Dr. Posth: nochmal wg. Urvertrauen/Mutter-Kind-Bindung (sorry, lang)

Dr. med. Rüdiger Posth Frage an Dr. med. Rüdiger Posth Facharzt für Kinderheilkunde, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut

Frage: Dr. Posth: nochmal wg. Urvertrauen/Mutter-Kind-Bindung (sorry, lang)

Hallo Herr Dr. Posth Vielen Dank für Ihre Antwort u. Ihre aufbauenden Worte zu meiner Frage unten. Drei Dinge würden mich noch interessieren: Habe in letzter Zeit häufig gelesen, dass Kinder, die viel Kontakt zu anderen haben, wenig bzw. nicht fremdeln. Wir sind -trotz allem- viel unter Leuten, gehen zum Babyschwimmen, PEKiP... . Was halten Sie von dieser Aussage? Sind Sie der Meinung, die Bindungsschwierigkeit und Unruhe kann sich vollständig geben, wenn ich weiter verfahre wie bisher (nicht schreien lassen, viel tragen...) oder wird mein Sohn immer eher unruhig und weinerlich bleiben? Woher kann ein solches Verhalten eines Säuglings kommen? Durch die Komplikationen in der SS (habe mich jedoch auch während der SS schon viel mit meinem Sohn beschäftigt, mit ihm gesprochen, er hat sich an meine Hände gekuschelt...), die schwere Geburt oder gibt es andere Auslöser? Ich weiss, hier können Sie vermutlich nur spekulieren, es wäre jedoch wichtig für mich, auch im Bezug auf weitere Kinder. (Mein Mann unterstützt mich sehr, möchte jedoch mittlerweile keine Kinder mehr -obwohl wir uns immer mind. 2 gewünscht haben- da er meint, eine solche Zeit wie v.a. in den ersten Wochen könne er nicht nochmal durchstehen). Es wäre schön, wenn Sie mir nochmal weiterhelfen könnten. Vielen Dank schon im voraus!

Mitglied inaktiv - 26.04.2004, 11:38



Antwort auf: Dr. Posth: nochmal wg. Urvertrauen/Mutter-Kind-Bindung (sorry, lang)

Hallo, die Meinung über das Fremdeln ist meines Erachtens so falsch wie sie oft vorgebracht wird. Fremdeln als erstes und wichtigstes Zeichen der eingegangenen primären Bindung hängt nicht so sehr mit Gewöhnungsfaktoren zusammen, sondern viel mehr mit den Charakteranlagen des Kindes, mit der Einfühlsamkeit der Bezugspersonen und mit den jeweiligen Lebensumständen. Bindungssicherheit mindert das Fremdelgefühl und verhindert es weitgehend, daß aus dem Fremdelangst in der Loslösung Verlustangst wird. Unsicher gebundene Kind sind nicht so unternehmungslustig und viel anhänglicher. Allerdings gibt es auch stark ängstlich veranlagte Kinder, die dauerhaft ängstlich bleiben trotz aller elterlichen Bemühungen. Aber gerade die leiden unter einer unsicheren Bindung noch deutlicher. Daraus ergibt sich, daß Sie mit dem, was Sie tun, in jedem Fall Ihrem Sohn günstige Voraussetzungen schaffen. Ein zweites Kind kann nun ganz anders veranlagt sein und eher einfach in seiner Entwicklung erscheinen. Beim zweiten Kind geht man als Eltern auch schon erfahrener an die ganze Sache heran, was vieles erleichtert. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 26.04.2004



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