Nach der Geburt

Nach der Geburt

© Adobe Stock, Misha

Ihr Kind ist geboren und liegt munter und wohlauf auf Ihrem Bauch oder in Ihren Armen.

In diesen einmaligen und wunderschönen Momenten werden Sie sich schneller von der anstrengenden Geburt erholen, als Sie es sich noch Minuten zuvor in den Wehen vorstellen konnten. Die Schmerzen sind schnell vergessen, denn jetzt zählt nur noch dieses kleine Wesen auf Ihrer Brust. Sie und Ihr Mann können Ihr Kind das erste Mal berühren, riechen und sehen. In Ihrer Nähe kann sich das Baby von der Geburt erholen. Denn genau wie für die Mutter war auch für das Kind der Weg in die Welt anstrengend und kräftezehrend. Doch durch Ihre Wärme, Ihren Herzschlag und Nähe entspannt es sich, denn es kennt Ihren Geruch und Ihre Stimme. Auch die Stimme des Partners ist dem Baby in den neun Monaten, die es im Bauch herangewachsen ist, vertraut geworden.

Bonding nach der Geburt

Noch vor wenigen Jahren wurde das Kind direkt nach der Geburt gewogen, vermessen, gebadet, kurz gesagt: von der Mutter entfernt. Heute wird in den meisten Kliniken Wert auf Bonding (engl. Bindung) gelegt. Den Eltern wird Zeit eingeräumt Ihr Kind mit allen Sinnen zu erfahren. Psychologen sind sich einig, dass dieser erste Kontakt zwischen Eltern und Neugeborenem, das erste Befühlen, Riechen, Schmecken, Sehen und Hören die soziale Bindung fördert und ungeheuer wichtig für das menschliche Urvertrauen ist.

Das Neugeborene fühlt sich bei seiner Mutter sofort geborgen und sicher, obwohl es die Welt mit ihren Geräuschen, Gerüchen und seltsam hellen Farben noch nicht kennt. Diese ersten Stunden, in denen Mutter und Kind Haut auf Haut sich fühlen, riechen und sehen sind für das Bonding, also die Bindung zwischen Mutter und Kind, sehr wichtig.

Dabei sollte das Kind mindestens ein bis zwei Stunden auf der Brust der Mutter liegen, um den Herzschlag der Mutter zu hören. Dies verringert beim Kind die Ausschüttung der während der Geburt ausgestoßenen Stresshormone. Außerdem steigt durch den Hautkontakt bei Mutter und Kind der Ausstoß des Liebes- und Bindungshormons Oxytocin.

Jedes Baby reagiert von seinem ersten Atemzug an sehr individuell: Die einen schreien und zeigen lauthals ihre Irritation, die anderen sind ganz still und schauen sich mit großen Augen ihre neue, sehr helle Umgebung an. Alle Kinder benötigen jedoch von Anfang an Wärme, da der kleine Körper und vor allem der Kopf sehr schnell auskühlen. Neugeborene fühlen sich so, als hätten sie ein warmes Schwimmbecken verlassen: Ist der Körper im warmen Wasser, fühlt man sich wohl, doch kommt man mit der feuchten Haut an die frische Luft, registriert man jeden kleinen Windstoß als unangenehm kühl.

Erstes Stillen direkt nach der Geburt

Legen Sie Ihr Kind direkt nach der Geburt an. Das beschleunigt den natürlichen Effekt der Nachwehen und die Plazenta wird schneller geboren. In diesen ersten Minuten ist Ihr Baby noch immer mit Ihnen verbunden - durch die Nabelschnur. Während der Schwangerschaft hat die Plazenta die Sauerstoff- und Nährstoffversorgung Ihres Kindes gewährleistet, jetzt wird sie nicht mehr benötigt. Zuerst pulsiert sie noch kräftig, da noch Blut hindurch gepumpt wird.

Ist die Nabelschnur auspulsiert, wird die Hebamme oder Ihr Partner sie abklemmen und durchtrennen. Das ist ein aufregendes Gefühl, an dass er lange denken wird. Abklemmen und Schneiden tut weder Ihnen noch Ihrem Kind weh, denn in der Nabelschnur sind keine Nerven. Die Plazenta gehört zu Ihrem Kind. Vielleicht überlegen Sie sich ja ein Ritual (z. B. das Pflanzen eines Baumes) um die Plazenta feierlich zu verabschieden.

Die Plazenta löst sich durch ein oder zwei Nachgeburtswehen von der Uteruswand und wird schmerzlos geboren. Das Abheilen der so entstandenen Wunde an der Plazentahaftfläche dauert 4-6 Wochen und wird von außen durch das Aussehen der Lochien (Wochenfluss) beurteilbar. Ihre Hebamme wird die Plazenta sehr genau anschauen und auf Vollständigkeit untersuchen. Reste dürfen nicht verbleiben, weil sie unter Umständen zu stärkeren Blutungen, Infektionen oder Wucherungen führen können.

In manchen Krankenhäusern wird deshalb routinemäßig Oxytocin als zusätzliches Wehenmittel verabreicht, um das Ausstoßen der Plazenta zu unterstützen. Mit der Plazenta folgen die Eihäute. Sie hinterlassen in der Gebärmutter keine große Wunde, da sie keine großen Blutgefäße enthalten und sich quasi wie eine Tapete von der Gebärmutterwand lösen. Wenn die Placenta mit ihren Eihäuten geboren ist, gilt die Geburt als beendet.

Zuletzt überarbeitet: Juni 2020

Mobile Ansicht

Impressum Über uns Neutralitätsversprechen Mediadaten Nutzungsbedingungen Datenschutz Forenarchiv

© Copyright 1998-2024 by USMedia.   Alle Rechte vorbehalten.