Frage: Einschlafen-Durchschlafen-Abstillen

Lieber Herr Posth, ich habe schon im Suchlauf einige Tipps und Lösungen für uns gefunden, möchte aber dennoch Ihren Rat. Ich fange am besten mal vorne an. Meine Tochter (13 Monate) hat schon immer, seit ihrer Geburt, wenig geschlafen, man kann sagen, immer am untersten Limit. Daran gewöhnt man sich irgendwann, auch wenn unsere Umwelt in der Hinsicht nicht so tolerant ist und allerlei Ratschläge parat hat(te). In den ersten fünf Monaten litt meine Tochter unter erheblichen Koliken. Zu Beginn (bis 3 Monate) sagte man uns, es wären die sog. 3-Monats-Koliken, das würde sich geben. Die 3 Monate vergingen und nichts änderte sich. Wir trugen sie, wiegten sie, massierten den Bauch… das volle Programm und waren froh, wenn sie denn dann mal schlief. Dabei habe ich sie auch meistens in den Schlaf gestillt. Und um wenigstens einigermaßen Ruhe für alle Familienmitglieder zu finden, schlief meine Tochter mit im Ehebett. Im fünften Monat hatte meine Tochter Blut im Stuhl, was zu ihrem ersten Krankenhausaufenthalt führte. Das Gitterbett dort war ihr ein Graus. Im diesem Zusammenhang hatte sie noch eine Noroviren-Infektion. Dabei erhielt sie einen Tropf, der es z. T. auch erforderlich machte, dass sie fixiert wurde. Die Aussage dort: Sie ist ganz schön temperamentvoll und willensstark. Nach einigen Untersuchungen stellte man fest, dass sie an diversen Nahrungsmittelunverträglichkeiten leidet, u. a. Milch, Laktose, Soja, Ei. Dies verursacht bei ihr Blähungen, Durchfall und eben Blut im Stuhl bei entsprechender Menge. Da ich sie bis dahin voll gestillt hatte, riet man mir, mich in meiner Ernährung ebenfalls umzustellen. Gesagt, getan. Und seitdem hatte sie nur noch selten Koliken, die sie nicht schlafen ließen. Von da an fütterte ich auch zu. Das „Einschlafritual“ und die Schlafumgebung blieben aber… sie schlief sonst auch nicht gut und schrie und klammerte, wenn sie in ihr heimisches Kinderbett im elterlichen Schlafzimmer sollte. Im Familienbett und mit dem Stillen war es für alle Beteiligten das einfachste und bequemste. Dann folgte mit 9 Monaten erneut ein Krankenhausaufenthalt… wieder mit Gitterbett. Danach war es noch schlimmer und es dauerte, bis sie ohne Klammern sich nach dem Wiegen, Halten, Tragen schlafend ins Bett legen ließ. Seit dem kam sie auch wieder verstärkt in der Nacht, um gestillt zu werden. Also von Durchschlafen keine Rede. Nach einem Jahr wollte und musste ich auch wieder zu arbeiten anfangen. Meine Tochter sollte dann in eine Kinderkrippe gehen. Nur musste für unser Dafürhalten und nach Meinung unserer Umwelt etwas mit ihren Ein-Schlafgewohnheiten passieren und so begannen wir, mit eher mäßigem bis gar keinem Erfolg, sie dazu zu bringen, alleine in ihrem Kinderbett einzuschlafen. In der Krippe müsste sie es ja dann auch können. Sie schrie und protestierte und das ziemlich ausdauernd. Es half nichts, ob wir dabei saßen, ihr Lieder vorsangen, sie in ihrem Bettchen streichelten oder … gar nichts. Nichts bewegte sich, außer dass alle unmittelbar Beteiligten erheblich frustriert waren, Luise noch schlechter schlief, klammerte und unausgeglichen war. Unser Einschlafritual lief – nachdem ich rein gefühlsmäßig beschlossen hatte, diesen Irrsinn zu beenden, wie folgt ab: Abendbrot, waschen, eincremen und Stillen bis sie eingeschlafen ist und in ihr Bettchen gelegt. Gegen elf wurde sie nochmals munter. Da hab ich sie gestillt und mit ins Familienbett genommen. Am 1. Juni begann die Eingewöhnung in die Krippe, zunächst eine Stunde mit mir, nach zwei Tagen ohne mich. In der zweiten Woche steigerten wir uns und sie bekam Mittagessen, was ganz gut ging. Die Woche darauf war sie erstmal krank und wir stiegen dann wieder ein mit 1 Stunde + Mittagessen. Ein paar Tage später kam dann das Frühstück hinzu. Luise gefiel das ganz gut und das mit dem Schlafen – entgegen aller anderen Ratschläge – wollten wir auf uns zukommen lassen. Seit dem 1. Juli geht Luise von ca. 8.00 bis 14.30 in die Krippe – nur das äußerst notwendigste – auf Familienmitglieder zur Betreuung können wir nicht zurückgreifen. Wir stellten den Erzieherinnen den Kinderwagen zur Verfügung, so dass sie darin etwas schlafen konnte. Das ging dann auch, aber war für die Einrichtung nicht das Optimale. Schlafen im Bettchen wollte sie dort überhaupt nicht. Dort zeterte sie ebenfalls sehr ausdauernd. Es gab Tage, da schlief sie gar nicht tagsüber. Die Erzieherinnen sagten, dass sie so ein Energiebündel in ihrer ganzen Berufszeit noch nicht erlebt hätten. Auch nachts schläft sie mit dem o.g. Einschlafritual schlechter. Ich habe inzwischen nicht mehr die Kraft und die Ausdauer, mein Kind derart schreien zu lassen, dass sie in den Schlaf findet. Ich fühle mich auch nicht wohl dabei. In der Krippe scheint es aber so zu sein. Auch von unserer Umwelt bekommt man entsetzt zu hören: Wie sie schläft noch mit bei euch im Zimmer, in eurem Bett? Und sie schläft nicht alleine ein? So ein Kind muss man auch mal schreien lassen, da muss man halt mal durch und sich Ohrstöpsel reinstecken… Die hat euch doch voll im Griff, das muss sich ändern… Uns fehlen dann irgendwie die Argumente, wir fühlen uns als Erziehungsversager, denn bei den anderen klappt das ja alles, die schlafen alleine ein und durch in ihrem eigenen Bettchen in ihrem eigenen Zimmer… Warum unsere nicht? Und warum ist es, wenn man Ihre Aussagen zu dem Thema zugrunde legt, in der Gesellschaft so verpönt, Ihren Weg zu gehen? Und wie können wir dem begegnen? In den ersten zwei Augustwochen hat die Krippe geschlossen. In der ersten Woche ist mein Mann zu Hause und in der zweiten Woche wir beide. In der zweiten Woche würde ich gerne Luise in der Nacht von der Brust entwöhnen. Ist dieser Zeitpunkt günstig? Und wie ist es mit dem Stillen tagsüber. Luise bekommt noch folgende Stillmahlzeiten ergänzend zu den normalen Mahlzeiten: morgens vor dem Frühstück, am späten Nachmittag und nach dem Abendbrot/vor dem Schlafen gehen. Und halt nachts, wenn sie munter wird. Im Sinne der Ablösung frage ich, ob ich nicht ganz abstillen soll? Die Frage ist dann, woher sie mit ihren Nahrungsmittelunverträglichkeiten das Eiweiß? Und wie gehen wir mit dem Einschlafen in der Krippe um? Wie können wir ihr es etwas erträglicher machen? Und haben Sie sonst noch einen Tipp? Und noch eine Bitte/Frage: Einen Tipp für einen guten Kinderpsychologen/-psychotherapeuten im Raum Mittelthüringen haben Sie nicht zufällig (Bergisch ist doch etwas weit weg)? Oder zumindest ein paar Tipps, woran man einen guten Kinderpsychologen/-psychotherapeuten erkennt? Sollte man auf bestimmte Berufsbezeichnungen achten? Usw. Es ist etwas lang geworden, aber ich denke auch hilfreich, um die Situation einigermaßen umfassend zu beschreiben. Vielen Dank schon mal im Voraus. Kati

Mitglied inaktiv - 28.07.2008, 08:45



Antwort auf: Einschlafen-Durchschlafen-Abstillen

Hallo, offenbar funktioniert die 1000-Zeichen-Zählapparatur nicht mehr, sondern hätte es Ihren langen Bericht nicht geben können. Leider kann ich solch lange Geschichten nicht in der Routine bearbeiten. Ich will versuchen, auf Ihren Bericht noch einmal zurückzukommen, wenn ich das Fragenkontingent von 40 durch habe. Seien Sie mir also bitte nicht böse. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 30.07.2008



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