Durchsetzen von Regeln?!

Frage an Dr. med. Rüdiger Posth Facharzt für Kinderheilkunde, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut

Frage: Durchsetzen von Regeln?!

Lieber Dr.Posth, mein Sohn (2 1/3 Jahre)hat neuerdings großen Spaß daran, sich auszuziehen. Jeden Morgen darf er dann auch "nackig" durch die Wohnung laufen. Wenn ich ihn anziehen will oder muß, kündige ich es ihm 3-4 mal vorher an. Auch erkläre ich ihm, daß er sonst krank wird und nicht mehr all die schönen Dinge draußen machen kann (Spielplatz, turnen etc.). Wenn es dann soweit ist, wehrt er sich heftig. Mit Verhandeln/ gut zureden/ Zeit geben ist nichts zu machen, also habe ich ihn nun ein paarmal mit "Gewalt" angezogen, wo er anschließend vollkommen verzweifelt in meine Arme kam und ich schweißgebadet war. Ich muß auch gestehen, daß ich sehr in Rage gerate, zumal ich auch schwanger bin und mir die Kraft fehlt. Ich meine, er muß lernen, daß auch die Eltern sich mal durchsetzen müssen. Ich arbeite viel mit Ihm-Zeit-geben/ Verhandeln/ Ablenken, aber dafür ist nicht immer Zeit. Irgendwie ist mir sehr unwohl mit dieser Durchsetzmethode... Was passiert mit seiner Seele dabei? Anschließend schmust er gerne, übt aber auch "Racheakte" aus (Bücher ausräumen etc.) und macht seinem Ärger so Luft. Mache ich es grundlegend falsch? Ich bin sonst wirklich geduldig... Viele Grüße und ganz vielen Dank Hanna

Mitglied inaktiv - 18.02.2004, 11:42

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Antwort auf: Durchsetzen von Regeln?!

Liebe Hanna, vermutlich machen Sie gar nichts falsch, es sei denn, Sie gingen zu barsch bei Ihrem "Ankleidezwang" vor. Wenn Sie Ihrem Sohn vorher erklärt haben, daß er sich nach seinem FKK-Tripp auch wieder anziehen muß, und ihm Ihre Absichten sogar mehrmals ankündigen, dann müssen Sie Ihre Ankündigung ja auch wahrmachen und durchsetzen. Da er noch im Trotzalter ist, fühlt er sich im Sinne des Zweimächtekonflikts (s. emot. Bewußtsein, Teil 3) übermächtig und protestiert, erkennt aber in gewisser Weise sein unrechtmäßiges Verhalten dabei und sucht danach bei Ihnen Entschuldigung, ein wichtiger Vorgang bei Erwerb sozialer Fertigkeiten. Manchmal provoziert er Sie ein bißchen, weil doch auch Aggression in ihm steckt, aber damit können Sie umgehen. Auf diese Weise verschafft Ihr Sohn sich das Gefühl, stark zu sein, und ist doch in der Lage, die Beachtung von Regeln einzuüben. Interessanterweise spielen Kinder in Rollenspielen so mit drei bis vier Jahren solche Szenen immer wieder nach, z.B. auch mit ihren Kuscheltieren. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 20.02.2004

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