Hallo zusammen,
ich habe mich hier angemeldet, weil ich nicht mehr weiß, an wen ich mich wenden soll...
Meine Frau (24) hat Verdacht auf Keuchhusten und ist in der 35. SSW (bislang keine Komplikationen).
Zur Vorgeschichte, bei uns in der Familie ist keiner gegen Keuchhusten geimpft.
Meine Mutter war als Lehrerin in direktem Kontakt mit einer Kollegin die Keuchhusten hat. Ein Bluttest bei meiner Mutter war negativ. Nun habe ich als Sohn auch einen Blutttest machen lassen und mein Hausarzt hat gesagt, dass der Wert leicht erhöht ist und dies auf Keuchhusten hinweist - eine frische Infektion wahrscheinlich ist.
Da meine Frau in der 35. SSW ist und ich täglich engen Kontakt mir ihr habe, fragen wir uns was wir sinnvollerweise machen sollen.
Als nächsten Schritt wollen wir beide einen Bluttest am folgenden Montag machen lassen.
Ich werde mich am Wochenende auf Distanz zu meiner Frau halten und entsprechend keine Lebensmittel/Geschirr etc. mit ihr teilen...
Falls meine Frau ebenfalls Keuchhusten haben sollte, wie sollen wir uns bei und nach der Geburt verhalten? Da man immer liest, dass Keuchhusten für das Neugeborene tödlich sein kann, sind wir total verunsichert und wissen nicht wie wir am sinnvollsten handeln sollen.
Meine Frau und ich hatten in den letzten 1-2 Wochen eine Erkältung, aber nix ganz wildes. Starker Husten oder andere Keuchhusten Symptome sind uns nicht aufgefallen.
Wir haben einfach große Angst, dass dies für unseren Sohn bei bzw. nach der Geburt sehr gefährlich sein kann und wir möchten das Risiko minimieren.
Der Hausarzt ist auch keine große Hilfe, da dieser keine gescheite Diagnose stellt und auch nicht beraten hat.
Vielleicht kann mir hier jemand zur Seite stehen und mir entsprechende Tips geben?
Vielen Dank,
Nils
Mitglied inaktiv - 02.03.2012, 16:53
Antwort auf:
Keuchhusten in der 35. SSW, wie am besten vorgehen?
Hallo Nils,
sofern eine schwangere Frau Kontakt zu einem erkrankten Kind oder einer an Keuchhusten erkrankten Person hatte ist, wird das Ansteckungsrisiko für Frauen ohne Immunität sehr hoch sein.
In dem Fall erfolgt der Nachweis des Erregers über die Bestimmung der DNA mittels PCR-Verfahren. Dieses sollte der behandelnden Allgemeinmediziner in Abstimmung mit dem behandelnden Frauenärztin/Frauenarzt und dem Labor veranlassen. Die Antikörperbestimmung alleine reicht hier oft nicht aus.
Wenn das Ergebnis positiv ausfällt, wird eine Therapie mit dem Antibiotikum Erythromycin-Ethylsuccinat-Tabletten (1,5-2,0 g/Tag) für 14 Tage empfohlen. Es besteht nach bisheriger Datenlage kein erhöhtes individuelles Risiko mit dem genannten Antibiotikum in der Schwangerschaft. Das gilt auch für eine Erkrankung kurz vor der Entbindung.
Für den Feten besteht durch eine mütterliche Keuchhustenerkrankung keine Gefährdung, denn die Erreger gelangen nicht in die Blutbahn. Bei starken Hustenanfällen über einen längeren Zeitraum kann es aber selten zur Frühgeburtsbestrebungen kommen.
Bedeutungsvoll für das Neugeborene ist eine Infektion der schwangeren Mutter am Entbindungstermin.
Um das Risiko der Ansteckung der schwangeren Mutter zu reduzieren ist es sinnvoll, auch enge Haushaltskontaktpersonen und Betreuerinnen von Neugeborenen am besten 4 Wochen vor der Geburt, vor Eintreten der Schwangerschaft oder direkt nach der Geburt zu impfen. Auch geimpfte Personen können nach Kontakt zu Erkrankten vorübergehend die Erreger übertragen.
Die ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt die einmalige Impfung aller Erwachsenen.
Die Empfehlungen stammen von Frau Professor Enders, aus dem Labor Enders in Stuttgart, das sicher zu einer der großen Referenzeinrichtungen in Deutschland gehört, was Infektionen in der Schwangerschaft betrifft.
VB
Quellen
Enders, Gisela, Prof.Dr., Pertussis-Impfung, Info Nr.35a, Stand 1-2012 (www.labor-enders.de )
Enders, Gisela, Prof.Dr., Pertussis-Kontakt und Erkrankung in der Schwangerschaft, nach der Geburt, - Maßnahmen für das Neugeborene/Kontaktpersonen, Info Nr.33a, Stand 1-2012 (www.labor-enders.de )
http://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Merkblaetter/Ratgeber_Pertussis.html (Empfehlungen bei Keuchhusten, Robert-Koch-Institut, letzter Abruf:20.06.2018)
von
Dr. med. Vincenzo Bluni
am 03.03.2012