Guten Tag Herr Dr. Bluni,
eine Fragen zum Risiko der Schwangerschaftscholestase: In meinen beiden letzten Schwangerschaften hatte ich eine starke Form der Schwangerschaftscholestase (welche auch durch Medikamente kaum gelindert werden konnte)...nun bin ich in der 10.SSW und frage mich nun wie hoch das Risiko der Schwangerschaftscholestase in dieser Schwangerschaft ca. ist? Meine Gynäkologin hatte noch nie eine Patientin mit diesem Befund, wann ist wohl der beste Zeitpunkt mit einer Klinik zu sprechen, erst wenn die Beschwerden da sind? Wie hoch ist das Frühgeburts/Totgeburtsrisiko denn? Ich bedanke mich vorab für Ihre Anworten.
Viele Grüße
Happy-Kugel
von
Happy-Kugel
am 01.04.2011, 08:43
Antwort auf:
3. Schwangerschaft, Risiko Schwangerschaftscholestase?
Hallo,
die Schwangerschaftscholestase (ICP) wird in Mitteleuropa bei 0,1 bis ein Prozent der Schwangerschaften beobachtet. Sie manifestiert sich vorwiegend im letzten Schwangerschaftsdrittel und ist mit der Entbindung prinzipiell voll reversibel.
Die orale Gabe von Ursodesoxycholsäure bessert den Juckreiz und die mütterlichen Leberwerte bei der Schwangerschaftscholestase.
Die Schwangerschaftscholestase ist – wie schon angeführt - nach der Entbindung rasch (innerhalb von 24 bis 48 Stunden) reversibel und hat abgesehen von Juckreiz und begleitender Symptomatik für die Schwangere einen gutartigen Charakter.
Somit ist die Entbindung die kausale „Therapie“ der Schwangerschaftscholestase. Bei Zeichen für fetalen Stress beziehungsweise Verschlechterung des fetalen Zustandes ist die vorzeitige Geburtseinleitung indiziert. Dieses kann auch ein Kaiserschnitt sein.
Im Vordergrund steht hier also die vitale Gefährdung des Feten.
Es kann infolge der ICP in 19-60% der Fälle zu Frühgeburten kommen und das Risko der Totgeburt ist in etwa 5fach erhöht.
Die Wiederholungswahrscheinlichkeit für eine folgende Schwangerschaft scheint Studien zufolge zwischen 60-70% zu liegen.
Ich empfehle Ihnen, sich in der Frage des besten Vorgehens mit einer geburtshilflichen Abteilung eines größeren Krankenhauses und dort dann auch an einen erfahrenen Oberarzt/Chef zu wenden, um mit ihm/ihr die für Sie beste Entscheidung zu treffen.
Dabei sollte selbstverständlich auch die behandelnde Frauenärztin/Frauenarzt eingebunden sein.
VB
Quellen
Glantz A, Marschall HU, Mattsson LA. Intrahepatic cholestasis of pregnancy: Relationships between bile acid levels and fetal complication rates. Hepatology 2004;40:467-474.
McDonald JA: Cholestasis of pregnancy. J Gastroenterol Hepatol 1999; 14: 515–518
Samuels P, Cohen AW. Pregnancies complicated by liver disease and liver dysfunction. Obstet Gynecol Clin North Am 1992; 19: 745-763.
von
Dr. med. Vincenzo Bluni
am 01.04.2011