Hallo Frau Neumann,
unser Sohn ist jetzt 15 Monate alt und ißt mit einer Ausnahme schon ganz gut am Tisch mit. Es ist so, daß er Gemüse NUR dann ißt, wenn es in Saucen verarbeitet ist. Es gibt aber halt nicht jeden Tag Sauce zu Nudeln, Reis oder Kartoffeln. Sobald er das Gemüse sieht - und vor allem wenn es kalt ist - wird es zwar probiert (er nimmt es sich auch selbst vom Teller), aber postwendend mit der Zunge wieder herausgedrückt. Er läßt sich auch nicht mit kleingedrücktem Gemüse austricksen, das ich unter das Essen mische. Rohes kann er noch nicht kauen, dazu fehlen ihm die Backenzähne.
Das geht schon eine ganze Zeit lang so und wir kommen kaum auf irgendwelche nennenswerten Gemüsemengen, wenn es eben keine Sauce gibt. Wie "schlimm" ist das denn, da ihm halt die Nährstoffe / Vitamine aus dem Gemüse fehlen (sonst ißt er alles), und sind Gemüsesäfte eine Alternative? Natürlich "übe" ich weiterhin jeden Tag mit ihm das Gemüseessen.
Vielen Dank!
von
Nicole1980
am 15.05.2015, 13:43
Antwort auf:
mehr Gemüse essen
Hallo Nicole1980
du machst es genau richtig, in dem du deinem Kind Gemüse anbietest, damit er es kennen lernen kann. Und auch die Art und Weise, wie du es machst, verspricht dir großen Erfolg. Gemüse darf ruhig in Speisen, in Sossen verarbeitet sein. Auf diese Weise wird es meist gerne gegessen und es gibt vielen Speisen erst den richtigen Geschmackskick, macht die Speise zum Genuss.
Pizza ist ein gutes Beispiel. Die Tomaten gehören einfach dazu und werden kommentarlos mitgegessen. In üblichen Maultaschen ist Spinat in die Füllung mit hinein gepackt. Das merkt kein Kind :-)
Gemüse darf ruhig ordentlich weich gekocht sein und mit viel Fett zubereitet sein. Hier zeigt das Beispiel mit dem Rahmspinat, wie der Siegeszug angetreten werden konnte. Gemüse lässt sich auch in Fleischsossen verstecken, in Gulasch, in Bratensosse.
Gemüse wird nämlich meist gut akzeptiert, wenn es entsprechend zubereitet wurde. Die Erklärung dazu folgt hier:
Gemüse ist ein wichtiger Bestandteil im Ernährungskonzept, weil es viele Vitamine, Mineralstoffe und Spiurenelemente, Ballaststoffe, Wasser und sekundäre Pflanzenstoffe (bspw Farbstoffe wie Anthocyane, Lycopine etc) liefert und gleichzeitig kaum Kalorien hat. Gemüse gilt demnach als DAS Lebensmittel. Gemüse kannst du überall einarbeiten, wobei der Kaloriengehalt der Speisen nahezu unbeeinflusst bleibt. In unserer (wie es heißt) immer dicker werdenden Gesellschaft also genau richtig. Gemüse gilt neuerdings als besonders wertvoll, wenn es vor allem grün und roh genossen werde - Beispiel: grüne Smoothies* - sie gelten aus oben genannten Gründen bei Gesundsheitsfanatikern als momentan das Beste....
Gemüse ist unbestritten ein wertvoller Begleiter in unserem großen Nahrungssortiment, da es genau wie oben beschrieben viele gute Inhaltsstoffe hat, die tatsächlich "gesund" sind. Aber - und jetzt kommt ein großes ABER - sekundäre Inhaltsstoffe haben durchaus Wirkungen auf den Körper, und zwar Positive wie auch Negative. Kohlsorten haben einen schwefligen Geruch, den sie bereits beim Kochen ausströmen (Kinder verbascheuen den schwefligen Geruch) und schon hier zu Ablehnung führen kann. Rucola schmeckt leicht scharf und bitter, auch grüne Paprika schmeckt bitter. Ein bitterer Geschmack wird vor allem von Kindern abgelehnt. Sie schmecken sogar schon ganz feine Nuancen und essen nicht weiter. Auch Möhren schmecken u.U. leicht bitter.
Manche Gemüsesorten enthalten Stoffe, die unverdaulich oder gar giftig sind. Diese Gemüsesorten brauchen erst einen Verarbeitungsschritt, um (gut) verdaulich werden - durch kochen, backen, frittieren oder fermentieren, u.a. (Auswaschen, entfernen, züchten,...).
Grüne Bohnen sind roh z.B. giftig und müssen unbedingt gekocht werden, um das sog. Phasin (= Lectin) zu zerstören.
Das sind nur ein paar wenige Beispiele, die dir verdeutlichen können, warum es sinnvoll ist, mit Gemüse verantwortungsvoll umzugehen und nur das zu essen, was man wirklich mag.
Grüne Lebensmittel sind häufig unreif, was nach Verzehr zu evtl Unwohlsein führen kann. Und diese bei Kindern häufig zu beobachtende, ich nenne sie einfach "grüne Gemüse/Obstphobie" hängt genau damit zusammen. Es ist sozusagen genetisch bedingt. Es bot früher einen Schutz vor Vergiftungen, wenn Kinder von sich aus, grüne Beeren am Strauch hängen liessen, statt sie aus Neugier (oder Hunger?) einfach zu essen.
In unserer modernen Gesellschaft hilft es, diese Urängste durch erzieherische Maßnahmen zu durchbrechen. Es hilft, unsere Kinder schlichtweg an das Gemüse zu gewöhnen. Trotzdem wird nicht jedes Kind jede Gemüsesorte lieben. Jedes Kind sucht sich die Sorten heraus, die es gut verdauen kann. Und dabei sind die Unterschiede sehr individuell.
Manche Kinder mögen Gemüse roh und manche Kinder bevorzugen die gekochte Variante.
Ein einmaliges Ablehnen bedeutet übrigens nicht, dass eine Gemüsesorte nicht gemocht wird. Es kann sinnvoll sein, das Gemüse in einem anderen Kontext zu servieren, in einer anderen Verarbeitungsform**, zu einer anderen Uhrzeit....
**Nicht alle Kinder mögen Pellkartoffeln, aber sie lieben Pommes.
Das führt auch schon zum nächsten Punkt, warum Kinder Gemüse oft nicht einfach pur essen mögen. Es ist einerseits der Geschmack, aber auch der Nährwert. Gemüse liefert kaum Kalorien. Doch Kinder brauchen genau diese. Sie sehen im Gemüseverzehr keinen offenbaren Nutzen. Es macht nicht satt. Gemüse darfst du deshalb ruhig so zubereiten, dass es einen größeren Nährwert bekommt - durch Fettzugabe.
Cremesuppen und Sossen, Rahmspinat, Lasagne, Eintöpfe u.v.m.
Hier sind ein paar Beispiele für Speisen mit unauffälligem Gemüsezusatz:
Kartoffelbrei kannst du mit Möhren orange "färben".
Gib dem Ding einen originellen Namen wie "DIE MAUS" Kartoffelbrei. Auch durch eine solche "Identifikation" schaffst du Vertrautheit, Neugier und spierlerischen Anreiz.
Die Kartoffel ist ohnehin sehr vielseitig einsetzbar - Knödel, Gnocchi, Pommes, Backofenkartoffeln, Pellkartoffeln, Rösti u.v.m., Suppen...
Grüne Erbsensuppe:
Finde eine ´Namen dafür:-)
TK-Erbsen in leicht gesalzenem Wasser kochen. Nach dem Kochen pürieren und anschliessend noch mal durch ein Haarsieb streichen. Mit Sahne nochmals aufkochen, abschmecken (Zucker, ganz wenig Salz) - Toll!
In Pfannkuchen kannst du wunderbar Gemüse (Zucchini)verstecken.
1 Ei verquirlen, 5 EL Milch dazu. 3 EL Mehl beimischen, etwas Zucker, eine Prise Salz.
kurz stehen lassen.
Einen Apfel feinreiben, in den Teig geben. In Fett kleine Portionen rausbacken.
den Apfel merkt man kaum.
auch Zucchini kannst du feinreiben, etwas trockentupfen und unter den Teig mengen.
Auch in Waffeln lässt sich dergleichen verstecken.
Käsewaffeln
100 g Butter oder Margarine
3 Eier
250 g Mehl
Salz, Pfeffer
1/2 Liter Milch
geriebenes Gemüse
200 g geriebener Käse
Ca. 150 ml Buttermilch
So geht's:
Die Butter bei schwacher Hitze zerlassen und etwas abkühlen lassen. Die Eier trennen. In einer Schüssel das Mehl mit Salz und Pfeffer mischen. Die Eigelbe mit der Milch verquirlen und unter das Mehl rühren. Das Gemüse, den Käse und die Butter zugeben. Die Eiweiße zu Schnee schlagen und vorsichtig unterheben.
Im Waffeleisen backen.
Rote Bete Suppe
1 kleine Zwiebel fein würfeln
1 kleine Knolle Rote Bete (ca 80g) mit Gummihandschuhen schälen, waschen, kleinschneiden
in 1 EL Sonnenblumenöl ca 10 min dünsten, imme mal wieder Wasser nachgiessen,
dann
½ mittelgroßer Apfel fein gerieben
½ Orange gepresst zugeben
mit dem Rest von 250 ml Wasser aufgiessen
1 TL Gemüsebrühe 1 Prise Salz, 1 Prise Zucker
20 min garen
pürieren
abschmecken
Süßkartoffelsuppe
1 Süßkartoffel ca 200g
1 Kartoffel ca 80g
2 Knoblauchzehen geschnitten
½ Zwiebel gewürfelt
50 ml Sahne
½ l Gemüsebrühe
dünsten, kochen, pürieren, abschmecken
Ratatouille:
1 kleine Zwiebel in Stücke schneiden
1 Knoblauchzehe in klein Stücke schneiden
1/2 Möhre in Scheiben schneiden
1/2 rote Paprika in Stückchen
1/2 Zucchini in Würfel schneiden (ca 1 cm)
2 Tomaten (geviertelt)
1 kleiner Zweig frischer Rosmarin
die Zwiebel in 1 EL Olivenöl kurz anbraten und und dünsten
Knoblauch zugeben
Wenn alles gut weich ist, herausnehmen. Im Topf/in der Pfanne 1EL Olivenöl nachgiessen und die Möhren und die Paprika anbraten und gar dünsten Zucchini und Tomaten zugeben, ggf Olivenöl, und Rosmarin. Kurz anbraten, garen, Zwiebel dazu. Würzen (Salz, Zucker, Pfeffer).
1/2 Pack Tomatenpüree zugeben und bei offenem Deckel und niedriger Hitze garen bis alles weich und gar ist.
Wer Gemüse gerne bissfest mag, kann es selbstverständlich auch bissfest lassen. Kinder mögen es meistens lieber weich.
Auch in Kuchen/Muffins kannst du Möhren, Rote Bete oder Spinat einarbeiten. Dein Kind wird diese lieben!
Die Auflistung zum Tehma Gemüse ist keineswegs vollständig, sie soll dir nur verdeutlichen, dass Gemüse zwar als Gesundkost gepriesen wird, und auch wirklich "wichtig" ist, doch keineswegs immer pur gegessen werden muss, um einen möglichst großen Nutzen daraus zu ziehen. Gemüse darfst du in den täglichen/wöchentlichen Speiseplan so mit einbeziehen, wie es euch gefällt. Ob der Gemüseanteil nun im Kuchen verarbeitet wurde oder schon im Mittagessen verspeist wurde - das ist Geschmacksache. Dein Kind soll das Gemüse doch schliesslich mit Genuss essen und es gerne essen.
2 Portionen Gemüse am Tag, in der Größe der hohlen Hand deines Kindes sind ausreichend. Die Menge ist eigentlich ganz einfach zu erreichen, denn auch Kartoffeln, Tomaten(sosse), Zwiebeln, Avocado, all das zählt als Gemüse.....
Mit Gemüsaft kannst du es versuchen. Wenn es deinem Kind schmeckt, kannst du auch auf diese Weise mehr Gemüse in den Speiseplan integrieren. Beginne doch mit zunächst kleinen Mengen.
Und gerne gebe ich dir noch ein paar Ideen für Gerichte, in denen du Gemüse verstecken kannst. Quiches, Teigtaschen, u.v.m.
Also dann
Grüße
B.Neumann
*
grüne Smoothies:
http://www.rund-ums-baby.de/kochen-fuer-kinder/beitrag.htm?id=40615&suche1=gr%FCne+smoothies&seite=1
Gemüsesaft:
http://www.rund-ums-baby.de/kochen-fuer-kinder/beitrag.htm?id=40920&suche1=gem%FCsesaft&seite=1
und lies auch dieses Postings :-)
http://www.rund-ums-baby.de/kochen-fuer-kinder/beitrag.htm?id=39916&suche1=gem%FCse+verstecken&seite=1
http://www.rund-ums-baby.de/kochen-fuer-kinder/beitrag.htm?id=33836&suche1=gem%FCse+verstecken&seite=2
von
Birgit Neumann
am 17.05.2015