Hallo,
unser Sohn (7 Monate) wird bisher ohne Probleme voll gestillt. Seit gestern besteht folgendes Problem: Gegen 16 Uhr wurde er normal gestillt. Als er dann das nächste Mal Hunger anzeigte (so gegen 19:30-20:30) hat er beim Anlegen die Brust verweigert. Auch Wechseln der Seiten und späteres Versuchen blieb erfolglos. Er verweigerte die Brust und schrie. Nachdem er sich irgendwann beruhigt hatte und wir zu Bett gingen (gegen 22:00) hat meine Frau es im Bett nocheinmal versucht (er war zuvor eingeschlafen) und da hat es geklappt. Auch die nächste Stillung spät in der Nacht (so gegen 05:00) hat geklappt. Nun ist es Tag, er ist wach und verweigert wieder die Brust (09:30), obwohl er offensichtlich Hunger zu haben scheint.
Was ist jetzt zu tun? Sollen wir ihn von jetzt auf nachher an Brei heranführen und wenn möglich eben in der Nacht stillen, beim schlafen? Was müssen wir beachten, damit er ausreichend Flüssigkeit bekommt? Was, wenn er Brei oder Schnabeltasse auch ablehnt? Ist das eigentlich normal, dass er so spontan die Brust verweigert?
Danke schonmal für Eure Antwort.
Maik und Andrea
von
Tiger12
am 29.04.2013, 10:39
Antwort auf:
Baby verweigert unvermittelt die Brust
Lieber Maik,
ein sieben Monate altes Kind stillt sich nicht selbst ab, es streikt eventuell an der Brust oder es ist saugverwirrt.
Am besten wendet Ihr Euch einmal für eine persönliche Beratung an eine Stillberaterin in Eurer Nähe.
Adressen von Stillberaterinnen finden Sie im Internet unter:
http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC)
Bis Ihr eine Kollegin erreichen könnt, hier einige allgemeine Tipps:
Ihre Frau kann versuchen das Baby anzulegen, wenn es schon sehr schläfrig oder fast eingeschlafen ist. Viele Babys, die sich weigern, an der Brust zu trinken, wenn sie hellwach sind, tun es im Halbschlaf dann doch. Sie kannst ihm die Brust auch immer wieder anbieten, wenn es wach ist, aber nicht drängen. Manche Babys sind eher bereit zu trinken, wenn ihre Mutter umhergeht statt stillzusitzen.
Weitere Maßnahmen, die sich bei einem Stillstreik bewährt haben, sind:
im Umhergehen stillen,
in der Badewanne oder im Schaukelstuhl stillen,
im Halbdunkeln stillen,
im Halbschlaf stillen,
das Baby mit der Brust spielen lassen,
unterschiedliche Stillhaltungen ausprobieren,
alle künstlichen Sauger vermeiden,
das Baby massieren,
viel Körperkontakt (Haut auf Haut),
und ganz wichtig: keinen Stillstress erzeugen, weder bei der Mutter noch beim Kind, Ruhe und Gelassenheit, auch wenn es schwer fällt.
Um die Milchproduktion aufrecht zu erhalten und zu verhindern, dass die Brust übervoll wird, sollte die Milch ausgestrichen oder abgepumpt werden. Die so gewonnene Milch kann dem Kind mit einer alternativen Fütterungsmethode angeboten werden, z.B. mit einem Becher. Die Flasche ist in dieser Situation nicht unproblematisch, denn es kann passieren, dass sich dein Kind dann zur Flasche hin abstillt.
LLLiebe Grüße
Biggi Welter
von
Biggi Welter
am 29.04.2013
Antwort auf:
Baby verweigert unvermittelt die Brust
Liebe Biggi,
vielen Dank für die Antwort. Wir sehen zu, dass wir eine Stillberaterin sprechen. Können Sie mir sagen, was der Grund für einen Streik sein könnte? Was bedeutet "saugverwirrt"?
Viele Grüße
Maik
von
Tiger12
am 29.04.2013, 14:07
Antwort auf:
Baby verweigert unvermittelt die Brust
Lieber Maik,
für einen Stillstreik kann es viele Ursachen geben. Bekommt das Baby Zähne? Hat es eine Erkältung oder eine verstopfte Nase, so dass es beim Trinken behindert wird? Hat es Ohrenschmerzen, so dass ihm das Stillen wehtut? Wurde kontrolliert, ob ein Harnwegsinfekt vorliegt? Ist die Mutter aus irgendeinem Grund beunruhigt oder aufgebracht? Babys reagieren auf die Gefühle ihrer Mutter.
Gab es beim Stillen einen unliebsamen Zwischenfall? Wurde zum Beispiel gestillt während das Baby untersucht wurde und ist es dabei erschrocken?
Kurz: Gab es irgendwelche einschneidenden Veränderungen oder besondere Situationen
Manchmal lässt sich die Ursache auch nicht herausfinden und der Streik endet ebenso unvermittelt, wie er begonnen hat.
Eine Saugverwirrung kann in jedem Alter und auch mit jedem künstlichen Sauger entstehen, doch mit zunehmendem Alter wird das Risiko dafür immer geringer. Am größten ist die Gefahr innerhalb der ersten Wochen, deshalb sollte in den ersten Wochen auf alle künstlichen Sauger (auch Schnuller) verzichtet werden, damit Mutter und Kind die Gelegenheit haben, dass sich eine gute Stillbeziehung einspielt und das Kind lernt gut und korrekt an der Brust zu trinken.
Die Trinktechniken an Brust und Flasche (künstlichem Sauger, Schnuller) unterscheiden sich grundlegend. Manche Kinder kommen mit dem Wechsel zwischen den beiden Techniken nicht klar und versuchen dann mit der falschen Technik an der Brust zu trinken. Das funktioniert nicht, das Kindbekommt an der Brust keine oder nur wenig Milch, ist frustriert und lehnt die Brust dann im schlimmsten Fall sogar ab. In dieser Situation spricht man dann von einer Saugverwirrung.
Nun kann ein verhängnisvoller Kreislauf beginnen: da das Kind mit der falschen Technik an der Brust trinkt, wird es an der Brust hektisch, saugt an, lässt wieder los, dreht den Kopf hin und her schluckt viel Luft (die wiederum führt möglicherweise zu Bauchproblemen) und da es die Brust nicht mehr richtig stimuliert kommt es zu einem Rückgang der Milchmenge und damit zu weiterem Zufüttern, wenn dieser Kreislauf nicht unterbrochen wird.
Eine Saugverwirrung ist alles andere als lustig und Stillberaterinnen wissen aus Erfahrung nur zu gut, warum sie künstlichen Saugern wie Schnuller und Flasche kritisch gegenüberstehen, denn beide bescheren uns immer wieder eine Menge „Beschäftigung".
LLLiebe Grüße,
Biggi
von
Biggi Welter
am 29.04.2013
Antwort auf:
Baby verweigert unvermittelt die Brust
Hallo liebe Biggi,
vielen Dank für die Tips. Es hat meine Frau ermutigt, nicht aufzugeben und das wurde dann schließlich auch belohnt. Das Stillen klappt jetzt wieder. Seit Dienstag geht unser Kleiner wieder gern an die Brust.
Danke nochmal und liebe Grüße
Maik
von
Tiger12
am 02.05.2013, 11:51