Keuchhusten in der 35. SSW, wie am besten vorgehen?

Dr. med. Vincenzo Bluni Frage an Dr. med. Vincenzo Bluni Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe

Frage: Keuchhusten in der 35. SSW, wie am besten vorgehen?

Hallo zusammen, ich habe mich hier angemeldet, weil ich nicht mehr weiß, an wen ich mich wenden soll... Meine Frau (24) hat Verdacht auf Keuchhusten und ist in der 35. SSW (bislang keine Komplikationen). Zur Vorgeschichte, bei uns in der Familie ist keiner gegen Keuchhusten geimpft. Meine Mutter war als Lehrerin in direktem Kontakt mit einer Kollegin die Keuchhusten hat. Ein Bluttest bei meiner Mutter war negativ. Nun habe ich als Sohn auch einen Blutttest machen lassen und mein Hausarzt hat gesagt, dass der Wert leicht erhöht ist und dies auf Keuchhusten hinweist - eine frische Infektion wahrscheinlich ist. Da meine Frau in der 35. SSW ist und ich täglich engen Kontakt mir ihr habe, fragen wir uns was wir sinnvollerweise machen sollen. Als nächsten Schritt wollen wir beide einen Bluttest am folgenden Montag machen lassen. Ich werde mich am Wochenende auf Distanz zu meiner Frau halten und entsprechend keine Lebensmittel/Geschirr etc. mit ihr teilen... Falls meine Frau ebenfalls Keuchhusten haben sollte, wie sollen wir uns bei und nach der Geburt verhalten? Da man immer liest, dass Keuchhusten für das Neugeborene tödlich sein kann, sind wir total verunsichert und wissen nicht wie wir am sinnvollsten handeln sollen. Meine Frau und ich hatten in den letzten 1-2 Wochen eine Erkältung, aber nix ganz wildes. Starker Husten oder andere Keuchhusten Symptome sind uns nicht aufgefallen. Wir haben einfach große Angst, dass dies für unseren Sohn bei bzw. nach der Geburt sehr gefährlich sein kann und wir möchten das Risiko minimieren. Der Hausarzt ist auch keine große Hilfe, da dieser keine gescheite Diagnose stellt und auch nicht beraten hat. Vielleicht kann mir hier jemand zur Seite stehen und mir entsprechende Tips geben? Vielen Dank, Nils

Mitglied inaktiv - 02.03.2012, 16:53



Antwort auf: Keuchhusten in der 35. SSW, wie am besten vorgehen?

Hallo Nils, sofern eine schwangere Frau Kontakt zu einem erkrankten Kind oder einer an Keuchhusten erkrankten Person hatte ist, wird das Ansteckungsrisiko für Frauen ohne Immunität sehr hoch sein. In dem Fall erfolgt der Nachweis des Erregers über die Bestimmung der DNA mittels PCR-Verfahren. Dieses sollte der behandelnden Allgemeinmediziner in Abstimmung mit dem behandelnden Frauenärztin/Frauenarzt und dem Labor veranlassen. Die Antikörperbestimmung alleine reicht hier oft nicht aus. Wenn das Ergebnis positiv ausfällt, wird eine Therapie mit dem Antibiotikum Erythromycin-Ethylsuccinat-Tabletten (1,5-2,0 g/Tag) für 14 Tage empfohlen. Es besteht nach bisheriger Datenlage kein erhöhtes individuelles Risiko mit dem genannten Antibiotikum in der Schwangerschaft. Das gilt auch für eine Erkrankung kurz vor der Entbindung. Für den Feten besteht durch eine mütterliche Keuchhustenerkrankung keine Gefährdung, denn die Erreger gelangen nicht in die Blutbahn. Bei starken Hustenanfällen über einen längeren Zeitraum kann es aber selten zur Frühgeburtsbestrebungen kommen. Bedeutungsvoll für das Neugeborene ist eine Infektion der schwangeren Mutter am Entbindungstermin. Um das Risiko der Ansteckung der schwangeren Mutter zu reduzieren ist es sinnvoll, auch enge Haushaltskontaktpersonen und Betreuerinnen von Neugeborenen am besten 4 Wochen vor der Geburt, vor Eintreten der Schwangerschaft oder direkt nach der Geburt zu impfen. Auch geimpfte Personen können nach Kontakt zu Erkrankten vorübergehend die Erreger übertragen. Die ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt die einmalige Impfung aller Erwachsenen. Die Empfehlungen stammen von Frau Professor Enders, aus dem Labor Enders in Stuttgart, das sicher zu einer der großen Referenzeinrichtungen in Deutschland gehört, was Infektionen in der Schwangerschaft betrifft. VB Quellen Enders, Gisela, Prof.Dr., Pertussis-Impfung, Info Nr.35a, Stand 1-2012 (www.labor-enders.de ) Enders, Gisela, Prof.Dr., Pertussis-Kontakt und Erkrankung in der Schwangerschaft, nach der Geburt, - Maßnahmen für das Neugeborene/Kontaktpersonen, Info Nr.33a, Stand 1-2012 (www.labor-enders.de ) http://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Merkblaetter/Ratgeber_Pertussis.html (Empfehlungen bei Keuchhusten, Robert-Koch-Institut, letzter Abruf:20.06.2018)

von Dr. med. Vincenzo Bluni am 03.03.2012



Ähnliche Fragen ähnliche Fragen

Keuchhusten-Impfung ab welcher SSW?

Guten Tag Dr. Karle Ab welcher Woche empfehlen Sie die Keuchhusten-Impfung? Ich habe gelesen, es sollte erst ab der 28. SSW erfolgen, damit es auch den besten Schutz für das Baby gibt. Aktuell bin ich in der 20. SSW (19+6) und meine Frauenärztin will mich am 01.06.22 impfen. Besten Dank für Ihre Antwort & Freundliche Grüsse MamaBär


Keuchhusten

Hallo Herr Dr. Karle, stellt eine Keuchhusteninfektion während der Schwangerschaft (aktuell 21. Woche) eine Gefahr für das Ungeborene dar? Vielen Dank und herzliche Grüße Maria


Keuchhusten Impfung

Sehr geehrter Herr Dr.Karle, Ich bin derzeit im letzten Schwangerschaftstrimester und habe erfahren dass in dieser Zeit eine Keuchhustenimpfung mit einem 3-fach oder 4-fach Impfstoff empfohlen wird damit das Baby einen Schutz hat bis es dann selbst geimpft werden kann. Mein Arzt selbst hat das nie angesprochen, deshalb habe ich ihn gefragt ob er...


Keuchhusten Impfstoff - Lagerung

Hallo Hr. Dr. Karle, ich habe gestern den Impfstoff für die Keuchhusten-Impfung (Covaxis-Fertigspritze) aus der Apotheke abgeholt und dann leider eine Stunde im Flur liegen lassen (ca. 17 Grad). Erst dann ist mir aufgefallen, dass sie im Kühlschrank gelagert werden soll. Führt diese 1h zu warme Lagerung zu Folgen? Sollte ich einen neuen Impfstoff ...


Keuchhusten trotz Impfung in Schwangerschaft - Auswirkungen auf das Ungeborene?

Guten Tag, ich hatte vor 2 Wochen unerklärliches Fieber und erhöhte Entzündungswerte, mir wurde 2x im Abstand einiger Tage Blut abgenommen. Nun kam gestern ein Anruf dass bei mir der Verdacht auf Keuchhusten besteht (wird morgen per PCR abgeklärt). Ich habe mich jedoch im Sommer 2021, also vor knapp 1,5 Jahren, gegen Pertusis impfen lasse...


Keuchhusten-Impfung während Schwangerschaft bei Verdacht auf Autoimmunerkrankung

Sehr geehrter Herr Dr. Karle, Meine Frage dreht sich konkret um die Frage der Keuchhusten-Impfung in der Schwangerschaft. Ich bin in der 16. SSW. Seit über 15 Jahren steht ein Rheumaverdacht im Raum (hoher ANA-Titer + positiver Antizentromere-AK). Da ich aber "nur" diese Laborwerte hatte, wurde ich nie medikamentös behandelt. Letztes Ja...


Keuchhusten schwangerschaft

Hallo Herr Dr. Karle, ich bin zurzeit in der 8 SSW und ich hatte gestern evtl. Kontakt mit einem Pertussiserkrankten. Wir waren zusammen in einem Raum und die Person war auch ständig am husten. Erst am Ende hat die Person erwähnt wenn die Beschwerden nicht besser werden das Montag ein Test gegen Keuchhusten gemacht wird. Ich mache mir natürlich ...


Keuchhusten Impfung

Sehr geehrter Herr Dr. Karle, ich habe gestern die Kombimpfung Diphterie, Pertussis, Tetanus im Rahmen der Schwangerschaft bekommen. Heute habe ich schlimme Kopfschmerzen, Gliederschmerzen und Kreislaufprobleme. Sobald ich aufstehe wird mir schwindelig und schwarz vor Augen. Kann dies von der Impfung kommen? Auch die Kreislaufprobleme. Ich h...


Tetanus / Keuchhusten in der Schwangerschaft

Guten Tag, Meine Frauenärztin empfiehl mir, die tetanus impfung ich habe erst einmal abgelehnt da ich sie erst vor 4 Jahren erhalten habe und sie meines achtens ja 10 Jahre hält. Ist es in Ordnung wenn ich mich jetzt nach den 4 Jahren wirder damit impfe ? Muss ich bedenken haben um das ungeborene? Was würden Sie mir empfehlen? ...30 s...


Keuchhusten Impfung

Hallo Herr Dr Karle, ich wurde 2016 gegen Diphterie,Tetanus und Polio geimpft. Leider war da Keuchhusten nicht dabei. Der wurde einige Zeit davor geimpft, somit nicht mehr wirksam. Ich würde diese Impfung nun gerne machen lassen, weil es in unserer Stadt vor kurzem einen Todesfall eines Neugeborenen aufgrund von Keuchhusten gab. Welchen Impfsto...