Hallo
Ich entbinde in genau 3 Wochen ( KS ) und habe mich gegen das Stillen entschieden.
Ich nehme unter anderem ein Medikament, bei dem man nicht Stillen sollte, und es gibt noch andere Gründe, die mich nun zu dem Entschluss gebracht haben.
MUSS man zwingend diese Abstilltabletten nach der Geburt nehmen ?
Bei meinem ersten Kind wollte ich stillen, hatte aber nie einen Milcheinschuss und auch keinerlei Probleme, nachdem ich aufhörte ihn anzulegen.
Vielen Dank
Mitglied inaktiv - 24.06.2010, 15:23
Antwort auf:
Abstilltabletten ein MUSS ?
Liebe Panija,
wenn Sie sich Ihrer Entscheidung nicht zu stillen absolut sicher sind, dann haben Sie zwei Möglichkeiten des primären Abstillens: medikamentös oder auf natürliche Weise.
Auch wenn Sie jetzt vielleicht glauben, dass die Einnahme von Abstilltabletten der einfachere Weg ist, sollten Sie bedenken, dass dieser Weg sehr gravierende Nebenwirkungen haben kann und der Milcheinschuss nicht immer sicher unterdrückt wird bzw. es nach dem Absetzen der Medikamente zu einem Milcheinschuss kommen kann.
Das natürliche Abstillen hat sehr viele Vorteile und außerdem könnte Ihr Kind dann zumindest das Kolostrum erhalten.
Zu ihrer Information hänge ich Ihnen einen Leserbrief eines Gynäkologen aus Hamburg an, in dem er sich mit der Frage "Abstillen medikamentös oder natürlich" auseinandersetzt.
Falls Sie sich für das natürliche Abstillen entscheiden, sollten Sie bereits vor der Geburt mit einer Stillberaterin in Ihrer Nähe Kontakt aufnehmen, die Sie auch in dieser Frage (Abstillen gehört zum Stillen) beraten kann.
Ich wünsche Ihnen eine schöne restliche Schwangerschaft und eine gute Geburt.
LLLiebe Grüße
Biggi Welter
Leserbrief Pädiatrische Praxis 60, 561 562 (2001/2002)
Abstillen - natürlich oder medikamentös
Zu Umfrage in Pädiatrische Praxis 59, 583 587 (2001)
In der Umfrage haben Vertreter namhafter Geburtskliniken Stellung genommen. Zu den Risiken der Einnahme von Ergotaminabkömmlingen - und das sind alle dort genannten Medikamente zum medikamentösen Abstillen - hat sich kein Experte sachgerecht geäußert. Die Umfrage erweckt den Eindruck, als seien früher einmal in den USA Zwischenfälle aufgetreten, die jedoch in Europa nie Bedeutung erlangt haben und vernachlässigbar sind.
Ein Studium der verfügbaren Literatur vermittelt jedoch ein etwas anderes Bild. Hinzu kommen immer wieder mündliche Berichte von Hebammen sowie Kolleginnen und Kollegen über Herzinfarkte und zerebrale Krampfanfälle im Zusammenhang mit der Einnahme von Bromocriptin. Die jüngste Veröffentlichung aus Deutschland über solche Zwischenfälle stammt aus dem Jahr 2000 (1). Sie arbeitet auch die derzeitig verfügbare Literatur auf. Danach sind folgende berichtete Nebenwirkungen von Bromocriptin postpartal bisher beobachtet worden: Herzinfarkt (1, 2), Bluthochdruck (3), Schlaganfall (4), Krampfanfall (5), Psychose (6). Außerdem konnte von Larazet et al. (7) erstmals ein Koronararterienspasmus nach Bromocriptingabe oral im Herzkatheterlabor nachgewiesen werden. Unter einer Einmalgabe von Bromocriptin war ein Vasospasmus der rechten Koronararterie mit einer Lumeneinengung von 70 % angiographisch nachweisbar.
Es besteht also kein Zweifel daran, dass Ergotaminerderivate zu Vasospasmen führen können und damit auch zu den genannten erheblichen Nebenwirkungen teilweise mit Todesfolge. Das Potenzial zu diesen Nebenwirkungen haben auch alle neueren Ergotaminderivate (z.B. Cabergolin), da sie der gleichen Stoffgruppe entstammen. Sie sind lediglich noch nicht über so lange Zeit und so gründlich untersucht worden.
Freilich sind die genannten erheblichen Risiken gering; sie haben aber immerhin dazu geführt, dass die Food and Drug Administration (FDA) die Zulassung von Bromocriptin zum Abstillen widerrufen hat. Offenbar unbeachtet geblieben ist die Empfehlung der Arzneimittelkommission der Bundesärztekammer von 1989, die die Anwendung von Bromocriptin zum Abstillen nur in medizinisch begründeten Situationen empfiehlt (8).
In den Umfragen wurde festgestellt, dass das Abstillen häufig auf Wunsch der Mütter erfolgt und es selten medizinische Gründe zum Abstillen gibt. Dementsprechend dürften auch Ergotamtinabkömmlinge zum Abstillen nur selten angewendet werden, würde man der Empfehlung der Arzneimittelkommission folgen. Dass dem nicht so ist, ist seit Jahren bekannt. Der Grund liegt darin, dass das "natürliche Abstillen" erst in den letzten Jahren bekannter geworden ist. Es ist mühsamer als das medikamentöse Abstillen, und es dauert länger. Die Befürchtung, es könnte sich eine Mastitis entwickeln ist nur selten berechtigt, da die Übertragung der Keime aus dem Mund des Kindes auf die Brustwarze (immer noch der häufigste Übertragungsweg!) normalerweise nicht wirksam ist.
Aufgrund der Datenlage habe ich keinen Zweifel, dass es ein juristisches Erfordernis ist, die betroffenen Mütter über die alternativen Möglichkeiten zum Abstillen aufzuklären und die seltenen Risiken auch zu nennen. Die Begründung, es fehle die Kontrollmöglichkeit des gewünschten Effektes bei natürlichem Abstillen greift nicht, da heute jeder betroffenen Frau eine Nachsorgehebamme und eine Frauenarztpraxis zur Verfügung stehen, die diese Kontrolle ausüben können. Bei den Ausführungen über natürliches Abstillen verwundert es immer wieder, dass die Reduktion der Flüssigkeitsaufnahme durch die Mutter immer noch genannt wird. Schon seit vielen Jahren ist aus der Literatur bekannt, dass eine Einschränkung der Trinkmenge nur eine eingeschränkte Harnproduktion, jedoch keine Verminderung der Milchproduktion zur Folge hat. Zusätzlich verschlechtert sich auch noch das Allgemeinbefinden der betroffenen Mutter, so dass diese unnütze Maßnahme endlich aus dem Repertoire gestrichen werden sollte!
Literatur:
Arzneimittelkommission Bundesärztekammer: Medikamentöses Abstillen nur in medizinisch begründeten Fällen. Dtsch. Ärzteblatt 86 (1989), 1232.
Canterbury, R. J., et al: Post partum psychosis Induced by Bromocriptine. South Med J. 1987; 80:1463 4.
Hopp, L., et al: Myocardial infarction post partum in patients taking Bromocriptine for the prevention of breast engorgement. Int J. cardiol 1996; 1957: 227 32.
Iffy, L.: Post partum intracerebral haemorrhag in a patients receiving Bromocriptine. Pharmacoepidem Drug Safety 1994; 3: 247 9.
Katz, M., et al: Puerperal hypertension, stroke and Seizures after suppression of lactation with
Bromocriptine. Obstet gynecol. 1985; 66: 822 4.
Lindner, M., et al: Ergotamininduzierter postpartaler Myocardinfarkt. Herz/Kreisl. 2/2000; 32: 65 68.
Larrazet, F. et al; Possible bromocriptine induced myocardial infarction. Ann. Int. Med. 1993, 118: 199 200.
Lawrence, R.A.: Breastfeding: Mosby Baltimore, Berlin 1999, 305.
Dr. Michale Scheele
Stillberater IBCLC
Stillbeauftragter des Berufsverbandes der Frauenärzte und der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe
von
Biggi Welter
am 24.06.2010
Antwort auf:
Abstilltabletten ein MUSS ?
Vielen Dank für die Antwort.
Ich möchte nicht zwangsläufig diese Tabletten nehmen, daher die Nachfrage.
Eine Freundin sagte mir, dass man das machen MUSS !
Mir wäre natürlich deutlich lieber, und auch die erste Milch wäre wohl ok.
Nur aud Dauer ist es mit dem Medikament nicht vertretbar.
Von daher stehe ich voll hinter diesem Entschluss, denn es ist fürs Kind besser.
Ich werde mich dann an eine Hebamme wenden.
Mitglied inaktiv - 24.06.2010, 19:02