Gute Aussichten für Frühchen

Mama mit kleinem Baby

© Adobe Stock, Alena Ozerova

Dank modernster Medizintechnik haben sich die Überlebens- und Entwicklungschancen selbst kleinster Frühchen stark verbessert - trotzdem bleibt ein Frühstart besonders. 

Wann gilt ein Baby als Frühgeburt? 229 Gramm schwer - weniger als ein halbes Pfund - wog das leichteste Frühchen, das bisher überlebt hat. Das Mädchen kam in der 26. Schwangerschaftswoche und mit einer Größe von 22 Zentimetern im Jahr 2015 in Deutschland, im westfälischen Witten, auf die Welt.

Wann spricht man von einer Frühgeburt oder einem Frühchen?

Normalerweise dauert eine Schwangerschaft zwischen 38 und 42 Wochen. Diese Zeit benötigt ein Baby, um im Mutterleib heranzureifen. Seine Organe, besonders die Lunge, der Kreislauf, die Verdauung und das Immunsystem sind nach dieser Zeit für das Leben außerhalb des Mutterleibes vorbereitet und reif. Kommt ein Baby vor Abschluss der 37. Schwangerschaftswoche zur Welt, spricht man von einem Frühgeborenen.

Hatten sehr kleine Frühchen vor Jahren noch kaum eine Überlebenschance, so haben sich die Aussichten von Babys, die mit einem Geburtsgewicht unter 500 Gramm geboren werden, in den letzten Jahren außerordentlich verbessert. Viele von ihnen können, nach monatelangem Klinikaufenthalt, gesund nach Hause entlassen werden.

Deutschland hat mit 8,6 Prozent eine der höchsten Frühgeburten-Raten in Europa. 2016 wurden nach Angaben des Bundesverbands "Das frühgeborene Kind" in Deutschland 66.851 Kinder vor der 37. Schwangerschaftswoche geboren. Darunter sind jährlich ca. 8.000 Frühchen, die vor der 30. Schwangerschaftswoche zur Welt kommen - Tendenz steigend.

Ursachen für Frühgeburten

Die häufigsten Ursachen für Frühgeburten sind Stoffwechselerkrankungen der Mutter, wie Diabetes und Mangelversorgungen des Babys, beispielsweise durch eine vorzeitige Plazenta-Ablösung. Aber auch eine Muttermundschwäche, Infektionen der Mutter, Erkrankungen und Fehlbildungen des Babys können für eine Frühgeburt verantwortlich sein. Weniger bekannt ist, dass auch Infektionen im Mundbereich eine Frühgeburt auslösen können: Schwangere mit Entzündungen des Zahnfleisches und des Zahnbettes haben ein etwa viermal höheres Risiko für eine Frühgeburt.

Auch bei Mehrlingsschwangerschaften liegt das Risiko einer Frühgeburt 40 bis 60 Prozent höher als bei einer Schwangerschaft mit nur einem Fötus. Wenn sich zwei, drei oder mehr Kinder den Platz im Bauch der Mutter teilen müssen, kann sich mit fortschreitender Schwangerschaft die Versorgung der Kinder verschlechtern. Mehrlinge kommen deshalb fast immer einige Wochen zu früh auf die Welt.

Weitere bekannte Faktoren, die Frühgeburten auslösen können, sind Alkohol- und Drogenmissbrauch, Rauchen während der Schwangerschaft, starkes Übergewicht und sehr späte Schwangerschaften. All diese Faktoren wirken sich negativ auf die Versorgung des Babys im Mutterleib aus und erhöhen daher das Risiko einer Frühgeburt.

Beste Chancen für Frühchen durch moderne Medizin

Dank modernster medizinischer Technik liegen heute die Überlebenschancen für Babys, die in der 29. SSW oder mit einem Gewicht von 1000 bis 1500 Gramm geboren werden bei 95 Prozent. Trotzdem gilt: Je länger ein Baby im Bauch der Mutter bleiben kann, desto besser übersteht es den Frühstart ins Leben. Weil jeder einzelne Tag zählt, bemühen sich Ärzte oft verzweifelt darum, die Geburt eines Kindes hinauszuzögern. Dennoch ist das vorzeitige Ende der Schwangerschaft oft unausweichlich: Wenn das Baby im Mutterleib nicht mehr ausreichend versorgt wird oder vorzeitig die Wehen einsetzen, muss das Kind geboren werden.

Aus medizinischer Sicht unterscheidet man Frühgeborene mit extrem niedrigem Geburtsgewicht (unter 1000 Gramm), mit sehr niedrigem Gewicht (unter 1500 Gramm) sowie späte Frühgeborene (zwischen der 34. und 37. SSW). Außerdem unterscheidet man noch dystrophe Frühchen, also Kinder, die mangelernährt und deshalb für ihr Alter unterentwickelt sind. Letztendlich ausschlaggebend für die Reife des Neugeborenen ist weniger das Gewicht, als die Wochen und Monate, die das Baby im Mutterleib verbringen konnte. Sehr kleine Frühchen mit einem Geburtsgewicht unter 1500 Gramm bedürfen intensivmedizinischer Pflege. Späte Frühgeborene sind meistens gar nicht so viel leichter und kleiner als fertig ausgetragene Kinder. Sie haben aber oft noch Startschwierigkeiten mit dem Atmen, weil die Lungen nicht voll ausgereift sind.

Hilfe bei Startschwierigkeiten

Der richtige Ort für kleine Frühchen ist ein Perinatalzentrum. Diese Spezialkliniken sind auf die Versorgung von frühgeborene Babys eingerichtet und mit modernster Medizintechnik ausgestattet. Inkubatoren, Ernährungssonden und Beatmungsgeräte - alles ist auf die Bedürfnisse und auf die winzigen Näschen, Ärmchen und Beinchen der kleinen Frühstarter ausgelegt. Möglichst sanft versuchen die Mediziner den Kleinsten der Kleinen über die ersten Startschwierigkeiten hinwegzuhelfen und die Bedingungen, die im schützenden Mutterleib herrschen, so gut wie möglich nachzubilden.

Zuletzt überarbeitet: Februar 2019

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