Tabletten um Milcheinschuss zu verhindern

Dr. med. Vincenzo Bluni Frage an Dr. med. Vincenzo Bluni Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe

Frage: Tabletten um Milcheinschuss zu verhindern

Guten Abend Dr. Bluni, ich werde, bedingt durch eine vor Jahren stattgefundene Brustoperation mein Kind nicht stillen können. Meiner Ansicht nach muss ich Tabletten bekommen, um den Milcheinschuß zu verhindern... Ich möchte jedoch nicht in der Klinik entbinden, wo ich auf jeden Fall gleich mit entsprechenden Medikamenten versorgt werden kann, sondern im Geburtshaus oder zu Hause. Meine Ärztin hält nicht viel von außerklinischen Geburten und ich habe Bedenken, dass sie mir das Rezept für entsprechende Tabletten nicht ausstellt. Wie kann ich in diesem möglichen Fall verfahren? Gibt es Alternativen? Vielen Dank und einen schönen Abend, Gerit.

von Gerit77 am 26.01.2011, 21:02



Antwort auf: Tabletten um Milcheinschuss zu verhindern

Hallo Gerit, 1. wenn es um die Frage des primären Abstillens auf natürliche Art geht, so kann die Frau versuchen, unter Anleitung einer Hebamme oder Stillberaterin die Brust bei Bedarf hochzubinden, einen Still-Bh zu tragen, die Brust zu kühen und dabei gleichezeitig darauf zu achten, dass kein Milchstau entsteht oder sich gar Entzündungszeichen einstellen. Vorherige propyhlaktische Maßnahmen gibt es sonst nicht. Erfahrungsgemäß wird aber ein primäres Abstillen ohne Medikamente eher schwierig sein. 2. gegen eine ambulante Entbindung, z.B. in einem Geburtshaus, ist erst mal nichts einzuwenden, sofern medizinisch seitens der Schwangerschaft oder der Vorgeschichte der Schwangeren nichts dagegen spricht. Es wird allerdings jeder Frauenärztin/Frauenarzt von erfahrenen Juristen empfohlen, die Frau eingehend darauf hinzuweisen, dass bei etwaigen Komplikationen, das Risiko sowohl für das Kind als auch für die Mutter höher sind, als in einer Geburtsklinik. Dieses ist dann auch zu dokumentieren. Deshalb sollte auch die Hebamme sehr gewissenhaft die Frauen aussuchen, um das Risiko für Mutter und Kind zu minimieren. Das klappt sicher auch in den meisten Fällen, aber leider hören wir (und nicht die Frauen oder die Presse) von Fällen und Verläufen, die so sicher nicht wünschenswert sind, gerade deshalb, weil eben unter anderem auch nicht wie in der Klinik innerhalb weniger Minuten (15-20) ein komplettes Team für eine Notsituation da ist, oder auch kurzfristiger der diensthabende Arzt/Ärztin. Wichtig ist in dem Zusammenhang das offene und wertfreie, aber dennoch objektive Gespräch mit den Eltern. Dieses sollte auch auf die möglichen Risiken, soweit es geht, eingehen Es sollte aber meines Erachtens die mittlerweile überwiegend positive und unkritische Berichterstattung zur Geburt im Geburtshaus oder Hausgeburt, die die "technisierte Entbindung unter der sterilen Klinikatmosphäre" als zunehmend überholt darstellt, ersetzt werden durch eine objektivere Form der Darstellung. Es darf nicht vergessen werden, dass erstens das Klientel der so genannten Geburtshäuser vorselektiert ist, da Risikofrauen in die Klinik geschickt werden und somit die Ergebnisse zwangsläufig gut ausfallen müssen. Darüber hinaus sollte man bedenken, dass bekanntermaßen in einigen Fällen die Sorgfaltspflicht zumindest zu denken gibt. 3. aus meiner persönlichen Erfahrung heraus, die noch durch gelegentliche Anwesenheiten bei Geburten –auch in großen geburtshilflichen Abteilungen – gekennzeichnet ist, kann ich berichten, dass hier in sehr vielen Fällen die Frauen eben auch in einer sehr persönlichen Atmosphäre betreut werden, Medikamente nur bei Indikation oder Wunsch zum Einsatz kommen und auch die geborenen Kinder bleiben zunächst für 1-2 Stunden bei der Mutter, ohne, dass sie umgehend gewogen und gemessen werden würden. Dass das Personal dann wechselt, lässt sich am besten durch die Wahl einer Beleghebamme umgehen. 4. in einer großen US-amerikanische Studie mit 340.000 Haus- und 210.000 Klinikgeburten konnte aktuell belegt werden, dass Hausgeburten gegenüber Klinikgeburten zwar mit einer etwa gleich hohen perinatalen Sterblichkeit einhergehen, jedoch einer etwa dreimal so hohen neonatalen Sterblichkeit. Die perinatale Sterblichkeit beinhaltet Totgeburten und Todesfälle von der 24. Schwangerschaftswoche bis zum 7.Lebenstag nach der Geburt. Die neonatale Sterblichkeit umfasst hingegen die ersten 28 Lebenstage. Das Ärzteteam vom Main Medical Center in Portland, USA konnte belegen, dass es bei geplanten Heimgeburten erwartungsgemäß weniger Interventionen wie Epiduralanästhesien, Dammschnitte, CTG-Kontrollen oder operative Entbindungen gab. Zu Überraschung der Wissenschaftler war jedoch die neonatale Sterblichkeit bei Hausgeburten um den Faktor 3 erhöht. Die häufigste Todesursache der verstorbenen Neugeborenen waren Schwierigkeiten mit der Atmung und erfolglose Wiederbelebungsversuche. Diese Erkenntnisse decken sich auch mit einer anderen amerikanischen Studie, die belegen konnte, dass Neugeborene kurz nach einer Hausgeburt einen schlechteren Gesundheitsstatus hatten als Neugeborene, die in einem Krankenhaus zur Welt kamen. Ähnliche Erkenntnisse wurden durch ein holländisches Team gewonnen, deren Studie in 2009 im Britsh Journal of Medicine veröffentlich wurden. Dieser Studie zufolge haben Kinder von schwangeren Frauen mit niedrigem Risiko ein etwa doppelt so hohes Sterberisiko als Kinder von Frauen mit hohem Risiko. Für Schwangere, deren Betreuung unter der Geburt von der Hebamme auf den Arzt übertragen wurde, war das relative Risiko auf einen perinatalen Tod sogar 3,66-fach erhöht. Wichtig in dem Zusammenhang ist, dass die Frauen mit niedrigem Risiko in Holland vor allem in Geburtshäusern entbunden werden (diese Gruppe macht immerhin etwa 22% der Schwangeren aus) und dass Holland im Vergleich zu anderen Ländern in Europa immerhin die höchste perinatale Sterberate hat. Quellen: Evers, Annemieke C. C.et al., Perinatal mortality and severe morbidity in low and high risk term pregnancies in the Netherlands: prospective cohort study, BMJ 2010; 341:c5639 Wax J et al. Maternal and newborn outcomes in planned home birth vs. planned hospital births: a metaanalysis. AJOG 2010, 203:x.ex-x.ex. http://www.gbe-bund.de/gbe10/ergebnisse.prc_pruef_verweise?p_uid=gast&p_aid=3252300&p_fid=9056&p_ftyp=TAB&p_pspkz=D&p_sspkz=&p_wsp=&p_vtrau=4&p_hlp_nr=&sprache=D&p_sprachkz=D&p_lfd_nr=2&p_news=&p_modus=2&p_window=&p_janein=J (Mutter-Kind Mortalität ,WHO Health Data, letzter Abruf:27.1.2011)

von Dr. med. Vincenzo Bluni am 27.01.2011



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