Lieber Dr.Posth,
Thema Trockenwerden: Sohn (2J.) wird seit 6 Mon. zu regelmäßigen Zeiten (3-4x am Tag) auf Toilette/Töpfchen gesetzt. Dort auch klein und groß. Trotzdem regelmäßig Windel voll. Ihn stört keine volle Windel, scheint es nicht zu bemerken oder zu stören. Frage: „Hast du AhAh (groß) gemacht?“ Antwort: „Nein“, obwohl es nicht stimmt. Sagt also weder vorher noch hinterher, dass er muss. Trinkt viel (ca. 600-750ml. ausschl. Leitungswasser), aber öfter auf Toilette setzen behindert im Alltag. Nun habe ich bei Ihnen gelesen, dass dieses Topftraining grundsätzlich falsch ist, obw. es mir bei meinem Sohn nicht so vorkommt. Was können wir tun? Einfach abwarten und ihn nicht mehr aufs Töpfchen setzen, bis er sich alleine meldet eines Tages? Er muss bis Aug. 2015 tagsüber trocken sein – Vorgabe der Kita. Zurzeit TaMu. PS: Ihre Langtexte sind eine große Hilfe, habe sie mehrfach gelesen!
von
JakobsMama
am 10.11.2014, 07:48
Antwort auf:
Trockenwerden, wie vorgehen?
Hallo, in meinen Langtexten oder im gezielten Suchlauf haben Sie sicher auch gelesen, dass das Kind mehrere innere Reifungsschritte durchlaufen muss, bis es in der Lage ist, seine Blase und seinen Mastdarm zu kontrollieren. Das fängt an bei einfachen Bemerken, ohne aber ein Bedürfnis nach Töpfchen oder Toilette zu entwickeln. Es ist nur reines Erstaunen. Das geht weiter über den Versuch auf ein Töpfchen zu gehen in der Annahme, dann käme etwas, was aber zunächst nur selten gelingt. Erst im dritten Schritt wird bewusst bemerkt, dass "etwas da ist", was ausgeschieden werden muss. Aber dann muss das Kind zwei weitere Schritte lernen, erstens Urin und/oder Stuhlgang zu halten, bis es losgehen kann, und damit es losgehen kann die Verschlussmuskeln zu entspannen. Zu all dem muss noch die seelische Bereitschaft kommen, die soziale Sprossenleiter weiter zu erklimmen. Kein Wunder also, warum dabei so viel schief geht. Daher ist Topftraining Unsinn und störend für die Entwicklung. Das Problem ist auch, dass wenn das Topftraining irgendwann einmal zum Erfolg führt, ein Wiedereinnässen und Einkoten bei späteren Entwicklungskrisen und Beziehungsstörungen sehr leicht eintritt. Und dann fängt ein Odyssee durch die urologischen Ambulanzen und Funktionslabore an.
Mann kann aber zeitlich nicht vorbestimmen, bis wann ein Kind trocken und sauber sein soll. Es gibt nur Normzeiträume, die am Tage bis 4 Jahre reichen. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 12.11.2014