Hallo Herr Dr. Posth,
Sie haben geantwortet: Aber wie spricht er Sie denn an, wenn er etwas haben möchte, wenn sie ihm etwas geben sollen, usw. Wie ruft er sie von weiten oder aus einem anderen Zimmer? Vielleicht vestehe ich Sie ja auch falsch. Am besten, Sie schreiben noch einmal. Viele Grüße
Richtig mit "Mama" gerufen hat er mich nie. Vor ca. 6-7 Monaten als die Sprache so langsam in Fahrt kam, hat er ab und an "Mama" gesagt. Dies war aber eher für kurze Zeit. Er hat öfter auf die Entfernung oder über die Etagen "äh, äh" gerufen. Da hab' ich ihm versucht zu vermitteln, wenn er etwas möchte soll er Mama sagen, daß ich nicht die "äh" bin. :)
Es hat sich mittlerweile so eingependelt, daß wenn er etwas haben möchte und ich bin nicht direkt bei ihm, kommt Henri angelaufen und sagt: "da". Er nutzt "da" sowieso sehr gut, wie ich finde. Ich merke dann, er möchte mir was zeigen oder möchte etwas haben. Entweder wir gehen zusammen hin oder ich hebe ihn hoch und er zeigt es mit mit "da".
Wenn er z.B. von seinem Mittagsschläfchen aufwacht und wir dann runtergehen wollen und ich die Treppe alleine gehe und er möchte aber nicht die Treppe gehen, dann steht er oben und sagt "da". Das ist eines von einigen Beispielen, wofür er sein "da" einsetzt ohne es auf einen bestimmten Gegenstand oder einen bestimmten Wunsch zu nutzen, welchen er sich selber nicht erfüllen kann, sondern eher auf mich bezieht.
Danke für Ihre Antwort.
Silvia
Mitglied inaktiv - 14.01.2004, 02:35
Antwort auf:
nennt mich nicht beim Namen (Mama) II
Liebe Silvia, sie hatten auch geschrieben, daß Ihr Sohn manchmal grinst, wenn er die Wirkung seiner Weigerung merkt. Wahrscheinlich hat er die direkte Ansprache seiner Eltern zu einem Teil seiner Widerstandsreaktionen gemacht, die er braucht, um sich aus der Mutter-Kind-Dyade zu lösen. Allerdings könnte man einwenden: dann könnte er doch wenigstens Papa sagen. Er geht schon 4 Monate in einer Kinderkrippe, vielleicht verkraftet er das doch nicht so gut, wie Sie meinen. Vielleicht hat er dort auch eine andere Person gefunden, die er zur Loslösung benutzt und wählt nicht so sehr den Weg über den Vater. Aber das sind Spekulationen. Nur ist von hier aus leider nicht viel mehr zu sagen. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 16.01.2004
Antwort auf:
nennt mich nicht beim Namen (Mama) II
Hallo Herr Dr. Posth,
aber nennt Papa doch beim Namen! Ohne Probleme. Ich habe dann fast noch eher den Eindruck, daß er Papa universell für uns beide benutzt!? Oder
Grüße
Mitglied inaktiv - 16.01.2004, 23:07
Antwort auf:
nennt mich nicht beim Namen (Mama) II
Liebe Silvia, das ist denkbar und macht dann auch ein Bild. Nämlich daß er in der Loslösungsphase, die über den Vater läuft (triadische Lösung), sehr stark auf seinen Vater fixiert ist und ihm sogar mütterliche Eigenschaften beimißt. Das ursprüngliche Mutterbild ist aber im Moment so stark in ihm selbst drinnen (internalisiert, pos. Elternimago nach H.Kohut), daß er es gar nicht schafft, die reale mütterliche Person auch zu benennen. Aufkommendes Selbst und erstes Selbst-objekt sind gleichsam noch verschmolzen. Das ist eine radikal tiefenpsychologische Deutung, die sicherlich nicht jeder Psychologe teilen wird, ich wäre jedoch gespannt, ob er eine bessere hätte.
Auf jeden Fall ist das noch in Ordnung und wird sich mit zunehmender Loslösung und Autonomisation wieder ändern. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 17.01.2004