Hallo Biggi,
ich muss gestehen, ich bin sehr verzweifelt und fast am Ende meiner Kräfte...ich hoffe ihr könnt mir helfen...
Mein Sohn (4 wochen alt) will NUR an der Brust - wortwörtlich: nicht jeder Stunde oder 2 Stunden sondern PAUSENLOS!! Er hängt über 1 Stunde daran, trink sehr gierig...Wenn es nach ihm ginge, würde er keine Pause machen. Ist das normal? Wie viel ist normal? was ist normal? er nimmt sehr gut zu und häufig, von laut gierigkeit, kotzt er alles wieder ab - so ich gehe davon aus, dass er satt ist. Manchmal, vor allem Abends, merke ich aber, dass ich weniger Milch habe und er wird richtig unruhig uns sauer! das macht mich fertig, weil sonst kann ich ihm nicht beruhigen. Er hängt so krass an mich, dass er nur einschläft nach dem trinken...Schlaf ist ein weiteres Problem...
Ich habe alles Mögliches gehört...Mir würde gesagt, es sei ein Schub, was ich langsam nicht glauben kann, weil es so ist seit der Geburt so ist! Schnüller will er nicht! Meine Hebamme meint, ich soll mindestens 1 st Pause zwischen Mahlzeiten aber er dreht durch uns sucht "diese Stunde" Pause NUR dir Brust mit dem Kopf und heult und schreit...papa kann ihm auch nicht beruhigen, kein einpucken, schaukelt...
Schlafen bzw. ablegen ist auch ein weiteres thema! Er hat ein leicht Schlaf und kann nur auf die Brust einschlafen - ich aber nicht. Ablegen geht es auch gar nicht, er fängt sofort zum heulen und um ihn zu beruhigen, hilft nur die Brust. er schläft ma 10 min, mal 30 min, mal 1 stun...sehr unregelmässig...
Man sagt, alles wird besser aber ich habe das Gefühl es wird alles schlimmer! Meine Bruste sind strapaziert! ich schlafe gar nicht - gestern war er wach von 1 uhr bis 6 morgens! kurz auf mich eingeschlafen von 6 bis 8 und seit 8 ist er auf meine Arme - half wach - halb schlaf - während ich dir schreibe...
weil ich alleine bin ist es alles noch schlimmer und Geduld ist nicht immer da...
was kann ich tuen? was hat mein baby? kennen Sie so ein Fall von so ein gieriges baby? was kann man dagegen tuen? ich habe etwas vom hintermilch gehört aber wie merkt man dass er das nicht getrunken hat?
mein mann "droht" mich mit der flasche, weil er denk es wird alles besser und das baby wird satt aber ich will nicht! ich möchte sehr gerne stillen, aber wenn es für ihn nicht gut ist,,,
Ich bin über jegliche Hilfe sehr sehr sehr dankbar.
Patricia Gonzalez
von
constant
am 07.02.2012, 10:27
Antwort auf:
Baby (4 wochen) will pausenlos gestillt werden!
Liebe Patricia,
Ihr Sohn ist ein noch recht junges Baby und sein Verhalten entspricht schon fast „lehrbuchmäßig" dem eines wenige Tage oder Wochen alten Babys, das eben nicht zehn bis 15 Minuten an der Brust trinkt und danach zufrieden einschläft (Baby, die sich so verhalten, sind so schwierig zu finden, wie eine Nadel im Heuhaufen).
Babys haben ein über das reine Ernährungssaugen hinausgehendes Saugbedürfnis und diesem „non nutritiven" Saugen kommt eine sehr große Bedeutung zu. Nun werden viele Menschen sagen: „Dafür gibt es ja einen Schnuller". Doch das ist eine sehr zweifelhafte Antwort. Der Schnuller ist eine Brustattrappe und von der Natur ist vorgesehen, dass das non nutritive Saugen an der Brust stattfindet. Wird der Schnuller eingesetzt, kann es nicht nur zu Saugproblemen kommen, er kann auch dazu führen, dass das Kind zu wenig Zeit an der Brust verbringt, so dass die Brust nicht ausreichend stimuliert wird und das Kind nicht die Milch bekommt, die es braucht. Der Gebrauch des Schnullers ist sehr kritisch zu sehen.
Die anderen Nebeneffekte, wie häufiges Aufstehen der Mutter, weil das Kind den Schnuller verliert, sind natürlich auch nicht gerade angenehm.
Sie können sich und dem Baby das Leben sehr viel einfacher machen, wenn Sie sich auf Ihr Kind einlassen. Die oben erklärten Zusammenhänge machen es Ihnen möglicherweise einfacher, dem Bedürfnis des Kindes entgegenzukommen, zumal es erwiesen ist, dass es sich langfristig auszahlt, diese Bedürfnisse jetzt zu stillen.
So kleine Babys wollen im Schnitt zwischen acht und zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden gestillt werden. Im Schnitt heißt, es gibt Babys die seltener nach der Brust verlangen (eher wenige Babys) und es gibt Babys, die häufiger an die Brust wollen (die Mehrzahl). Nun ist es jedoch nicht so, dass ein Kind zügig zwanzig Minuten trinkt und sich dann nach drei Stunden das nächste Mal rührt, sondern es kommt immer wieder zu Stillepisoden, die so ablaufen: das Kind trinkt eine kurze Weile, hört auf, döst vielleicht sogar weg und beginnt erneut kurz zu trinken usw. Dieses Verhalten heißt Clusterfeeding und ist absolut normal für kleine Babys (und keinesfalls ein Einschlafproblem). Besonders gehäuft treten diese Stillepisoden am Nachmittag und Abend auf, wie überhaupt die Abstände zwischen den Stillzeiten im Verlauf des Tages immer kürzer werden. Dazu kommt, dass in bestimmten Alterstufen Wachstumsschübe zu erwarten sind, in denen die Baby manchmal schier ununterbrochen an die Brust wollen. Ein Wachstumsschub ist mit etwa vier bis sechs Wochen zu erwarten.
Dazu kommt: Menschenbabys sind Traglinge, die den Kontakt zur Mutter brauchen. Es ist von der Natur nicht vorgesehen, dass sie alleine sind und auch nicht, dass sie alleine schlafen. Das widerspricht dem Bild vom süß in der Wiege schlummernden Baby, das fast alle Frauen (zumindest beim ersten Baby) haben. Es ist daher nicht verwunderlich, wenn Ihr Kind nicht pausenlos schlafen will und ständigen Körperkontakt sucht.
Außerdem schlafen die meisten Babys sehr viel weniger als es von den Eltern angenommen wird. Babys sind soziale Wesen, die die Welt, in die sie hineingeboren wurden erkunden und kennenlernen wollen und das geht nicht im Schlaf. Lassen Sie Ihr Kind an Ihrem Leben teilnehmen. Integrieren Sie Ihr Kind in Ihr Leben und versuchen Sie nicht, Ihr früheres Leben einfach wieder aufzunehmen.
Es gibt auch noch weitere Gründe, warum Ihr Kind aufwacht, sobald Sie es hinlegen. Es wird einfach deshalb wach, weil es durch die Lageveränderung von senkrecht zu waagerecht geweckt wird. Eine solche Lageveränderung reizt das Gleichgewichtsorgan im Ohr und kann dazu führen, dass das Baby aufwacht. Wenn ein Baby liegend (an der Brust) einschläft und liegen bleiben kann, die Lageveränderung also wegfällt, sind die Chancen, dass es weiterschläft erheblich besser. Das gemeinsame Schlafen hat eine ganze Reihe von Vorteilen und verhilft der Mutter zu mehr Schlaf.
Möglicherweise wird Ihr Kind auch wach, weil das Bett kälter ist als der Körper von Mutter oder Vater. Diese Temperaturunterschiede können ebenfalls zum Aufwachen führen. Hier hilft es, das Baby in eine Decke zu wickeln und in die Decke eingewickelt hinzulegen. Auch der Kopf sollte in der Decke liegen.
Wenn Ihr Kind viel quengelt und weint, dann kann es sein, dass es ein Baby mit erhöhten Bedürfnissen ist, ein High Need Baby, wie diese Kinder von dem amerikanischen Kinderarzt Dr. William Sears genannt werden. Ein High Need Baby braucht sehr viel mehr Einsatz von seiner Mutter/Eltern. Es ist kein „pflegeleichtes" Kind. Oft zeigen sich die Erfolge der Bemühungen der Mutter erst nach längerer Zeit und die Mutter zweifelt an sich selbst. Deshalb ist es so wichtig, dass Mütter/Eltern wissen, dass es High Need Babys gibt und wissen, dass sie keine „Schuld" haben.
Sehr gut beschrieben sind High Need Babys in dem Buch „Das 24 Stunden Baby" von Dr. William Sears und Dr. Sears gibt auch Anregungen und Erklärungen, was Eltern tun können, um zu einem einfacheren Alltag mit ihren Kindern zu kommen. Das Buch ist im Buchhandel, bei der LLL, jeder LLL Stillberaterin und im Stillshop auf dieser Seite erhältlich.
Ich kann Ihnen nur dringend empfehlen, einmal ein Stillgruppentreffen zu besuchen oder zumindest einmal mit einer Stillberaterin in ihrer Nähe ein direktes Gespräch (auch am Telefon) zu führen. Viele Unsicherheiten lassen sich im direkten Gespräch sehr viel besser ausräumen und der Austausch mit anderen stillenden Müttern kann sehr ermutigend sein und vor allem werden Sie sehen und erleben, dass sich andere Babys genau so verhalten wie Ihr kleines Menschlein.
Adressen von Stillberaterinnen finden Sie im Internet unter:
http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC).
LLLiebe Grüße
Biggi Welter
von
Biggi Welter
am 07.02.2012