannst Du dann in Ruhe unter die Dusche gehen, einen kleinen Spaziergang an der frischen Luft machen oder sonst etwas für dich tun. Bei den meisten Babys legt sich dieses Verhalten Gott sei Dank, wenn sie etwa drei Monate alt sind. So schwer es auch fällt, es ist wichtig, in dieser Situation nicht in Hektik und Aufregung zu verfallen. Je mehr Du versuchst um das Kind zu beruhigen und je hektischer Du wirst, um so aufgedrehter kann auch das Baby werden und dann ist man schnell in einem Kreislauf, der nur mehr schwer zu durchbrechen ist. Weniger ist hier oft mehr. Der Punkt ist, dass der Fokus vom Kind genommen wird, dass sich nicht mehr alle Anspannung auf das Kind konzentriert und es so die Gelegenheit bekommt, sich wieder zu entspannen und zu beruhigen. Der Teufelskreis der Anspannung, die sich auch bei den Eltern aufbaut und so das Kind immer unruhiger werden lässt, muss durchbrochen werden. Das kann manchmal auch dadurch erfolgen, dass das Baby auf eine Decke gelegt wird und die Mutter oder der Vater es durch unaufgeregtes, leises Sprechen und sanftes Streicheln beruhigt. Manche Eltern setzen sich in dieser Situation sogar mit ihrem Kind ins Auto und fahren ein paar Kilometer :-). Wenn Du das Gefühl hast, dass dein Kind saugen möchte, aber keine Milch mehr mag, kannst Du entweder über einen längeren Zeitraum immer die gleiche Brust anbieten (aus der die Milch dann nicht so stark fließen wird) oder aber Du bietest ihm einen Finger (das muss nicht unbedingt dein Finger sein, Väter haben auch Finger und können Babys tragen) zum Saugen an. Fencheltee hilft nach meiner Erfahrung so gut wie nie und manche Babys reagieren gerade auf Fencheltee mit verstärkten Bauchproblemen (auch auf Milchbildungstee, den die Mutter trinkt). Sab-Tropfen enthalten einen Wirkstoff, der entschäumt. Da Muttermilch aber nicht geschüttelt wird und deshalb auch keine Luftblasen enthält, wirkt dieses Mittel bei gestillten Kindern nicht wirklich. Der wichtigste Punkt zur Vermeidung von Blähungen ist das korrekte Anlegen und richtige Saugen und das kann eine Stillberaterin sich bei euch einmal ansehen. Gerade wenn deine Brustwarzen wund sind, deutet das auf eine falsche Anlegetechnik hin. Adressen von Stillberaterinnen findest Du im Internet unter: http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). Ich wünsche euch, dass euer Baby bald aus dieser anstrengenden Phase herauswächst. LLLiebe Grüße Biggi

von Biggi Welter am 07.04.2009



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