Baby nach stillen immer noch hungrig

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: Baby nach stillen immer noch hungrig

Hallo, mein Sohn ist jetzt 15 Tage alt und ich würde eigentlich voll stillen, hab aber folgendes Problem: Ich hatte am Anfang zu wenig Milch, weswegen ich abgepumpt habe bis ich genug Milch produziere, daher weiß ich, dass ich mindestens 80ml pro 2 1/2h habe. Das entspricht auch in etwa seiner Trinkmenge. In der letzten Woche habe ich immer abgepumpt und ihm die Milch dann im Fläschchen gegeben, das hat gut funktioniert, er ist durch die Mutermilch allein immer satt geworden. Ich habe das so gemacht, weil meine Brust so wund war, dass ich kaum anlege konnte. Jetzt ginge es mit Stillhütchen, aber wenn ich ihn 1h lang anlege, hat er nachher immer noch Hunger, er gibt dann vll 20min Ruhe, ist aber wach und unruhig. Ich weiß aber, dass er Milch von der Brust rausbekommt, weil er im und um den Mund herum Milch hat, wenn ich die Seite wechsle und auch im Stillhütchen ist Milch zu sehen. Seine Saugkraft kommt mir auch ganz gut vor. Ich bekomme ihn also durchs reine Brust anlegen nicht satt und weiß nicht woran das liegen könnte. Ich kann den ganzen Vormittag stillen und wenn ich dann das Mittagessen machen muss, schreit er wieder, weil er Hunger hat - wenn ich ihm dann ein Fläschchen gebe, trinkt er erstmal nur 20ml, dann nach 10min verlangt er die nächsten 20ml usw. Ich bin langsam verzweifelt! Ich habe auch die Sorge, dass er vll doch weniger Milch rausbekommt, als ich durchs Pumpen, obwohl jeder sagt, dass es umgekehrt ist? Und ich dann letztendlich weniger Milch produziere... Woran könnte es denn sonst noch liegen? Wäre für jeden Hilfe dankbar!

von miezekatze142 am 01.01.2018, 13:27



Antwort auf: Baby nach stillen immer noch hungrig

Liebe miezekatze142, das„Marathonstillen“ ist in diesem Alter so weit verbreitet, dass es als „normal“ angesehen werden sollte. Der Fachausdruck dafür lautet „Cluster Feeding“. So kleine Babys wollen häufig, aber vor allem in unregelmäßigen Abständen gestillt werden und fast alle Babys haben eine Tageszeit, zu der sie fast ununterbrochen an der Brust trinken (oder auch nur nuckeln) wollen. Das Marathonstillen kann für Sie sehr anstrengend und auch nervend sein, aber es hat seinen Sinn. Rein wissenschaftlich gesehen ist es so, dass das Baby durch den Stillmarathon die Prolaktinausschüttung anregt und so dafür sorgt, dass die Milchbildung angeregt wird und genügend Milch für das Kind zur Verfügung steht. Ein Baby sollte nach Bedarf gestillt werden. Alle Stillexperten sind sich einige, dass Stillen nach Bedarf für Mutter und Kind am besten ist. So wird sichergestellt, dass das Baby die Nahrung, die es braucht, genau dann bekommt, wenn es sie braucht und sich das Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage einstellen kann. Während eines Wachstumsschubs kann es durchaus sein, dass ein Baby alle Stunde an die Brust möchte. Es gibt keinen Grund einen Mindestabstand zwischen zwei Stillmahlzeiten einzuhalten. Im Extremfall kann das „Hinhalten" des Babys zu Gedeihstörungen führen. All die Erzählungen von einem bestimmten Rhythmus eines Babys sind schlicht und ergreifend falsch. Muttermilch ist innerhalb von 60 bis 90 Minuten verdaut und der Organismus eines Babys ist auf häufige Mahlzeiten eingestellt. So kleine Babys wollen im Schnitt zwischen acht und zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden gestillt werden. Im Schnitt heißt, es gibt Babys die seltener nach der Brust verlangen (eher wenige Babys) und es gibt Babys, die häufiger an die Brust wollen (die Mehrzahl). Nun ist es jedoch nicht so, dass ein Kind zügig zwanzig Minuten trinkt und sich dann nach drei Stunden das nächste Mal rührt, sondern es kommt immer wieder zu Stillepisoden, die so ablaufen: das Kind trinkt eine kurze Weile, hört auf, döst vielleicht sogar weg und beginnt erneut kurz zu trinken usw. Dieses Verhalten heißt Clusterfeeding und ist absolut normal für kleine Babys. Besonders gehäuft treten diese Stillepisoden am Nachmittag und Abend auf, wie überhaupt die Abstände zwischen den Stillzeiten im Verlauf des Tages immer kürzer werden. Dazu kommt, dass in bestimmten Altersstufen Wachstumsschübe zu erwarten sind, in denen die Baby manchmal schier ununterbrochen an die Brust wollen. Wird in dieser Situation zugefüttert, wird der Brust kein erhöhter Bedarf signalisiert und die Milchmenge kann sich auch nicht auf den erhöhten Bedarf einstellen. Das Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage wird gestört und es kann der Beginn eines unfreiwilligen Abstillens sein. Darum raten wir erst dann zur Gabe von künstlicher Milch, wenn keine andere Maßnahme geholfen hat - oder das Kind deutlich zu wenig zugenommen hat! Ich kann Ihnen gerne empfehlen, einmal ein Stillgruppentreffen zu besuchen oder zumindest einmal mit einer Stillberaterin in ihrer Nähe ein direktes Gespräch (auch am Telefon) zu führen. Viele Unsicherheiten lassen sich im direkten Gespräch sehr viel besser ausräumen und der Austausch mit anderen stillenden Müttern kann sehr ermutigend sein und vor allem werden Sie sehen und erleben, dass sich andere Babys genau so verhalten wie Ihr kleines Menschlein. Falls Sie noch keinen Kontakt zu einer Stillberaterin haben, sollten Sie sich an eine Stillberaterin vor Ort wenden, die Ihnen beim Stillen sehen kann und so feststellen kann, ob Ihr Baby korrekt an der Brust saugt oder vielleicht ein Saugproblem vorliegt, das behandelt werden müsste. Adressen von Stillberaterinnen finden Sie im Internet unter: http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). LLLiebe Grüße Biggi

von Biggi Welter am 01.01.2018



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