Frenchy17
Hallo Herr Karle Ich hoffe Sie können mir meine Sorge nehmen. Habe mich mit Ringelröteln angesteckt und seitdem habe ich super Angst vor weiteren Infektionen wie Toxoplasmose und Listerien. Natürlich halte ich mich sehr genau an alle Hygieneregeln. Dennoch kommt es immer wieder zu Situationen die ich innerlich sehr dramatisiere. Waren gestern beim örtlichen Griechen. Salat mag ich schon gar nicht essen und das Getränk bestelle ich ohne Zitrone.nun kamen meine Kalamari mit Pommes und Reis. Wie üblich (hatte vergessen es abzubestellen) lag ein Stück Zitrone am Teller. Hab diese mit messer und Gabel auf einen extra Teller. Und dann weiter gegessen. Im Nachhinein kam mir, dass das Besteck "Kontakt" zu der Zitrone hatte. Hoffe natürlich sie war gewaschen, aber sich sein kann man sich natürlich nicht. Ist ein solcher Infektionsweg mit Listerien möglich? Oder kann es bei einer "kurzen Berührung" nicht zu einer Ansteckung kommen? Weil die Menge zb zu gering ist? Vielen Dank für Ihr Feedback
Guten Tag, ich sehe hier keine Infektionsgefahr. Ich sehe eher eine psychische "Störung", welche Sie gerne in der Schwangerschaft behandeln sollten. Theoretisch kann hinter jeder Alltagssituation eine Infektion lauern. Zur Info über Listerien: Listeria monocytogenes befindet sich im Boden und im Wasser. Gemüse kann durch die Erde oder durch Jauche verunreinigt werden, die als Düngemittel verwendet wird. Tiere können das Bakterium in sich tragen, ohne krank zu werden und deshalb können das Fleisch und Molkereiprodukte verunreinigt sein. Das Bakterium hat man in vielen rohen Produkten, wie zum Beispiel ungekochtem Fleisch und Gemüse, wie auch in Lebensmitteln, die nach der Zubereitung verunreinigt wurden, wie z.B. Käse und ausgekühlten Fleischstücken, gefunden. Listerien werden durch Pasteurisieren und durch Erhitzen abgetötet. Deshalb sollte z.B. Fleisch auch genügend erhitzt werden Auch wenn die Herstellung und Zubereitung von Lebensmitteln einwandfrei ist, ist eine nachträgliche Verunreinigung möglich. Die Kontamination der Käse mit Listerien kann entweder über Rohmilch oder während der Käseherstellung von kontaminierten Geräten ausgehen. Durch Pasteurisieren der Milch können die Listerien abgetötet werden. Listerien reichern sich besonders in der Rinde von Weichkäsen (z. B. Romadur, Limburger) und Schimmelkäse (Blau- und Weißschimmelkäse) an. Dabei ist ausschließlich die Rinde betroffen, da Listerien ein alkalisches Milieu benötigen, das hier während der Reifung entsteht. Durch laufende Kontrollen der produzierten Käse und verbesserter Hygienemaßnahmen konnte in der Bundesrepublik das Auftreten von Listerien in Käse verringert werden." (Deutsche Gesellschaft für Ernährung). Rohmilchkäse ist höchstens auf 40 Grad erhitzt (beim herkömmlichen Käse werden durch das starke Erhitzten (Pasteurisieren) der Milch etwa 99 % der natürlichen Bakterien abgetötet), dadurch bleiben im Rohmilchkäse die Keime erhalten, wodurch er ein vollmundigeres Aroma bekommt. Dadurch können eventuell in der Milch vorhandene Keime in den Käse gelangen. Nach veterinärmedizinischer Begutachtung ist der Verzehr eines lang gereiften, harten Rohmilchkäses nach dem Typ Edamer oder Emmentaler wesentlich weniger bedenklich, als der eines frischen Rohmilchkäses, der aus dem Quark direkt gewonnen wird. Frische Weichkäse können eher gesundheitsgefährdende Keime enthalten als Hartkäse, die monatelang lagern. Schwangere haben gegenüber der Normalbevölkerung ein zwölffach höheres Risiko, eine richtige Infektion und nicht nur eine Besiedelung mit Listerien durchzumachen. Allerdings verläuft die Infektion in den meisten Fällen nicht dramatisch. Sie äußert sich in mäßigem Fieber, geringem Schüttelfrost, Abgeschlagenheit und Kopfschmerzen; also mit den Symptomen eines grippalen Infektes beziehungsweise einer Harnwegsinfektion. Charakteristische Hinweise auf eine Listeriose fehlen, eine Abgrenzung zur Grippe beziehungsweise anderen Infektionen ist nicht gegeben, so dass eine gezielte Suche nach den Bakterien in der Regel unterbleibt. Während der oft nur kurzen fiebrigen Krankheitsperiode der Mutter können die Listerien – im Gegensatz zu den allermeisten anderen Bakterien – die Plazentaschranke passieren und in den Foetus eindringen. Kurzfristig entwickelt sich eine lokale Infektion der Plazenta (Plazentitis). Da das unreife Kind im Mutterleib noch keine adäquaten Abwehrmechanismen hat, ist es stark gefährdet. Je nach Alter der Schwangerschaft kommt es zur Fehlgeburt oder zu mehr oder weniger starken Infekten verschiedener Organe des Kindes . Wie häufig ist jedoch eine Listeriose? Die konnatale Listeriose (Infektion unter der Geburt) wird etwa nur 30- bis 40-mal pro Jahr registriert Das Robert-Koch-Institut (RKI) gibt für diese Infektion für das Jahr 2005 etwa eine Inzidenz von 5 pro 100.000 an. Laut des statistischen Jahrbuchs des Robert-Koch-Instituts 2010 kamen bundesweit 22 konnatale (um den Zeitpunkt der Geburt herum) Infektionen zur Meldung. Etwa 85% der Erkrankten sind nicht schwangere Personen. Janakiraman V. spricht von etwa 12 pro 100.000 schwangerschaftsassoziierten Fällen. "Im Zeitraum 2004–2011 wurden 188 Fälle einer schwangerschaftsassoziierten Listeriose gemeldet (die Listeriose ist meldepflichtig, Anmerkung V.B.). Dieses entspricht ca.6 % der übermittelten Listeriose-Erkrankungen in Deutschland." (Preußel, K., Werber, D., Stark, K.). Kann Listeriose verhindert werden? Die generellen Hygienerichtlinien empfehlen für die Verhinderung von Listeriosen die gleichen Maßnahmen wie zur Vorbeugung anderer durch verunreinigte Lebensmittel verursachter Erkrankungen (z.B. Salmonellen). Generelle Empfehlungen: • Kochen Sie rohes Essen von Tieren, wie Rind, Schwein und Geflügel immer ganz durch • Waschen Sie rohes Gemüse gründlich bevor Sie es essen • Halten Sie bei der Zubereitung rohes Fleisch strikt fern von Gemüse und von gekochtem Essen und essfertigen Lebensmitteln • Vermeiden Sie rohe (unpasteurisierte) Milch oder Nahrungsmittel, die aus roher (unpasteurisierter) Milch hergestellt wurden • Waschen Sie sich die Hände, Geschirr und Geräte, die mit rohen Lebensmitteln in Berührung gekommen sind. Bei Verdacht oder der Diagnose eine Listeriose kann mit einer antibiotischen Behandlung Schaden abgewendet werden. Es sollte aber immer der behandelnde Arzt entscheiden, ob er in einem solchen Fall wirklich die Abklärung einer Listerioseinfektion für geboten hält. Das The American College of Obstetricians and Gynecologists spricht sich im Fall des vermeintlichen Kontaktes zu Listerien (das bedeutet, das verzehrte Lebensmittel war erwiesenermaßen mit Listerien infiziert gewesen) zu folgendem Vorgehen aus: Keine Symptome: keine Maßnahmen Patient ist symptomatisch und hat kein Fieber: zuwarten, beobachten. Blutkulturen können in Erwägung gezogen werden. Patient ist symptomatisch (grippeähnliche Symptome, wie Muskelschmerzen, Beschwerden im Bauch oder Rücken, Übelkeit, Erbrechen oder Durchfall) und hat Fieber: Diagnostik mit Blutkulturen und Antibiotikatherapie Es wird also nur bei begründbarem klinischen Verdacht auf eine Listerieninfektion bei der Schwangeren eine Diagnostik veranlasst werden. Dieses ist in aller Regel dann nicht der Fall, wenn die Schwangere versehentlich rohes Fleisch, Rohmilchkäse oder ähnliches verzehrt hat. Sinnlos und überholt ist ein Antikörpernachweis. Alles gute wünscht Ihnen. Dr. Christian Karle
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