guten abend herr dr bluni,
ich habe heute blutergebnisse einer routineuntersuchung bekommen (ich leide unter einem zu hohem ruhepuls und extrasystolen).
mein internist sagte mir, das mein blutzuckerwert zu hoch ist (110). das blut wurde aus der vene entnommen (nüchtern). ich soll nun gänzlich auf zucker verzichten, auch fruchtzucker... mich überzeugt das nicht wirklich.
sollte ich meinen zuckerbelastungstest (in zwei wochen) vorziehen?
vielen dank und einen schönen abend
birgitt 20ssw
Mitglied inaktiv - 06.03.2009, 19:08
Antwort auf:
blutzuckerwerte
Liebe Birgit,
1. ein Nüchternzucker von über 90 mg/dl ist allein schon ein Beleg für einen Schwangerschaftsdiabetes. Darüber hinaus kann ein oraler Glucosetoleranztest die Verdachtsdiagnose dann meist bestätigen oder auch ausschließen.
2. eine Diabetikerin kann heute eine Schwangerschaft in aller Regel "normal" austragen und ein gesundes Kind zur Welt bringen. Es ist aber zu fordern, dass sie sich schon bei der Planung, spätestens sofort nach Feststellung der Schwangerschaft, von einem diabetologisch erfahrenen Internisten und einem mit diabetologischen Problemen vertrauten Gynäkologen gemeinsam betreuen lässt.
Wichtigstes Ziel der Prophylaxe und Behandlung ist eine normoglykämische (normale Zuckerwerte) Diabeteseinstellung.
Dieses Ziel ist erreicht, wenn die Blutglukosewerte vor den Mahlzeiten unter 90 mg/dl, eine Stunde nach dem Essen unter 140 mg/dl, zwei Stunden danach unter 120 mg/dl liegen. In der ersten Schwangerschaftshälfte soll das HbA1c im oberen Normbereich, später im unteren Normbereich stoffwechselgesunder Schwangerer liegen (Normbereich mit 4,8 bis 6,0 %).
Das Therapiekonzept des Gestationsdiabetes sieh als erste Stufe eine Ernährungsberatung vor. In 90% der Fälle genügt diese Ernährungsumstellung (bei der übrigens kaum eine Patientin Hungergefühl hat), um das Therapieziel zu erreichen.
Gleichzeitig sollte eine ausreichende Bewegung der Schwangeren sichergestellt sein. Bereits ein halbstündiger Spaziergang nach dem Essen kann die Blutzuckerwerte deutlich senken.
Nur bei Schwangeren, die auch dann noch ein pathologisches Blutzuckertagesprofil (wie oben angegeben) aufweisen, ist zusätzlich eine Insulingabe notwendig.
Zur Ernährungsumstellung ist folgendes zu sagen:
Empfohlen wird eine Ernährung, die eine für die Bedürfnisse der Schwangerschaft adäquate Kalorienmenge und Zusammensetzung enthält. Der Kalorienbedarf für eine Schwangere im 2. und 3. Schwangerschaftsdrittel (Trimenon) beträgt ca. 30 kcal/kg Körpergewicht. Bei Frauen mit einem Body-Mass-Index von größer 27 kg/ Quadratmeter Körperoberfläche am Beginn der Schwangerschaft sollte die Kalorienmenge auf 25 kcal/ kg Körpergewicht reduziert werden.
Die Kostverordnung soll von einer ausgebildeten Fachkraft nach Kohlenhydrat-Einheiten (KE) quantifiziert werden.
Weiteres besprechen Sie bitte mit den Experten vor Ort.
Auf den Internetseiten der Deutschen Diabetes-Klinik an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf
http://www.diabetes.uni-duesseldorf.de/download/DDFI_Broschuere_Schwangerschaft.pdf
können Sie dazu eine sehr informative Broschüre für Betroffene downloaden.
VB
von
Dr. med. Vincenzo Bluni
am 08.03.2009