Hallo Hr.Dr.Posth,
habe mal eine Frage zum Spielverhalten meines Sohnes (er wird im April 4J.)
Er liebt Rollenspiele heiß und innig, könnte so den ganzen Nachmittag verbringen. Bisher ging es dabei relativ "friedlich" zu, wenn wir zusammen spielten: Picknick, Bauernhofleben, Kaufladen, Ritter beschützt Prinzessin etc. In letzter Zeit weht ein etwas rauherer Wind :-)
Piraten kämpfen, schießen mit Kanonen, der Ritter zückt sein Schwert und bringt den Drachen um etc.
Wenn ich ihm sage, dass ich gerne mit ihm spiele, aber nicht die ganze Zeit schießen und kämpfen möchte, klappt das kurz, kippt aber irgendwann wieder.
Ich glaube, im Kiga gehts mit seinen Freunden ähnlich zur Sache(wenn ich frage, was er dort so spielt). Ist das normal für Jungs? Muss ich mich darauf einlassen? Oder kann ich "erwarten" dass wir zusammen friedlicher spielen bzw. sollte ich versuchen das Spiel etwas zu lenken?
Vielen Dank für ihre geschätzte Antwort. Viele Grüße, Maria.
Mitglied inaktiv - 08.03.2010, 08:50
Antwort auf:
Spielverhalten
Stichwort: Kampfspiele bei Kleinkindern
Liebe Maria, Sie stellen eine in der Frühpädagogik heißt umkämpfte Frage, was die Meinung über Erziehungsstrategien angeht. Kann man den Aggressiontrieb im Kind durch Erziehung ausschalten oder geht das nicht. sind Jungen aggressiver als Mädchen oder zeigen die Mädchen nur eine andere Form von Agressivität.
Ich will mich hier kurz fassen. Aggression kann man nicht aus dem Menschen "heraus erziehen". Sie ist ein Trieb, der seine Bedeutung hat und keineswegs nur auf Zerstörung oder Schädigung ausgerichtet ist. Bei Jungen spielt aber das Konkurrieren um Stärke ein große Rolle, weil sich Jungen naturgemäß mit körperlicher Stärke attributieren (selbst auszeichnen). Mädchen vollziehen dasselbe Konkurrieren im sozialen Bereich. Das spielt dann der Rang die Rolle, die bei Jungen durch Stärke gekennzeichnet ist.
Ihr Sohn lernt diese "Kampfspiele" zunächst einmal im Ki-ga, wo eben viele Jungen auf einem Fleck agieren. Er empfindet diese Rollenspiele als interessant, bereichernd und auch befriedigend, vor allem wenn er siegreich ist. Unterlegenheit frustriert ihn und macht ihn enttäuscht und wütend. Sie selbst tun ihm also einen Gefallen, wenn Sie da ein wenig mitmachen und ihm den Vorteil des Starken auch lassen. Aber natürlich können Sie ihn auch auf andere Inhalte bringen, ihn sanft begrenzen und müssen ihn sicher auch hier und da korrigieren, wenn in das kämpferische Spiel sich plötzlich Grausamkeit und Brutalität mischt. Die Unterschiede zu diesen verwerflichen Formen der Aggression können die kleinen Kinder noch nicht für sich ermitteln. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 10.03.2010