Frage:
Ist das Mobbing oder Schikane? Wie (gesetzlich) vorgehen?
Guten Tag Frau Bader,
ich hatte Ihnen schon geschrieben. Um es kurz zu fassen hier die Fakten
Elternzeit noch bis 02.08.2020
Teilzeit in Elternzeit (22,5 Stunden)
Aufhebungsvertrag auf Basis Teilzeitentgeld im Rahmen eines Sozialplanes angeboten bekommen (von 126 kaufmännischen Angestellten muss Rund die Hälfte gehen, da drei von 8 Werken verkauft wurden).
Da ich aufgrund der Elternzeit definitiv eine Sperre und Verkürzung des ALG1 bekommen würde und die Abfindung auf Basis des Teilzeitgehaltes dafür zu gering war, habe ich den Aufhebungsvertrag nicht unterschrieben.
Nun erhielt ich ein sehr "nettes" Schreiben, in dem mir die Firma mitteilt, dass sie sich weiterhin, auch innerhalb der Elternzeit, wie schon im Aufhebungsvertrag geschrieben, vorbehalten mir die Kündigung auszustellen. Mit einer Kündigung unmittelbar nach Elternzeit müsse ich rechnen. Hier würden dann lediglich die Leistungen nach dem Sozialplan gelten (Teilzeitentgeld).
Am Tag an dem ich das Schreiben erhielt, gab es eine Betriebsversammlung um das neue Organigramm vorzustellen.
Das Blatt meiner Abteilung enthielt zum einen die neue Struktur, sowie darunter gesondert meinen Namen grau unterlegt. Kollegen, die den Aufhebungsvertrag unterschrieben haben wurden alle zusammen links am Rand ebenfalls grau unterlegt aufgeführt. Bei der Erklärung sagte man, dass ich zunächst als Springer bis zum Ende meiner Elternzeit weiter eingesetzt werde.
Einen Tag später wollte ich mir das Organigramm noch einmal anschauen und in dieser Version tauchten alle, die den Aufhebungsvertrag bekommen haben, nicht mehr auf. Mich eingeschlossen.
Ist das schon Mobbing von der Firma? Ich bin bis dato immer gerne arbeiten gegangen, aber durch diese Fälle und Gespräche mit meinem Chef in Bezug auf den Aufhebungsvertrag habe ich das Gefühl, man möchte mich auch persönlich loswerden.
Was ein unbeschwertes Arbeiten natürlich verhindert.
Ich würde der Firma gerne ein Gegenangebot auf Grundlage des Gehaltes vor der Elternzeit machen.
Resultieren rechtliche Druckmittel aus dem Schreiben mit der Drohung der Kündigung in Hinblick auf Mobbing?
Ein Gegenangebot ist von unserer Rechtschutzversicherung nicht abgedeckt und die Anwaltskosten, sollte die Firma mein Gegenangebot nicht annehmen (und damit muss ich rechnen) kann ich nicht aufbringen.
Können Sie mir hier einen Rat geben?
Ich bedanke mich schon einmal!
Thiara
von
Thiara82
am 10.10.2019, 14:16
Antwort auf:
Ist das Mobbing oder Schikane? Wie (gesetzlich) vorgehen?
Hallo,
bitte die Hinweise lesen und kurz und allgemein fragen.
Liebe Grüße
NB
von
Nicola Bader, Rechtsanwältin
am 14.10.2019
Antwort auf:
Ist das Mobbing oder Schikane? Wie (gesetzlich) vorgehen?
Ich kann da weder Mobbing noch Schikane erkennen. Da drei von 8 Werken verkauft wurden und eine Menge Arbeitsplätze in Zukunft wegfallen, kann es auch dich treffen. Mit Zustimmung der Aufsichtsbehörde sogar in der Elternzeit denkbar.
Mach doch das Gegenangebot und bleib mit der Firma freundlich im Gespräch. Damit kommst du am weitesten. Jemand der Stress macht, wird künftig noch unerwünschter sein als jetzt schon infolge der betrieblichen Engpässe.
Im Moment haben wir in einigen Branchen rückläufige Umsätzen und der Arbeitsmarkt ist zunehmend angespannt. Sei froh, dass du dir jetzt schon was Neues suchen kannst und schau, dass du neu unterkommst, bevor es noch viel mehr Firmen schlecht geht.
Mitglied inaktiv - 10.10.2019, 14:33
Antwort auf:
Ist das Mobbing oder Schikane? Wie (gesetzlich) vorgehen?
Was heißt denn Abfindung im Rahmen Sozialplan? Ich persönlich kenne es so, dass entweder gemäß Sozialplan gekündigt werden darf - oder aber eigentlich nicht, aber per Abfindung die Kündigung schmackhaft gemacht werden soll.
In seltenen Fällen darf gekündigt werden nach Sozialplan und die Firma zahlt trotzdem eine Abfindung, weil sie den MA´s noch etwas Gutes tun will.
Der AG kann auch eine Genehmigung einholen, dir innerhalb der EZ zu kündigen.
Das du im Organigramm nicht mehr auftauchst - dir wird ja auf jeden Fall gekündigt. Vermutlich deshalb. Würde ich persönlich nicht als Mobbing sehen, da dir ja schon offiziell mitgeteilt wurde, dass dein Arbeitsplatz spätestens nach der EZ weg ist. Was ja eigentlich nur fair ist, denn so kannst du dich darauf einstellen, jetzt schon mal einen neuen Job zu suchen.
Bei der Betriebsversammlung tauchten noch alle grau unterlegt auf, weil es da ja noch zu besprechen/mitzuteilen war. Am nächsten Tag war der Drops gelutscht und das Organigramm auf aktuellen Stand gebracht. Evt. bist auch einfach nur aus Versehen - weil auch grau unterlegt - "gelöscht" worden?
Sieh es mal so: es werden fast die Hälfte der Werke geschlossen - natürlich muss man sich dann von Mitarbeitern trennen. Die Firma teilt dies allen betroffenen MA´s mit und bietet Aufhebungsverträge mit Abfindung an. So schlimm hört sich das für mich erst mal nicht an. Man kann nämlich auch durchaus ohne Abfindung aus solchen betrieblichen Gründen kündigen.
Ich persönlich würde ganz neutral mit dem Chef sprechen. Je nach dem, wie lange du dort gearbeitet hast, darauf verweisen und darlegen, dass du auf Grund der Betriebszugehörigkeit von x Jahren und so weiter gerne nochmal über die Abfindung verhandeln würdest. Und dann hör doch einfach mal, wie man darauf reagiert. Mehr als Nein sagen können sie ja nicht.
Das würde ich erst mal machen, bevor ich mit rechtlichen Konsequenzen drohe.
von
cube
am 10.10.2019, 14:44
Antwort auf:
Ist das Mobbing oder Schikane? Wie (gesetzlich) vorgehen?
Auf dein „Gegenangebot“ wird die Firma garantiert nicht eingehen! Sie wollen sich mit dir im Guten (Aufhebung + Abfindung) einigen. Du hast jetzt 2 Möglichkeiten: Annehmen und dir was Neues suchen, oder du bekommst direkt nach der Elternzeit die Kündigung und zwar ohne Abfindung. Wo hier Mobbing oder Schikane sein soll weiß ich nicht. Es wurde gesagt, dass du bis zum Ende der EZ als Springer eingesetzt werden wirst (und damit gleichzeitig unmissverständlich zum Ausdruck gebracht, dass am Ende der EZ für dich Schluss ist) – mehr nicht. Mein Rat: Such dir schnell was Neues, nimm die angebotene Abfindung und gut. Lieber den Spatz in der Hand…..als gar nichts! Denn keine Firma ist verpflichtet überhaupt eine Abfindung anzubieten!
von
KielSprotte
am 10.10.2019, 14:54
Antwort auf:
Ist das Mobbing oder Schikane? Wie (gesetzlich) vorgehen?
Mobbing sehe ich hier auch nicht.
Ich würde positiv und freundlich, aber selbstbewußt, ein Gegenangebot machen und in Verhandlungen einsteigen.
Ich habe in ähnlicher Situation gut verhandeln können. Man hat mir einen Aufhebungsvertrag mit Abfindung im Rahmen des mit dem BR ausgehandelten Sozialplanes angeboten - meine Abteilung wurde ins Ausland verlagert, andere wurden ganz geschlossen, war eine größere Umstrukturierung. Ich war nicht in Elternzeit, habe aber klargemacht, daß ich mich mit meiner Ausbildung und meinen Sozialpunkten jederzeit in eine andere Abteilung klagen kann, wenn ich es drauf anlege (wollte ich gar nicht - was hätte ich da für einen Stand gehabt? - aber als Argument war es gut). Nach zähen Verhandlungen (die mir noch ein paar Monate das volle Gehalt eingebracht haben - aber wirklich Spaß hat die Arbeit in der Zeit nicht mehr gemacht, das wäre wohl auch zu viel verlangt gewesen) wurde bei der Betriebszugehörigkeit noch bissi getrickst, so daß ich den Höchstsatz bekam, außerdem wurden noch ein paar Extras wie zusätzliche Termine bei einer professionellen Bewerbungsberatung (gab es für alle, ich bekam halt mehr) draufgelegt. Ich war zufrieden :-).
Versuch es doch. Sprich auch mal mit dem BR, bei mir waren die sehr nett und hilfsbereit.
von
Strudelteigteilchen
am 10.10.2019, 15:32