Wir haben ein Verhaltensmuster, von dem ich nicht weiß, wie wir es am besten durchbrechen können: Ich will etwas mit meinem Sohn (2,9 Jahre) machen (z.B. Zähneputzen oder anziehen), er verweigert sich, ich versuche ihn zu überreden, dann verweigere ich mich (na dann machen wir es eben nicht) und auf einmal fängt er an zu weinen und kommt und will es unbedingt machen. Wir wissen nicht, woran es liegt und was wir machen können. Ein etwas anderes Beispiel: mein Sohn hat Süßigkeiten, ich sage ihm: „so, noch eins und den Rest heben wir auf für morgen“. Nach einer Weile fängt er an zu betteln, dass er noch eins will. Nach einer Weile hole ich die Süßigkeiten raus und sage: „so, noch ein allerletztes“ und er fängt an zu weinen, schiebt sie weg und sagt: „die sind für morgen“. Ich weiß, dass ich hier unkonsequent war, verstehe aber trotzdem nicht, warum mein Sohn sich so verhält. Können Sie mir etwas empfehlen, vor allem in Bezug auf ersteres Beispiel?
Mitglied inaktiv - 03.03.2008, 08:12
Antwort auf:
Verhalten Sohn 2,9 Jahre
Stichwort: Gewissensentwicklung
Hallo, Ihr Sohn ist jetzt in einem Alter, in dem er anfängt zu verstehen, dass nicht alles, was Sie sagen, auch das ist, was Sie auch von ihm wollen. Z.B. hat er in sich gespeichert, dass Zähneputzen etwas Wichtiges ist und dass es zu tadeln ist, wenn man es nicht tut. Geben Sie plötzlich seinem Widerstand nach, fühlt er sich an den verinnerlichten Tadel gemahnt und ist traurig über sein eigenes Verhalten. Dabei hat er zwar noch kein schlechtes Gewissen, das kommt später, aber er weiß, dass er seine Mutter enttäuscht hat. Er bedauert und weint. Dieses Empfinden erhöht nun seine Scham und die will er jetzt loswerden ( denn Scham erzeugt Stress). Also kehrt er das Spiel um und gehorcht jetzt. Damit tilgt er seine Scham, die Trauer verschwindet und bestenfalls ist er auch noch stolz auf sich.
Das Bedauern ist etwa 3 jahren ist früheste Stufe auf der Leiter zum Gewissen (s. mein Buch). Genauso können Sie die Bettelei nach den Süßigkeiten erklären. Es ist dasselbe Muster. eins können Sie jetzt schon sagen, Ihr Sohn hat eine empfindsame Seele. Längst nicht alle Kinder reagieren so früh schon so differenziert. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 05.03.2008