Mein Mann hat einen 6 jährigen Sohn, welcher alle 14 Tage bei uns ist. Das hat zu Beginn super funktioniert. Meine beiden Kinder (7 & 8 Jahre) haben den Kleinen recht schnell ins Herz geschlossen und die 3 waren eine tolle Einheit und haben toll miteinander gespielt. Seit etwa 3 Monaten ist mein Bonussohn total verändert. Er verfolgt seinen Papa und mich auf Schritt und Tritt. Mir gegenüber ist das Verhalten jedoch stärker ausgeprägt. Er folgt mir sogar aufs Klo. Kaum bin ich morgens wach, steht er vor mir. Egal in welchen Raum in unserer Wohnung ich gehe, er rennt mir ständig hinterher. Mittlerweile fühle ich mich mit dieser Situation nicht mehr wohl, es macht mich wahnsinnig. Von meinen eigenen Kindern kenne ich ein solches Verhalten nur, als sie 2 bis 3 Jahre alt waren. Mein Bonussohn ist 6,5 Jahre alt. Mein Mann weiß auch nicht, weshalb sein Sohn so extrem anhänglich ist. Mittlerweile ist es aber auch so, dass ich mit meinem Mann immer öfter aneinander gerate, weil er mich nicht versteht. Um es ganz drastisch auszudrücken, fühle ich mich von seinem Sohn regelrecht gestalked. Wir haben jetzt auch schon mehrfach mit dem Jungen gesprochen, aber er macht einfach weiter und wird immer extremer dabei. Was ist da los?
von
Leyla75
am 25.05.2020, 10:47
Antwort auf:
Kind 6 Jahre verfolgt mich auch Schritt und Tritt
Hallo,
Sie enden mit der richtigen Frage: Was ist da los? Was ist passiert, was hat der Sohn Ihres Mannes erlebt, erfahren, gehört, dass sich sein Verhalten so plötzlich und drastisch änderte? Das erfahren Sie natürlich nicht, wenn Sie ihn fragen, warum er das macht. Die Art der Fragestellung muß so sein, dass der Junge das Gefühl hat, Sie wollen wirklich etwas von ihm wissen/verstehen und nicht nur, dass er schnell mit diesem Verhalten aufhört (was ja trotzdem ein verständlicher Wunsch ist).
Sie könnten z.B. in einem ruhigen Moment (z.B. Einschlafsituation) ansprechen, dass Sie etwas irritiert sind von seiner Veränderung. Dass Sie gar nicht recht verstehen können was da passiert ist und warum er so stark den Kontakt sucht. Sprechen Sie von sich und Ihrer Verunsicherung und Unklarheit und von Ihrem Bedürfnis es besser zu verstehen. Aber z.B. auch von Ihrem Bedürfnis z.B. alleine zur Toilette zu gehen. Es wird wahrscheinlich etwas Zeit brauchen bis er wieder glauben kann, dass Sie es ernst meinen und nicht nur Verhalten ändern wollen. Aber einen Versuch ist es wert, wenn Sie sich nochmal aus dem Ärgermodus verabschieden können. In der Regel hat es mit Angst zu tun, es ist nur noch nicht klar, mit welcher.
Da Sie schreiben, dass dieses Verhalten auch schon die Beziehung zu Ihrem Mann "infiziert" hat, kann es auch sein, dass eine Paarberatung weiterhilft, denn es geht immer um ein System, nie um eine Einzelperson.
Dr.Ludger Nohr
von
Dr. med. Ludger Nohr
am 25.05.2020