Lieber Dr Posth,
habe noch eine Frage zu unserem Sohn,18M.Er ist sehr schlau,wissbegierig und hat einen starken Explorationsdrang.Diesem versucht er auch unentwegt nach zu gehen und wir versuchen,diesem immer zu entsprechen(soweit möglich).Trotzdem kommt es oft zu Gebrüll seinerseits,wenn nicht alles sofort so klappt,wie er es sich vorstellt.Wir müssen viel erklären,überreden,ablenken.Weiterhin braucht er zwar einerseits noch sehr unsere Zuwendung,andererseits löst er sich sehr schnell und geht auf Fremde zu oder läuft auf dem Spielplatz einfach davon, ohne sich umzudrehen(ruft dann irgentwann nach uns).Jetzt frag ich mich,ob seine Bindung zu mir viell. gestört ist.Wir hatten einen schwierigen Start.Er war ein Schreibaby und ich damit überfordert.Habe ihn fast 24h bei mir gehabt,da er sonst nur geschrien hätte.Nur der Papa hat ihn Mal Nachts übernommen,da ich sonst nie hätte schlafen können.Hat mein schlechter seel u körperl Zustand id ersten 6 Mon unsere Bindung beeinflusst?Herzl Dan
Mitglied inaktiv - 19.04.2010, 13:04
Antwort auf:
Bindung
Stichwort: Säuglingsschreien / Schreibaby
Hallo, wenn es Ihnen gelungen ist, bei all den Strapazen für Sie einigermaßen ruhig zu bleiben und damit auch Ihren Sohn zu beruhigen, wird die Bindung schon sicher geworden sein. Bei der sicheren Bindung kommt es ja nicht darauf an, dass alles ideal verläuft, sondern nur darauf, dass die Reaktion der Hauptbezugspersonen einfühlsam und zuwendungsbeständig sowie zuverlässig gewesen sind. Es lohnt sich also gerade auch bei Schreibabys, den hohen Aufwand in der Zuwendungsaktivität zu treiben. Ein anderes Problem zeichnet sich aber ab. Schreibabys sind KInder mit eher kompliziertem, schwierigem und meist auch impulsivem Temperament. Und diese Eigenschaften lassen sich nicht "weg-beruhigen". Sie bleiben mehr oder minder stark bestehen.
D.h. im Kleinkindesalter sind diese Kinder ebenfalls schwieriger zu führen, zeigen ihre Eigenschaften in starker Ausprägung und gehen spontan und "unüberlegt" ihren Bedürfnissen nach. Aber auch sind wieder Verständnis, Geduld und Einfühlsamkeit gefragt. Denn je besser das Kind durch seine Eltern geführt wird, desto leichter tut es sich im weiteren Verlauf mit der psychosozialen Entwicklung. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 21.04.2010