Hallo Dr. Posth, erst mal großen Dank für ihre tollen Bücher und das Forum.
Unser 2. Kind, 6 Wochen alt schreit seit 2 Wochen viel. Typisch sind natürlich die Abendstunden (da hilft wirklich gar nichts). Mehr verunsichert mich jedoch, dass er auch tagsüber direkt beim oder nach dem Stillen anfängt zu schreien und auch beim tragen auf dem Arm nicht ruhig wird. Nur Tragetuch hilft, und da tobt er wirklich auch noch eine ganze Weile. Sein Gewicht ist gut, nimmt gut zu, habe viel Milch. Ich versuche ihn oft aufstoßen zu lassen. Er bekommt sab simplex, seitdem keine Blähungen. KiArzt sagt alles körperlich okay. Nachts ist es deutlich besser.Unser Tagesablauf besteht wirklich aus stillen, sofort danach schreien, im Tagetuch schlafen, wieder das ganze von vorne. Er tut uns so leid, und unsere Nerven sind natürlich auch ziemlich belastet, vor allem weil die Große auch erst 2,5 Jahre alt ist.
Können wir noch mehr tun? Ist unser weg richtig?
Danke
Rica
von
rica21
am 05.09.2011, 10:19
Antwort auf:
Schreibaby?
Stichwort: Säuglingsschreien / Schreibaby
Liebe Rica, das Schreien eines Säugling geht tatsächlich an die Nerven. Es ist schwer auszuhalten. Aber es ist ein Notsignal vom Kind und die stereotype Aussage der Ärzte, das Kind habe eigentlich nichts, geht weit an der Wahrheit vorbei. Allenfalls könnten Sie sagen: "tut mir leid, ich finde nichts". Das Blähungsproblem macht sicher 80 bis 90% der gesamten Schreierei aus. Aber die Entschäumer alleine helfen keineswegs immer. Es ist schon ein ganzes Programm, was man zur Beseitigung der Trimenonkoliken auffähren muss. Zu den Entschäumern gehören fast immer die Pipenzolat-Tropfen, die Sie aber derzeit nur gegen Rezept in der Löwen-Apotheke in Berg. Gladbach bekommen (02202/84531). Diese Substanz setzt die Krampfempfindlichkeit des Darmes herab. Sie ist individuell sehr unterschiedlich und hängt von der Funktionsweise der im Darm befindlichen Serotonin-Rezeptoren ab. Forschungen dazu laufen. Weitere Beruhigung erreichen Viburcol-Zäpfchen, die auf homöopathische Weise den Nervus vagus beeinflussen. Weiter gibt es Möglichkeiten mit Keimen, also Laktobazillen (Bigaia, ganz neu) und E.coli-Bakterien (Mutaflor-Susp.) auf die Darmregulation einzuwirken. Der Rest ist dann geschickt und viel herumtragen (was ohnehin neben dem Stillen im Vordergrund steht), Bauchmassage, Kümmelzäpfchen u.s.w. Erst wenn dieses gesamte Programm nicht hilft, fängt man an sich weitere Gedanken zu machen. Aber es bleiben schließlich weniger al 5%Säugling übrig, deren Schreien man nicht eindeutig erklären kann. Das jedenfalls ist meine Erfahrung und das deckt sich auch mit dem Gauss´schen Verteilungsprinzip aller Störungs- und Krankheitsbilder verteilt auf die Normalbevölkerung. Viele Grüße und danke für Ihr Lob
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 09.09.2011