Guten Morgen Frau Henkes,
unsere Tochter ist 2 J. und 4 Mo. alt.
Sie war ein Schreibaby und ist sonst auch bisher ein sehr forderndes Baby/Kleinkind gewesen. Sie hat ein geringes Schlafbedürfnis. Sie wurde fast 20 Monate gestillt, weil wir es nicht geschafft haben. Erst durch einen plötzli.Krankenhausaufenthalt von mir wurde sie abgestillt. Sie geht seit sie 1 J. alt ist in eine U3-Kita mit 12 Kindern und 3 Erzieherr.
Das Verhalten in der Kita istvorbildlich. Wir bekommen immer die Rückmeldungen, dass es so gut läuft und sie so toll mitmacht (Singkreis, „Kunstprojekt“, Turnen) und dass sie sich als einzige an alle Regeln hält, andere Kinder tröstet und sich als einzige alleine anziehen kann und sehr gut und viel spricht. Sie isst dort auch alles und gut.
Sobald wir sie aus der Kita abholen und auch das ganze Wochenende will sie nur „Schnuller“, „Milch“ und „kuscheln“. Das sind immer die Wörter, die sie bei uns am meisten benutzt und ich habe es bisher so gedeutet, das sie das als Ausgleich benötigt, weil Kita ja auch anstrengend ist.Obwohl wir nach der Kita viel mit ihr kuscheln und auch Zeit mit Spielen verbringen, dreht sie regelmäßig in der Wohnung durch, schreit viel und hängt teilweise auch nur an meinem Körper und kuschelt. Sie isst bei uns kaum etwas und will immer nur Milch trinken. Haben Sie einen Tipp für uns oder sehen sie aus der Beschreibung was bei uns falsch läuft?
von
HailieLila
am 17.12.2020, 09:50
Antwort auf:
unterschiedliches Verhalten erklären
Guten Tag,
es ist doch schon mal sehr erfreulich, dass Ihre Tochter im Kiga so gut zurecht kommt.
Natürlich brauchen die Kinder auch einen Ausgleich zum anstrengenden Kiga, wo man ständig mit anderen Kindern zusammen ist. Sie müssen sich auch rückversichern, dass die Eltern weiter für sie da sind.
Aber nach einem Jahr gelungenem Kiga-Besuch scheint mir das bei Ihrer Tochter nicht mehr das Thema zu sein.
Vermutlich ist Ihre Tochter in einer Phase der Autonomieentwicklung. Dabei machen die Kinder sich innerlich ein Stück unabhängiger von den Eltern. Dies geschieht auch durch Durchsetzung des eigenen Willens.
Kann es sein, dass dies bei Ihrer Tochter das vorherrschende Motiv ist? Selbst wenn das intensive Kuschelbedürfnis nicht an Autonomiewünsche denken lässt, scheint es doch darum zu gehen, dass Ihre Tochter bestimmt, was zu geschehehn hat.
Bei manchen Dingen ist das auch in Ordnung, damit die Kinder einen Willen entwickeln können. Aber wenn es um unterschiedliche Bedürfnisse von Kindern und Erwachsenen geht, müssen Kinder auch lernen, damit umzugehen, dass nicht alles, was sie wollen, machbar ist. Das ist schwer und kleine Kinder sind dann schnell frustriert.
Hier geht es dann um Grenzen, die zwischen Kindern und Eltern immer wieder ausgelotet werden müssen.
Jetzt brauchen Kinder Eltern, die ihnen stetig aber geduldig diese Grenzen vermitteln und auf deren Einhaltung bestehen. Dazu gehört auch, dass Eltern sich freundlich aber bestimmt durchsetzen (s. Abstillen).
Kleinkinder brauchen die Willensentfaltung für ihre Entwicklung. Aber sie wissen auch, dass sie eigentlich klein und schwach sind und sich an den Eltern orientieren müssen, um zu überleben.
Daher ist es so wichtig, dass die Eltern diese Position auch einnehmen, damit das Kind sich bei ihnen geschützt fühlen kann.
Kinder verhalten sich häufig im Kiga anders als zuhause. Das darf auch so sein.
Aber die Verhaltensweisen einer Einjährigen - wie beim Kiga-Eintritt - braucht Ihre Tochter nicht mehr.
Ich wünsche Ihnen alles Gute.
Ingrid Henkes
von
Ingrid Henkes
am 17.12.2020