Pubertät mit 3J? Laang!

 Christiane Schuster Frage an Christiane Schuster Sozialpädagogin

Frage: Pubertät mit 3J? Laang!

Hallo! Ich bin ziemlich mit den Nerven runter: Mein Florian (gerade 3J geworden) benimmt sich wie der letzte Mensch. Wir streiten und brüllen "nur noch" und es ist nicht zum Aushalten. Dabei habe ich das Gefühl, daß er selber mit sich nicht klarkommt, er gar nicht begreift, wie er ständig neue Situationen provoziert, in denen meine Geduld rasend schnell schrumpft, bis ich echt einfach nur brülle sein Verhalten überhaupt nicht mehr nachvollziehen kann (deshalb "Pubertät"). Manchmal tut er auch "verbotene" Dinge und grinst mich dann fortwährend an, während ich zunächst ruhig, später zunehmend erregt versuche, die Situation zu klären. Ich kriege jedesmal einen Knoten im Bauch, sodaß ich auf eine Gastritis eigentlich nur warte. Die Dinge, die er so anstellt sind zum Beispiel folgende: # Er klettert auf die Truhe im Wohnzimmer, um bequem unsere Topfpalme anpinkeln zu können (er weiß, daß er in eine Ecke im Garten pinkeln darf, aber nicht in Blumentöpfe auf der Terasse). # Er hat eine aus Ikea-Regalen zusammengebastelte Spielküche, die er schon zweimal im hektischen Spiel mit Freunden teildemontiert hat. Darufhin wurde klargemacht, daß es absolut verboten ist, irgendwelche Regalbretter abzubauen. Gerade heute hat er es, diesmal alleine und ohne Anfeuerung von außen, wieder getan. Außderdem waren alle Spielzeugkisten- und Kästen (Lego, Brio-Bahn-Stofftiere, Bauklötze...) auf dem Boden ausgeschüttet. # Er hat soviel Energie, daß er häufig mit Sachen um sich wirft und total übermütig durchs Wohnzimmer rennt und laut ruft, bis entweder irgendwas runterfällt oder er sich oder Daniel wehtut. Bei einer Spielkameradein hat er alle Bauklötze ausgekippt und durchs Wohnzimmer gekickt, obwohl ich ihm sofort gesagt habe, daß wir gehen, wenn er nicht sofort aufhört und sie wieder einräumt. Wir sind dann schließlich gegangen, nachdem er erst nach viel Schimpfen unter Tränen aufgeräumt hat. (Okay: Wir schaffen es nicht jeden Tag spazieren oder auf den Spielplatz zu gehen, aber häufig, und außerdem ist er viel im Garten, wo er toben kann.) # Er malt den Fußboden mit Buntstiften an. # Er zappelt am Tisch, so daß häufig ein Glas umkippt, das Essen vom Löffel fällt ... # Ich bin im Streß: Uroma und Uropa kommen gleich, ich habe Florian gebeten, nichts durcheinander zu machen und mich nicht zu ärgern, weil ich schon ganz abgehetzt bin mit Tischdecken und so weiter. Ich komme ins Wohnzimmer: Mein Ficus hat etwa ein Drittel seiner Blätter eingebüßt, die jetzt hübsch auf dem Boden verstreut liegen. # Er soll nur ca. 30 Min "leise" sein, damit Daniel wenigstens ein bißchen Mittagsschlaf bekommt, das klappt oft prima, aber manchmal bringt er solche Schoten (meist während ich Daniel noch ins Bett bringe), daß ich mir echt an den Kopf fasse: Er schiebt laut quietschend Stühle durchs Wohnzimmer oder klopft mit irgendwas herum. # und so weiter Das klingt jetzt alles nicht so furchtbar, aber wenn solche Dinge 3 mal oder öfter am Tag passieren, rauben sie mir wirklich die letzte Kraft. Die genaueren Umstände: Florian hat einen Bruder (Daniel, gerade eins), den er zwar liebt, aber der von ihm ständig eins übergebraten kriegt: Er wird geschubst bis er umfällt, manchmal klettert Florian auf ihm herum oder haut ihn. Aber ohne Gute-Nacht-Kuß würde Florian Daniel nicht ins Bett lassen.) Seit Daniel da ist, ist Florian ängstlicher geworden (traut sich kaum noch auf Rutschen, will nicht mit der neuen Babysitterin mitgehen), obwohl er sonst ein eher draufgängerischer Typ ist. Er geht schon seit 1,5J jeden Vormittag in eine Kindergruppe, in der er lt. Betreuerin bestens(!) zurechtkommt. Er geht auch sehr gerne hin. Trotzdem denke ich, daß im September der Kindergarteneinstig nicht ganz leicht werden wird, weil er so eigen geworden ist: Nur Mama soll ihn anziehen, ausziehen, Zähne putzen, was auch immer. Und mit der Babysitterin (erfahren, 16J, mir sehr sympathisch) geht er keinen Schritt alleine, aber zum Spielen im Garten akzeptiert er sie ohne weiteres. Mit seiner "alte" Babysitterin (18J), die er schon seit dem Säuglingsalter kennt, geht er stundenlang überall hin. Vielleicht erwarte ich einfach zuviel. Außerdem wird Florian gerade trocken: Pipi klappt prima, der Stuhl landet leider sehr selten im Töpfchen, eher in der Hose oder - mit Vorliebe - im Garten, sehalb hat ermorgens in der Kindergruppe auch noche eine Windel an. Insgesamt habe ich also den Eindruck, daß er in einer Phase voller Umbrüche ist, mit der wir beide nicht umgehen können. Vor allem merke ich, daß mir nach Wochen und Monaten die Reserven fehlen, um alles mit mehr Gelassenheit und Ruhe anzugehen. Mangelnde Konsequenz habe ich mir - denke ich- eher nicht vorzuwerfen, ich fange nicht bei jeder Kleinigkeit an zu schimpfen, aber wenn es um Grundsätzliches geht, muß ich mich durchsetzen, meine ich. Loben tue ich ihn selbstverständlich auch, wenn es angebracht ist. Was raten sie mir? Muß ich alle meine Ansprüche zurückschrauben? Wie kann ich Florian ohne immer schimpfen zu müssen vermitteln, was er darf und was nicht? Ich will ihm nicht das Gefühl vermitteln, daß ich immer nur schimpfe und ihn nicht mehr lieb habe. Ich habe ihn lieb und sage und zeige es ihm sooft ich kann. Wie kriege ich meine Nerven in den Griff? Bisher hat er einmal eine Andeutung einer Ohrfeige von mit bekommen, weil ich Schläge grundsätzlich ablehne, aber ich merke, wie mir immer stärker "die Hand zuckt." Bald KANN ICH NICHT MEHR! Tut mir leid, Text ist sehr lang geworden, aber ich hatte das Bedürfnis, die Situation ausführlich darzustellen, damit Sie vielleicht meine Verzweiflung nachvollziehen können. Und vielleicht auch Sie oder jemand anderes einen Tipp für mich hat. Für alle Ratschläge wäre ich sehr dankbar!! LG, Steffi.

Mitglied inaktiv - 02.07.2002, 20:44



Antwort auf: Pubertät mit 3J? Laang!

Hallo Steffi Das veränderte Verhalten Ihres Sohnes hängt ganz bestimmt mit Ihrer nervlichen Überbelastung zusammen, da er zusätzlich jetzt in einem Alter ist, in dem alle Kinder versuchen ihre eigenen Grenzen zu erfahren und sie auszuprobieren. Da kommt Ihrem Sohn Ihre Abgeschlagenheit gerade recht!- Sprechen Sie doch mal mit Ihrem Hausarzt oder Kinderarzt über eine Eltern-Kind-Kur, die Sie erst einmal wieder auf die Beine bringt". Anschließend sollten Sie Ihren "Großen" in einer Sport- oder anderen Interessengruppe anmelden, damit Florian sich dort so richtig austoben kann, während Sie die Zeit zum "Auftanken" nutzen sollten. Vielleicht kann Daniel zur gleichen Zeit vom Babysitter betreut werden?- Verhalten Sie sich weiterhin so konsequent wie bisher aber auch liebevoll. Vielleicht hilft Ihnen folgendes Buch ein wenig weiter: - " Kinder nerven nicht!" Sie brauchen nur Grenzen, Betty Stewart, Pabel/Moewig,Rastatt/2002, 7,95€. Halten Sie durch und: bis bald?

von Christiane Schuster am 03.07.2002



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