Sehr geehrter Herr Doktor,
wie sehen Sie als Experte dass, das ein Kind mit einem Jahr für 10h in die Kita gehen muss. Kann es dadurch Schaden nehmen? Aus persönlichen Gründen muss ich nämlich dann wieder 8h arbeiten gehen.
Vielen Dank für Ihre Antwort.
Mitglied inaktiv - 22.06.2009, 14:54
Antwort auf:
Kita
Stichwort: Fremdbetreuung
Hallo, diese Frage ist mit einem eindeutigen Ja zu beantworten. Auch wenn es vielen Menschen nicht passt, dass frühe Fremdbetreuung in diesem Umfang kritisch gesehen wird, aus entwicklungspsychologischer Sicht, d.h aus der Sicht des Kindes ist es so. Das Mindeste, dass zu beachten ist, wenn man frühe Fremdbetreuung über gelegentliche Male hinaus für sein Kind wählt, ist das Einhalten der OECD-Kriterien. Das heißt der Betreuerinnen-Kind-Schlüssel darf nicht mehr als 1:3 betragen (bei 1-jährigen), sanfte Ablösung ist obligat und es muss ein absolut kindgerechte Umgebung geschaffen sein. Besser in diesem Alter ist natürlich eine Betreuung durch die Familie, wobei alle diese 3 Kriterien in der Regel automatisch erfüllt sind.
Dazu kommt noch ein anderes Problem. Die abgebende Mutter darf sich nicht wundern, wenn eines Tages die Betreuerin einen etwa gleichwertigen Rang erhält wie sie selbst. Zu betrachten ist auch immer der Loslösungsprozess des Kindes aus der primären Bindung, der allerdings meist über die Betreuerin ein Stück erfolgen kann. Nur ist die Betreuerin ja gleichzeitig auch "verlängerte" primäre Bezugsperson. Tatsache ist, solche Vorgänge sind noch viel zu wenig erforscht, als dass wirklich klar wäre, was bei den Kindern tatsächlich passiert. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 26.06.2009