Trennungsangst, Folgefrage

Dr. med. Ludger Nohr Frage an Dr. med. Ludger Nohr Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie

Frage: Trennungsangst, Folgefrage

Guten Abend, ich hatte Ihnen bereits am Donnerstag eine Frage bezüglich der Trennungsangst von meinem Sohn gestellt. Er wird diesen Monat 3 Jahre alt. Vielen Dank für die Antwort. Daraus ergibt sich für mich nun aber folgende Frage: Wie kann ich ihm konkret helfen, seine Rolle als älterer Bruder zu finden und positiv zu gestalten, die neue Situation zu akzeptieren und die Sicherheit der Beziehung zu mir zu spüren? Können Sie mir Beispiele nennen, wie ich das im Alltag umsetzen kann? Zurzeit hat er mir die Rolle der "Versorgerin" gegeben. Ich bin dafür zuständig, wenn er Hunger hat, gewickelt werden muss und zum Trösten. Aber mit mir spielen will er nur selten. Abends vor dem Schlafen lese ich ihm immer etwas vor und tagsüber basteln wir öfter. Das haben wir auch schon seit Monaten so gemacht. Zum Spielen bevorzugt er ganz klar andere (Papa, Opa, Tante). Ich finde es toll, dass er so viel Spaß dabei hat. Aber ich frage mich gerade in der jetzigen Situation, ob ich mir Sorgen machen muss um meine Beziehung zu ihm. Verstehen Sie mich nicht falsch, ich freue mich sehr darüber, dass er so gute Beziehungen hat. Aber ich muss wohl auch erst wieder meine neue Rolle als Mutter von 2 Kindern finden. Um mehr Zeit für ihn zu haben, habe ich die Kleine nun tagsüber viel in der Trage.

von Himbeerjoghurt am 05.10.2020, 20:53



Antwort auf: Trennungsangst, Folgefrage

Hallo, das konkrete Umsetzen besteht hauptsächlich darin, seine Bedürfnisse wahrzunehmen und dafür, so gut es geht, da zu sein. Dass sie manchmal nicht sofort befriedigt werden können, kann schon zum Teil der neuen Rolle gemacht werden ("gut dass du schon so groß bist und einen kleinen Augenblick warten kannst"). Ihre Rolle ist überwiegend die Versorgerin und die Person für schwierige Momente. Spielen u.ä. kann man auch mit Anderen, das sollte sie nicht kränken oder verunsichern. Bieten Sie ihm an, etwas gemeinsam mit ihm zu machen, wenn Sie Zeit haben. Auch wenn er das ablehnt, hat er das Angebot wahrgenommen. Sicherheit entsteht durch das Erleben, dass Sie da sind, wenn er Sie braucht. In den anderen Zeiten reichen Sie als Hintergrund. Und gerade das Abendritual ist etwas sehr Verbindendes (in das der Vater aber ruhig zunehmend eingebunden werden kann). Ihr Sohn wird Ihnen zeigen, in welchen Situationen Sie wichtig sind und, wenn möglich, sollten Sie dann da sein. Das verbindet. Und kleine Aufgaben helfen ihm, sich "wichtig" und nützlich zu finden. Dass er seine kleine Schwester auch zwickt, kommt von der Ambivalenz von Liebe und Konkurrenz. Das ist OK, aber Sie sollten ihm immer wieder freundlich deutlich machen, dass das Schmerzen bereiten nicht geht und Sie die Tochter auch schützen. Klingt doch alles insgesamt so, als würden Sie das gut miteinander hinkriegen. Dr.Ludger Nohr

von Dr. med. Ludger Nohr am 06.10.2020



Antwort auf: Trennungsangst, Folgefrage

Außerdem ist mir aufgefallen, dass er die Kleine oft absichtlich weckt, dass sie schreit. Auch, indem er sie etwas fester drückt. Ich schimpfe dann zwar nicht mit ihm, sage aber er soll sanfter sein, weil ich nicht will, dass sie aufwacht. Er grinst dann aber nur. Ich bin mir sicher, dass er das nicht aus Bosheit macht. Aber ist das ein Experimentieren mit den verschiedenen Reaktionen auf sein Verhalten? Wie kann ich damit in der Situation richtig umgehen? Manchmal stehe ich dann mit der Kleinen auf, damit er sie nicht mehr erreichen kann. Vielen Dank und liebe Grüße!

von Himbeerjoghurt am 05.10.2020, 20:58



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