Etwa in der fünften Schwangerschaftswoche erfährst du, dass du ein Baby erwartest. Lange Monate vergehen, in denen du gespannt und ängstlich die Veränderungen an deinem Körper und die Entwicklung deines Ungeborenen verfolgst.
Eine intensive Beziehung entwickelt sich: Du und dein Kind seid physisch wie psychisch untrennbar verbunden. Doch wenn sich die Schwangerschaft ihrem Ende nähert, bestimmt meist Ungeduld die Tage. Welche Frau will nicht endlich ihr Baby kennen lernen!
Nur selten kannst du etwas so Entscheidendes so lange vorbereiten wie eine Geburt. Institutionen, Hebammen und Ärzte bieten Vorträge, Kurse und Informationsmaterial an. In den meisten Kliniken kannst du an einer Führung teilnehmen, bei der die verschiedenen Hilfsmittel im Kreißsaal genau erklärt werden. Heute - anders als noch vor zehn Jahren - stehen eine Unzahl von Geburtsvarianten und Gebärpositionen zur Verfügung.
Die grundlegenden Überlegungen der werdenden Mutter werden wohl Hausgeburt - ambulante Geburt - klassische Entbindung in der Klinik betreffen.
Hausgeburt
Die Hausgeburt ist die privateste Art, ein Kind zur Welt zu bringen. Du bist in gewohnter Umgebung, deine Intimsphäre bleibt gewahrt. Freie Hebammen übernehmen die Geburtshilfe, sie bauen schon während der Schwangerschaft eine sehr enge Beziehung zu dir auf. Bei der Hausgeburt kann auch der Vater eine viel aktivere Rolle übernehmen und sein Baby in der Familie begrüßen. Allerdings kommt sie für Risikoschwangere nicht in Frage: Wo die Technik einer Klinik notwendig werden könnte, muss das Bedürfnis nach Privatsphäre zurückstehen.
Die ambulante Geburt oder Klinikgeburt stellt einen Kompromiss zwischen Hausgeburt und Klinikgeburt dar: Du und dein Kind verlasst nach wenigen Stunden oder am Morgen nach der Geburt das Krankenhaus. Auch bei dieser Variante wird die Nachsorge von freien Hebammen übernommen. Obwohl die Zahl der Hausgeburten wieder im Steigen begriffen ist, wollen die meisten Frauen doch die hochentwickelten Möglichkeiten einer Klinik in Anspruch nehmen.
Die Zeiten der "programmierten Geburt", bei der die Technik im Mittelpunkt stand, sind vorbei. Noch in den späten 80er- und frühen 90er-Jahren sahen sich die Geburtshelfer in erster Linie als Techniker. Sie nutzten alle Möglichkeiten der Überwachung und Untersuchung. Die Frauen lagen in günstiger Arbeitshöhe der Ärzte flach auf ihrem Rücken, Wehentätigkeit und Herzaktion des Kindes konnten optimal überwacht werden und zum Nähen musstest du nicht umgebettet werden.
Heute besinnt man sich wieder eher auf die natürliche Geburt. Permanente Überwachung und häufige vaginale Untersuchungen müssen in den meisten Fällen nicht sein! Viele Krankenhäuser haben ihre Geburtenstationen schon entsprechend gestaltet: Unauffällige Beleuchtung, freundliche Farben, sanfte Musik, Aroma- und Bachblütentherapie sind schon lange nicht mehr alternativen Geburtshäusern vorbehalten. Auch was die Gebärpositionen betrifft, hat ein Umdenken eingesetzt.
Außer der Arbeit der Mutter und des Babys kann noch eine dritte Kraft eingesetzt werden: die Schwerkraft. Aufrechte Gebärhaltungen finden sich bei allen Kulturen - durch alle Zeiten. Bloß das Liegen ist eine Erfindung unserer Zeit. Hältst du deinen Oberkörper aufrecht, sind nicht nur die Wehen effektiver, sondern die bessere Durchblutung versorgt das Kind optimal mit Sauerstoff. Der Körper kann zwischen und während der Wehen viel besser erlebt werden, die Geburt selbst ist auch für dich sichtbar: Ein Augenblick, auf den du auf dem Rücken liegend verzichten müsstest! Sicher, wenn ein Vorfall der Nabelschnur befürchtet, oder wenn ein Eingriff wie Saugglocken- oder Zangengeburt notwendig wird, solltest du den Vorschlägen der Geburtshelfer folgen und im Liegen entbinden.
Manche Frauen haben auch das Bedürfnis, eher passiv zu bleiben - sie ziehen das Bett den anderen Gebärgelegenheiten vor. Gebärstuhl und Gebärhocker unterstützen dich in deiner aufrechten Haltung. Der Beckenboden bleibt frei, aber das Gesäß ist gut abgestützt. Der werdende Vater kann seiner Partnerin bei der Geburtsarbeit gut zur Seite stehen und Körperkontakt halten. Besonders bei Frauen mit kurzer Pressphase empfiehlt sich manchmal die Geburt im Stehen. Du findest Halt an einem Seil oder an der Sprossenwand, musst aber von Partner oder Geburtshelfer gestützt werden, weil diese Position sehr anstrengend ist.
Eine weitere Alternative stellt das Roma-Rad dar. In dieser Art Schwebehocker bilden die Lendenwirbelsäule und das Becken eine ideale Geburtsachse. Höhe und Neigung des Sitzes und der Lehne können per Fernbedienung verstellt werden und das Schwebegefühl ermöglicht es dir, während der Wehen zu wippen oder zu schaukeln - das entspannt und lässt dich aktiv mitarbeiten. Allerdings ist das Romarad nicht jederfraus Sache: Der mangelnde Bodenkontakt kann auch ein Gefühl des Verlorenseins auslösen.
Der eindeutige Trend der letzten Jahre gilt aber der Wassergeburt. Das Wasser trägt dich ein wenig und entlastet so deinen Körper. Durch die Wellenbewegungen kann sich die Muskulatur besser entspannen und viele Frauen schätzen das Gefühl der besser gewahrten Intimsphäre: Die Geburt ist nicht so öffentlich wie auf dem Hocker. Für das Baby mag sich der Wechsel vom warmen Fruchtwasser ins warme Badewasser nicht so heftig gestalten; Befürchtungen, das Wasser könnte in die Lunge geraten, sind unbegründet. Erst wenn das Gesicht des Neugeborenen mit Luft in Berührung kommt, holt es Atem. Bis dahin wird es ja noch über die Nabelschnur mit Sauerstoff versorgt. Spätestens 50 Sekunden nach der Geburt verlässt es das Wasser und darf auf dem Bauch seiner Mutter ausruhen. Einige Hebammen und Ärzte warnen allerdings davor, sich allzusehr auf die Wassergeburt zu versteifen. Nicht für jede Frau ist diese Methode wirklich optimal!
Wie sehr du dich auch informierst - eine Geburt bleibt nicht bis ins letzte Detail planbar. Auch wenn du dich schon für eine Wassergeburt oder ein bestimmtes Gerät entschieden hast, ändern sich vielleicht die Bedürfnisse während der Wehen. Probier alles aus! Was dir hilft, dein Kind zur Welt zu bringen und was dir dann wirklich gut tut, stellt sich oft erst während der Geburt heraus.