Lieber Herr Dr. Posth,
wir stehen vor einer großen Entscheidung und die beiden folgenden Fragen treiben uns gerade sehr um:
Ein 4 Wochen alter Säugling war in seinem kurzen Leben nunmehr an 4 verschiedenen Pflegeplätzen (darunter Krankenhaus, Pflegefamilien) mit jeweils wechselnden Bezugspersonen. Kann er trotzdem noch eine sichere Bindung in seiner endgültigen Familie aufbauen (viel Zuwendung, Liebe, stetige Bedürfnisbefriedigung vorausgesetzt)? Oder trägt er zwangsläufig einen "Schaden" davon?
Die zweite Frage: Ist knapp 2 Jahre ein sehr ungünstiges Alter, um ein Geschwisterchen zu bekommen? Wie verhält man sich am besten, um dem Kind Sicherheit zu erhalten und gleichzeitig die Loslösung nicht zu behindern sowie die Eifersucht in Grenzen zu halten?
Wie immer tausend Dank für Ihre Antwort. Was sind wir froh, dass es Sie gibt!
Viele Grüße.
Mitglied inaktiv - 23.08.2004, 06:58
Antwort auf:
Bindung
Hallo, die primäre Bindung entwickelt sich praktisch im gesamten ersten Lebensjahr, wobei sie allerdings am Ende der Säuglingszeit als möglichst sichere Bindung gefestigt sein muß. Das Fremdeln als frühestes und sicherstes Zeichen eine eingehenden Bindung beginnt frühestens mit 3 Monaten.
also, so schlimm die wechselnden Betreuungspersonen in der Neugeborenenzeit sind, die Verhinderung einer sicheren Bindung sind sie nicht. Allerdings kann die Anfangszeit bei der Übernahme eines solchen Säuglings etwas unruhig und schwierig sein.
Wann die optimale Zeit für ein zweites Kind ist, das kann man nicht bestimmen. nahezu jeder Altersabstand hat Vor- und Nachteile. Es kommt darauf an, was man will. Soll das ältere kInd schon Betreuungsaufgaben mit übernehmen, muß der Altersabstand entsprechend groß sein. Sollen die Geschwister viel miteinander teilen und ausgiebig miteinander spielen, dann sollte er eher klein sein. Ein bißchen Schicksal walten lassen, erleichtert oft die Entscheidung, oder nicht? Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 23.08.2004