Männer im Kreißsaal ...

Männer im Kreißsaal

© Adobe Stock, Fotolia XXIV

Bei der Geburt eines Babys sind im Kreißsaal Typen mit Nerven aus Stahl, dem Mut des letzten Mohikaners und der Geduld eines Engels gefragt. Glauben Sie nicht? Stimmt auch nicht. Männer können auch ohne die oben genannten Eigenschaften eine große Hilfe bei der Geburt sein!

Damit die Geburt des Babys dennoch ein schönes Erlebnis wird, sollte man ein paar Punkte bedenken.

Im Geburtsvorbereitungskurs gibt es unterschiedliche Meinungen zum Thema "Väter im Kreißsaal": "Bei unserem ersten Baby war mein Mann bei der Geburt dabei. Das war für mich eine große Unterstützung", berichtet eine Mutter. "Wenn ich ehrlich sein soll", meldet sich eine andere Frau zu Wort, "ich empfand die Anwesenheit meines Partners als störend. Ständig hatte ich Sorge, dass er mein Stöhnen nicht mehr hören kann. Und als das Baby auch noch per Saugglocke geholt werden musste, war er völlig überfordert."

Auf einmal ist es ruhig in der Runde. Alle blicken mich an, und da kommt auch schon die Frage: "Sie erleben doch täglich Männer im Kreißsaal bei der Geburt. Was sind Ihre Erfahrungen?" Ich berichte den Kursteilnehmern davon, dass ich viele wunderschöne Entbindungen begleitet habe, bei denen das gemeinsame Geburtserlebnis nach der Schwangerschaft eine große Bereicherung für beide waren, dass ich aber leider auch nicht wenig negative Erlebnisse mit den Vätern bei der Geburt habe. Teilweise haben diese durch ihr Verhalten den natürlichen Ablauf der Geburt so gestört, dass es über Stunden nicht mehr weiter ging.

Wann sind Väter im Kreißsaal eine Hilfe?

Die Argumente für den werdenden Vater im Kreißsaal liegen klar auf der Hand: Das gemeinsame Erleben der Geburt nach der langen Schwangerschaft bietet eine gute Basis für die ersten Tage mit dem Baby und das folgende Familienleben. Der Partner fühlt sich nicht ausgeschlossen, sondern dazugehörig, er kann seine Frau liebevoll unterstützen und zum Baby von Anfang an eine intensive Beziehung aufbauen.

Nach meiner Erfahrung ist der Partner (oder eine andere Begleitperson) dann eine gute Hilfe für die Frau in den Wehen, wenn folgende Voraussetzungen gegeben sind:

Er kommt freiwillig mit zur Geburt, und nicht, weil "der Mann heutzutage mitgeht". Außerdem sollte er "die Erlaubnis" haben, jederzeit den Geburtsraum verlassen zu dürfen, wenn er das Bedürfnis danach hat.

Die Beziehung der beiden steckt derzeit nicht in einer schweren Krise.

Der Partner bringt Geduld und Ruhe mit.

Er hat sich - beispielsweise durch Teilnahme an einem Geburtsvorbereitungskurs - realistisch mit dem Ablauf einer Geburt einschließlich einiger Sondersituationen (Rückenspritze bzw. PDA, Kaiserschnitt, Geburt per Saugglocke oder Zange) auseinandergesetzt.

Sind diese Voraussetzungen gegeben, kann er der Frau tatsächlich eine große Hilfe sein: Er kann ihr Erfrischungen (Getränke, ein feuchtes Tuch für die Stirn etc.) oder etwas zu essen anbieten. Er kann die Frau bei der richtigen Atmung unterstützen und ihr durch eine Massage Schmerzen lindern. Durch liebevolle Zuwendung (streicheln, in den Arm nehmen, trösten, zuhören, ablenken, aufmuntern, motivieren) schafft er eine entspannte Situation, in der sich die werdende Mutter vertrauensvoll öffnen kann. Begleitung beim Spaziergang durch den Krankenhauspark oder das Stützen der Frau in den Wehen, besonders während der Pressphase, geben ihr körperlichen und psychischen Halt.

Wann lieber ohne Partner entbinden?

Problematisch wird die Anwesenheit einer Begleitperson allerdings dann, wenn diese mit der Situation völlig überfordert oder desinteressiert ist. Dies äußert sich beispielsweise in streithaftem oder besserwisserischem Verhalten, ständigem Jammern über die eigene Müdigkeit oder demonstrativem Beschäftigen mit etwas anderem.

Da kämpft die Frau mit starken Wehen, und der Mann liest in Seelenruhe den Sportteil einer Zeitung oder spielt Computerspiele (alles schon dagewesen). Besonders schlimm wird es, wenn der Mann die Frau bevormundet ("Nein, meine Frau kriegt noch keine Schmerzmittel, andere schaffen es ja auch ohne !"), sie demotiviert ("Das wird bestimmt ein Kaiserschnitt !") oder durch ständiges auf die Uhr gucken oder fragen ("Wie lange dauert denn das noch?") unter Druck setzt.

Nichts kann einen Geburtsablauf mehr stören als Hektik, Ungeduld oder sogar ein liebloses Verhalten - nichts dagegen macht ihn einfacher, als Zuwendung, Verständnis und Unterstützung.

Zuletzt überarbeitet: März 2019

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