Sehr geehrter Herr Dr. Bluni,
bei meiner ersten SS bin ich an Präeklampsie erkrankt.
Nach mehrwöchigem Krankenhausaufenthalt musste unser Baby dann in der 32. SSW per Kaiserschnitt mit einem Geburtsgewicht von 1350g geholt werden. Zum Glück geht es unserem Schatz jetzt aber sehr gut.
Ich bin 32 J. alt und würde gerne noch ein Baby bekommen, habe aber Angst, dass sich das ganze wiederholt oder gar schlimmer aus geht. Das Problem ist, dass sich mein Blutdruck auch 10 Monate nach der Schwangerschaft nicht normalisiert hat. Ohne Medikamente ist insbesondere der Diastolische Wert zu hoch (um die 100). Vor der Schwangerschaft war mein Blutdruck eher "zu niedrig" insofern war eher zu erwarten, dass sich alles wieder normalisiert. Da dies nicht der Fall ist, weiß ich nicht wie ich eine erneute Schwangerschaft angehen sollte und wie lange ich noch warten sollte. Meine jetzigen blutdrucksenkenden Medikamente sind in der SS nicht erlaubt und Metyldopa u. Adalat haben in der letzten SS schon nicht richtig gewirkt. Ansonsten fehlt mir nichts und ich bin normalgewichtig.
Welche Möglichkeiten habe ich noch oder muss ich mich eher damit abfinden, dass es bei einem Kind bleiben sollte?
Was würden Sie mir raten? Gibt es Spezialisten an die ich mich wenden könnte (Raum Stuttgart)? In der Frauenklinik konnte man mir nicht wirklich weiter helfen. Ich wurde lediglich auf ein erhöhtes Risiko in der nächsten SS hingewiesen und dass ich keine Möglichkeit habe dem entgegenzusteuern. Was ja so nicht stimmt. Es gibt ja bspw. die Möglichkeit der ASS-Gabe. Wie kann ich vorgehen?
Herzliche Grüße,
Clea
von
Clea
am 24.02.2011, 09:18
Antwort auf:
Erneuter Kinderwunsch nach Präeklampsie
Hallo,
1. die Zahlen der Literatur beziffern das Wiederholungsrisiko für eine Präeklampsie (Gestose) zwischen 19,5 -25,9 Prozent. Dabei ist das Wiederholungsrisiko umso größer, je früher die Erkrankung aufgetreten ist und liegt über 60%, wenn sich eine Präeklampsie bereits vor der 28. SSW manifestiert hat (Steinhard, 1999); Es ist also nicht gerade gering.
Laut einer Studie aus Israel aus dem Jahr 2000 liegt das Wiederholungsrisiko für eine Präeklampsie bei 25,7% in der nachfolgenden Schwangerschaft und bei 37% für Patientinnen, die in ihrer ersten Schwangerschaft an einer schweren Präeklampsie litten.
Nach einer Eklampsie ist das Wiederholungsrisiko etwa bei 21.9Prozent bis 46.8 Prozent.
Nach einem HELLP-Syndrom ist das Wiederholungsrisiko zwischen 3-5 Prozent anzusiedeln. Für HELLP Patientinnen, die vor der 32. SSW
entbunden worden sind, steigt das Risiko für eine erneute Frühgeburt in der nächsten
Schwangerschaft um 61% (Sullivan et al. 1994).
Im Falle eines erneuten Kinderwunsches mit derartiger Vorgeschichte sollte sicher schon im Vorfeld auch der Hausarzt nach internistischen Symptomen, die von Herz-Kreislaufsystem ausgehen können oder auch die Niere betreffen können, schauen, um hier im entsprechende Risiken auszuschließen.
Auch können schon mal Gerinnungsstörungen bei der Frau, die nur mit speziellen Untersuchungen nachweisbar sind, ursächlich sein.
Nach den vorliegenden Leitlinien scheint zurzeit die einzige verfügbare Methode zur Prävention der Präeklampsie in einer ab der Frühschwangerschaft beginnenden Einnahme von niedrig dosierter Acetylsalicylsäure (75-150 mg/Tag) zu sein. In Deutschland ist hier die ASS-Dosierung von 100 mg/Tag schon fast etabliert.
Darüber hinaus sollte die Frau dann während der Schwangerschaft auf eine möglichst gesunde Ernährung unter Wahrung der maximalen Gewichtszunahme, einer ausreichenden Flüssigkeits-, Eiweiß- und Salzaufnahme achten.
Die prophylaktische Einnahme von Magnesium hat sich in wissenschaftlichen Studien eindeutig als vorbeugend erwiesen.
Unter Berücksichtigung der Vorgeschichte sind entsprechende Hinweiszeichen frühzeitig zu beachten.
Weiterhin ist die Ultraschall-Doppleruntersuchung schon früher, als andere Methoden in der Lage, Hinweiszeichen für eine Präeklampsie (Gestose) erkennen zu können.
2. sofern nun auch nach der Schwangerschaft der Blutdruck erhöht ist, wird die Situation nicht unbedingt verbessert.
Ansprechpartner ist hier am besten ein größeres Perinatzalzentrum, dass sie ganz bestimmt auch in Stuttgart haben.
Quellen:
http://www.uni-duesseldorf.de/AWMF/ll/015-018.htm
AWMF-Leitlinie 015/018 Leitlinien der Arbeitsgemeinschaft Schwangerschaftshochdruck/Gestose der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e.V. (DGGG):“Diagnostik und Therapie hypertensiver Schwangerschaftserkrankungen“, Stand:5-2008, zuletzt abgerufen:23.11.2010
Dukler D MD, Porath A MD; Bashiri A MD, Erez O MD; Mazor M MD. Remote
prognosis of primiparous women with preeclampsia. Eur. J. of Obstet. Gynecol. and
Reprod. Biol. 2001,96: 69-74
Janssen, Petra, „Wiederholungsrisiko und anamnestisches Risikoprofil bei hypertensiven
Schwangerschaftserkrankungen (HES)”, Dissertation, 2004
Sibai BM., Gordon T, Thom E, Caritis SN, Klebanoff MK, McNellis D et al. Risk
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study. Am. J. Obstet. Gynecol. 1995a;172:642-48.
Steinhard J, Klockenbusch W. Schwangerschaftsinduzierte Hypertonie und Präeklampsie. Risikofaktoren und Vorhersagemöglichkeiten. Gynäkologe 1999;32:753-60
Sullivan CA, Magann EF, Perry KG, Jr., Roberts WE, Blake PG, Martin JN, Jr. The
recurrence risk of the syndrome of hemolysis, elevated liver enzymes, and low
platelets (HELLP) in subsequent gestations. Am. J. Obstet. Gynecol. 1994;171:940-
43.
von
Dr. med. Vincenzo Bluni
am 24.02.2011