Kind isst so gut wie kein Gemüse, ist sehr wählerisch (2,5 Jahre)

Dipl.-oec.-troph. Birgit Neumann Frage an Dipl.-oec.-troph. Birgit Neumann Diplom Ökotrophologin und Ernährungsberaterin

Frage: Kind isst so gut wie kein Gemüse, ist sehr wählerisch (2,5 Jahre)

Hallo Frau Neumann, mein Sohn ist 2,5 Jahre alt und schon immer sehr wählerisch. Er mochte früher keinen Brei, bekam dann Fingerfood. Deshalb isst er eigentlich schon lange bei uns am Tisch mit, aber eben nur das was er kennt und mag. Ich muss dazu sagen, dass mein Mann diverse Unverträglichkeiten hat und fast täglich Geflügel mit Kartoffeln und Zucchini isst, weil er das am besten verträgt. Ich selbst möchte für mich und meinen Sohn natürlich mehr Abwechslung, mag aber auch nicht aufwendig kochen, da ich eigentlich immer 2 Gerichte kochen muss. Deshalb koche ich meist das was er und ich mögen und führe selten neue Gerichte ein. Wenn doch, versuche ich zumindest eine Sache, die er mag, mit anzubieten, z.B. trockene Nudeln. Ich bin sehr frustriert, denn mein Mann ist natürlich kein gutes Vorbild für unseren Sohn, weil er auch nichts neues isst und ich bin es leid immer das gleiche zu kochen. Ich würde gerne mal was neues machen, müsste dann aber ein Gericht für meinen Mann und eigentlich auch für meinen Sohn kochen (er isst nämlich keine Salz- oder Bratkartoffeln sondern nur Ofenkartoffeln) und auf 3 Gerichte hab ich einfach keine Lust. Ich zähle mal auf was er so zu den verschiedenen Mahlzeiten isst: Frühstück: Vollkornbrot, Toastbrot oder Brötchen mit Butter, Schinken, Leberwurst oder Käse; Müsli mit Milch Kita (kaltes Mittagsessen): Brot, Oliven, Gurke, Apfel, Birne, Banane, Rosinen nachmittags: Naturjoghurt mit Heidelbeeren oder Granatapfelkernen und Haferflocken; Kekse; Brezel abends: trockene Nudeln (er lehnt alle Soßen ab); Ofenkartoffeln und Geflügel mit Gurken; Rührei und Spinat; Reis und Würstchen oder Frikadellen; Gnocchi und Lachs; zuckerfreie Waffeln (da kann ich ein bisschen geraspelte Karotte verstecken). Es sind ja schon ein paar Lebensmittel, die er isst, aber ich hab so wenig Ideen wie ich neues einführen könnte. Und er isst an Gemüse nur Gurken und Rahmspinat und mal die versteckten Karotten in den Waffeln. Da er keine Soßen istt kann ich nichts pürieren. Auch Aufläufe o.ä. und Suppen isst er nicht. Im Übrigen machen wir keinen Druck beim essen, wir bieten an, versuchen zu motivieren, aber machen kein großes Thema draus. Es gibt auch keine großen Extras, er kann das essen was es gibt. Haben Sie Rezeptideen für mich? Wie könnte ich gut neues einführen? Oder akzeptiere ich die Situation einfach? Wie könnte ich ihn für Gemüse begeistern? Und haben Sie Ideen was ich ihm aufs Brot machen könnte (denn immer nur Butter und Leberwurst sind ja auch nicht gesund). Frischkäse mag er nicht. Er bekommt nicht viel Zucker, selten Schokolade, Kekse nicht täglich. Er trinkt nur Milch und stilles Wasser. Vielen Dank im Voraus und liebe Grüße Rosalie784

von Rosalie784 am 15.01.2019, 21:03



Antwort auf: Kind isst so gut wie kein Gemüse, ist sehr wählerisch (2,5 Jahre)

Hallo Rosalie784 du machst das doch ganz richtig. Du bestimmst was es gibt (das Angebot) und überläßt dabei deinem Sohn die Wahl und er kann sich aus diesem Angebot (Menge selbst bestimmen) bedienen. Er isst durchaus ausgewogen, was so viel bedeutet wie: er isst, er isst genug, er isst von alllen Nährstoffgruppen "etwas". Er isst Milchprodukte, Getreideprodukte, Obst/Gemüse, Ei, Fleisch, Fisch. Das ist doch toll. So weit ist also auf den ersten Blick alles in bester Ordnung. Was dich stört ist jedoch die Monotonie im Speisenplan und das starre Festhalten an bestimmten Lebensmitteln (nur Rahmspinat, nur Gurke, nur Lachs, ...) - zumal diese häufig nur in einer Zubereitungsweise (Ofenkartoffeln) geduldet werden. Aus ernährungsphysiologischer Sicht brauchst du dir keine Sorgen zu machen. Und auch vom entwicklungspsychologischen Standpunkt aus betrachtet ist hier (zumindest deinen Schilderungen entnehmend) alles soweit altersentsprechend und völlig normal. Trotzdem bist du unzufrieden mit der Situation. Und das darfst du auch sein. Dein Sohn hält an seinen bestimmten Vorlieben fest und du darfst weiterhin dafür sorgen, dass er sein Speisenrepertoire stetig erweitern kann. Das funktioniert manchmal und häufig vor allem passiv. Überlege dir primär einen Speiseplan für dich und koche das, was du gerne isst. Dein Sohn wird die Speise umso interessanter finden, die du genussvoll isst. Herr Jesper Jul bezeichnet diesen Vorgang als eine Art "Erziehungsosmose", er findet "Beziehung gehe durch die Haut" und dies funktioniere ohne Worte. Einfach durch "echtes" Vorleben. Je mehr man Kinder aktiv und mit Worten dazu auffordert dieses oder jenes zu essen, womöglich dazu sagt dass es besonders gesund sei, desto mehr und heftiger kann eine Abneigung dagegen entstehen. Am besten klappt das Einführen neuer Speisen nebenbei und zufällig oder durch Spiel und Spaß. Aber auch durch ein festegelegtes Probiergebot aller Speisen (ausspucken erlaubt) kann eine neue "Selbstverständlichkeit" an den Esstisch wandern, die deinem Sohn ein unkompliziertes Probieren ermöhlicht, was ihm nachfolgend hoffentlich viele neue und leckere Eindrücke bescheren wird, die ihm Appetit auf "Mehr" machen. Deine bisher praktizierte Methode vom Anbieten von neuen Speisen zusammen mit bereits gemochten Speisen ist also genau- und goldrichtig. Füge langsam Neues hinzu. Lass deinen Sohn soweit möglich schon bei den Vorbereitungen mithelfen. Je mehr er Lebensmittel sieht, fühlt, riecht desto mehr wächst das Vertrauen. Je besser dein Sohn die Lebensmittel kennt, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass er das ein oder andere probiert. Ein ähnliches Posting gab es letzte Woche, sieh einmal hier: https://www.rund-ums-baby.de/kochen-fuer-kinder/beitrag.htm?id=46934&suche1=brokkoli&seite=1 Neues Essen auf dem Teller findet meist auf Anhieb Zuspruch, wenn es deinem Kind irgendwie vertraut ist. Für diese "Vertrauensprüfung" nehmen Kinder zunächst rein optisch mehrere Merkmale in Augenschein. Bspw die Farbe - rot/orangefarbene Gemüsesorten sind meist besser (= hmm) und grünfarbige Sorten meister eher weniger gut (= bäh). Fleisch wird oft besser akzeptiert, wenn es in einer bestimmten Form daherkommt. So finden Hühnernuggets in Dinoform meist deutlich mehr Zuspruch als ein undefinierter Klumpen auf dem Teller. Dies ist keine Werbung für Fleisch in Tierform oder für bestimmte Gemüsesorten! Keineswegs. Ich möchte dir damit nur aufzeigen, wie sich Kinder mit neuen Speisen schneller arrangieren. Es bedeutet auch nicht, dass du darauf Rücksicht nehmen solltest. Keineswegs. Ich möchte nur erklären, wieso Kinder das Eine besser finden als das Andere und sich schneller damit anfreunden und probieren. Das alles weiß die Lebensmittelindustrie nämlich zu nutzen. Werde also ggf selbst zum Marketingexperten für dein Kind. Aber bleibe trotzdem authentisch. Es geht hier auch gar nicht um in Tierform gepresste Fleischstücke. Es geht eher um den generellen (Wiede- )Erkennungseffekt. Biete neue Speisen am besten immer wieder so an, dass dein Sohn sie jedes Mal deutlich wieder erkennt. Den nächsten Obstteller könntest du mit einer neuen Gemüsesorte (bspw rohe Möhre - kann er die schon kauen?) garnieren. Sonst kannst du die Möhre fein rapseln. Sieh einmal hier: https://www.rund-ums-baby.de/forenbilder/index.htm?seite=7&forum=kochen-fuer-kinder&bild=3#start irgendwann wird sich der Finger reinbohren.... Also dann Grüße Birgit Neumann

von Birgit Neumann am 18.01.2019



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