Hallo Frau Klinkenberg,
meine Tochter war nie eine gute Esserin. Sie wiegt mit ihren 13 Monaten daher auch nur 7,9 kg (die Ärztin meint trotzdem es sei alles OK.). Ich mache mir natürlich trotzdem sehr Sorgen, weil sie momentan eine Phase hat in der sie fast nichts isst. Sie will sich seit 2 Tagen nicht mehr mit dem Löffeln füttern lassen, dreht den Kopf weg und schreit manchmal. Auch Finger Food will sie plötzlich nicht mehr, obwohl das so gut geklappt hatte. Sie will jetzt nur noch selbst mit dem Löffel essen, kann das aber natürlich noch nicht und es kommt fast nichts im Mund an. Heute Mittag hat sie daher fast gar nichts gegessen.
Wenn ich sie füttern will schreit sie sobald sie das Besteck sieht, bis sie selbst einen Löffel in die Hand bekommt. Ich habe auch schon versucht sie parallel zu füttern, aber sie lässt meinen Löffel nicht in ihren Mund. Was kann man da machen?
Abends hatte sie immer so gerne Brot mit Butter gegessen, aber das mag sie plötzlich auch nicht mehr und schmeißt alles auf den Boden. Sie hat gestern Abend nur 100 ml Milch getrunken. Das kann ja nicht reichen!!!! Milchbreis und andere Breis isst sie nicht. Was kann man ihr den abends geben damit sie satt ist vor den schlafen?
Vorher gab es immer gleichzeitig eine Flasche Milch und dazu Brot. Ist das sinnvoll oder würden sie es nacheinander geben? Manchmal hat sie nämlich kaum Milch getrunken und nur Brot gegessen und hatte dann nachts wieder Durst. Allerdings isst sie das Brot meist auch nur, wenn die Flasche Milch dabei steht... leider sehr kompliziert.
Ich bin für jeden Tipp dankbar, denn ich mache mir große Sorgen.
von
Tali1818
am 28.02.2012, 13:39
Antwort auf:
Tochter will nur noch selbst essen und nicht gefüttert werden
Liebe „Tali1818“,
das ist ganz einfach zu erklären: Ihre Kleine macht gerade einen wichtigen Entwicklungssprung. Sie entwickelt ihr eigenes Köpfchen und will selbstständig werden!
Was können Sie tun? Geben Sie Ihrer Tochter bei diesem Schritt positive Unterstützung.
Sie will kein Baby mehr sein, sondern so essen wie die Großen. Mit Besteck! Auch wenn das am Anfang noch nicht so gut klappt. Das ist aber gerade eine sehr bedeutende Phase. Geben Sie Ihrer Tochter den Löffel, damit sie damit experimentieren kann. Das ist die Art wie Kinder lernen. Durch Üben, Ausprobieren, Fehler machen, daraus lernen, es beim nächsten Mal besser machen. Geben Sie Ihrem Mädchen die Möglichkeit dazu, ohne Druck und Zwang.
Am Anfang ist der Umgang mit dem Essen oft sehr spielerisch und bestimmt nicht so gesittet wie bei uns Erwachsenen. Mit dem Löffel zu essen, erfordert ein großes Geschick. Dass bei solchem Experimentieren Kind und Tisch und Boden etc. bekleckert werden, ist nicht zu vermeiden. Ihr Mädchen wird nach wenigen Tagen bis Wochen mit dem Löffel selbständig essen, wenn Sie ihm ausreichend Gelegenheit geben, die nötigen Erfahrungen zu machen. Der natürliche Drang zu lernen und die Neugierde Ihrer Tochter tun ihr übriges.
Sie als Eltern tragen am meisten zu diesem Lernprozess bei, wenn sie sich für die Mahlzeiten ausreichend Zeit nehmen und die Situation so gestalten, dass sie sich über das unvermeidliche Geklecker nicht ärgern müssen z.B. mit einem alten Leintuch als Lätzchen.
Loben Sie Ihre Tochter wenn es gut klappt, leben Sie ihr vor wie es geht sich am Tisch „gesittet“ zu benehmen. So kann sie probieren und abschauen, die perfekte Weise etwas zu lernen.
Und haben Sie dabei Geduld mit Ihrem Schatz. Das ist so eine enorme Leistung, die sie gerade vollbringt. Freuen Sie sich vielmehr über ihr Interesse und ihren Lernwillen. Unterstützen Sie Ihre Kleine.
Abends kann die Milch gerne zum Brot dazu. Das ist die ganz klassische Abendmahlzeit: Brot plus eine Tasse Milch. Probieren Sie doch mal die Tasse. Gut möglich, dass auch das mehr reizt als die Flasche. Den Becher dabei gut füllen, damit die Lippen beim Trinken gleich benetzt werden.
Füllen Sie die Brothäppchen in ein Schälchen und geben Ihrer Kleinen einen Löffel in die Hand. Sie soll sich ruhig damit abmühen. Bleiben Sie selbst dabei gelassen, beobachten Sie mit Stolz und einem Schmunzeln wie Ihre Kleine diesen Schritt vom Baby zum Kleinkind nun meistern will. Auch Sie mussten diesen Schritt einmal gehen!
Machen Sie sich nicht so viele Sorgen, Ihre Tochter wird nicht vor einem vollen Teller oder Tisch verhungern. Solange die Ärztin mit der Entwicklung zufrieden ist, dürfen Sie das auch sein. Und wer weiß, wenn das selbständige Essen besser klappt, entwickelt Ihr Schatz vielleicht mehr Freude am Essen und langt besser zu.
Essen soll immer mit Freude und Genuss verbunden sein und nicht als Kampf oder Problem gesehen werden. Da sind Sie selbst ein großes Vorbild. Leben Sie Ihrem Mädchen eine genussvolle Ernährungsweise vor.
Um Kinder mehr am Essen zu interessieren, damit sie mit Freude am Tisch zulangen, gibt es ein paar einfach Grundregeln:
Einfach immer wieder geduldig das Essen anbieten, aber nicht aufzwingen. Nehmen Sie sich viel Zeit für die gemeinsamen Mahlzeiten, setzen Sie sich gemeinsam mit Ihrem Kind an den Tisch, ohne Fernseher oder andere Ablenkungen. Seien Sie ein Vorbild.
Eine angenehmer Atmosphäre, kein Zeitdruck, ein hübsch gedeckter Tisch sind einladend und regen den Appetit an.
Sorgen Sie für einigermaßen feste Essenszeiten.
Versuchen Sie die Mahlzeiten auf drei Hauptmahlzeiten und zwei Zwischenmahlzeiten zu begrenzen. Wird zusätzlich zwischendurch noch hier und da gesnackt, kommt bei den „richten“ Mahlzeiten kein rechter Hunger auf.
Herzlicher Gruß
Doris Plath
von
Doris Plath
am 29.02.2012
Antwort auf:
Tochter will nur noch selbst essen und nicht gefüttert werden
Heute Abend hat sich alles noch mehr zugespitzt:
sie hat wirklich nur ein paar Schlücke (max. 20 ml) Milch getrunken und ein 4-5 Stücke Brot und nur durch Spielen. Aus einer ausgewaschenen Cola Flasche hat sie noch ein paar Schlücke Milch getrunken, aber aus ihrer Flasche ging es gar nicht. Sie drehte sofort den Kopf weg und fing an zu schreien.
Nudeln zum in die Hand nehmen wollte sie auch nicht.
Sie schläft jetzt und hat kaum was im Magen. Worin kann ihr Verhalten begründet sein und was können wir tun?
von
Tali1818
am 28.02.2012, 20:38
Antwort auf:
Tochter will nur noch selbst essen und nicht gefüttert werden
Hallo Tali!
Meine Tochter ist jetzt 3,5 Jahre alt, aber als ich Deinen Beitrag gelesen habe, fühlte ich mich sehr an die Zeit mit ihr in diesem Alter erinnert.
Nach einer Magen-Darm-Grippe mit ca. 7 Monaten, wo sie auch im Krankenhaus war für 2 Nächte, fingen wir durch den Druck im Krankenhaus an ihr das Essen irgendwie "anzudrehen".
Das Ergebnis war, dass sie immer weniger essen wollte und wir jeden Bissen gezählt haben.
Mit ca. 13 Monaten drehte sich im Grunde beim Essen alles nur noch darum, wie viel sie jetzt insgesamt gegessen hatte.
Häufig saßen mein Mann und ich bei ihr und beobachteten jeden Bissen von ihr. Wir selbst aßen erst später.
Ich bin dann zu einer Elternberatung gegangen und habe dort folgenden Tipp bekommen, der bei uns förmlich Wunder bewirkt hat:
Kein Kind verhungert, wenn es Essen zur Verfügung hat, außer es ist krank.
Der einzige Grund, wieso Kinder untergewichtig werden ist (wie gesagt, außer sie sind krank), dass sie sich in einem Machtkampf um das Essen befinden.
Versucht mal die Anspannung komplett aus dem Essen raus zu nehmen.
Bietet ihr etwas an, was sie selbst essen kann und wenn sie es nicht will, dann isst sie halt gar nichts.
Versucht gleichzeitig selber zu essen (hat auch eine Vorbildwirkung) und sie nicht die ganze Zeit zu beobachten.
Akzeptiert, wenn sie nicht soviel Hunger hat.
Kinder wissen selbst meist am besten, wie viel sie brauchen!
In diesem Alter haben sie auch eine Phase, wo sie nicht mehr ganz soviel Kalorien benötigen, wie im erstem Jahr (sie wachsen jetzt z.B. nicht mehr ganz so schnell).
Wenn ihr euch als Eltern völlig entspannt, dann sollte sich innerhalb einer Woche schon eine deutliche Besserung einstellen.
Wichtige Tipps:
- Essen zu festen Zeiten, zwischendurch nicht.
- Nicht irgendwo Essen "verstecken", damit sie doch noch etwas mehr zu sich nimmt
- Nach Möglichkeit am Tag essen lassen. Wer in der Nacht einen Liter Milch trinkt hat am Tag fast keinen Hunger mehr...
- Wenn sie nicht essen mag, dann keinen Druck ausüben
Ich hoffe ich konnte helfen
Liebe Grüße
Mona
von
Mona010
am 29.02.2012, 09:54
