Sehr geehrter Herr Dr.Nohr,
Mein Sohn (5,8J.) macht mir immer wieder Sorgen. Frühgeburt bei 32+2, war schon als Baby sehr fordernd,anhänglich und entwicklungsverzögert (z.B. laufen mit 22 Monaten). Einmal wöchentlich besucht er eine Gruppe der Frühförderung. Die sozial-emotionale Entwicklung ist nach wie vor nicht altersgemäß, es fällt ihm schwer sich einzubringen und zu interagieren, er missdeutet das Verhalten anderer, hält Konflikte nicht aus, besitzt kaum Frustrationstoleranz. Zugleich ist er uns gegenüber sehr anhänglich, wacht z.B. nachts schreiend auf und kann nur noch mit Körperkontakt weiterschlafen. Er ist sehr reizoffen, immer in Bewegung und kommt kaum zur Ruhe. Er nässt oft ein, mal gar nicht, dann wieder vier bis fünfmal am Tag mit vehementer Ablehnung auf die Toilette zu gehen. Seine sprachliche Ausdrucksfähigkeit ist beeindruckend, er ist sehr phantasiebegabt (erfindet z.B. gedanklich ausgeklügelte Maschinen) und ein Kind dass sich mit vielen Dingen auseinandersetzt.
Glücklicherweise kann er vom Schulbesuch zurückgestellt werden.
Für mich schreit alles nach ADHS; ein spezialisierter Kinderarzt hielt mir lediglich einen Fachvortrag, das SPZ hat wiederum eine Diagnostik abgelehnt weil er sich ausgiebig mit einem Steckspiel beschäftigte. Ich finde das nicht befriedigend weil mein Sohn unter seinem anders sein leidet. Können Sie mir einen Rat geben?
von
Flughund
am 05.02.2019, 12:32
Antwort auf:
Entwicklungsverzögerung Vorschulkind
Hallo,
die Frage ist ja weniger wie man diese Verhaltenskombination nennt, sondern welche Möglichkeiten der Förderung es gibt.
Ich würde raten, einen Kinder- und Jugendpsychiater/in aufzusuchen, bei dem dann in der Regel eine Diagnostik durchgeführt wird, die die Förderungsmöglichkeiten zeigt. Es geht also nicht um ADHS ja oder nein (so würde ich dort auch meine Frage nicht formulieren), sondern was ist auffällig, woran leidet Ihr Sohn im Alltag, wie kann man das beeinflussen und perspektivisch verbessern. Das ist orginäre Aufgabe dieser Kollegen. Wenn es sich eher um eine seelische Problematik handelt, wird eine Kooperation mit einem KiJu-Psychotherapeuten sinnvoll sein. So wäre mein Vorgehen.
Dr.Ludger Nohr
von
Dr. med. Ludger Nohr
am 05.02.2019
Antwort auf:
Entwicklungsverzögerung Vorschulkind
Also, nach ADHS hört sich das für mich eigentlich nicht an - wenn hätte ich nach deiner Beschreibung eher in Richtung Asperger getippt, wobei dort oft auch zusätzlich/gleichzeitig Störungen wie zB ADHS-Symtomatiken auftreten können.
Aber letztendlich wird dir das aus der Ferne niemand beantworten können. Kann der Kinderarzt dich denn nicht ans SPZ überweisen? Oder ist dieser eher der Meinung, dass alles im normalen Rahmen ist und einfach nur einer Reifeverzögerung geschuldet?
Du könntest doch auch selbst einen Kinderpsychologen zu Rate ziehen, um seine Einschätzung/Diagnose zu hören. Denn auch eine Rückstellung wird ja nun nur bedingt etwas nutzen. Irgendwann ist auch dieses zusätzliche Jahr rum, ohne das ihm geholfen werden konnte. Ich würde da wirklich nochmal Druck machen - beim SPZ, Kinderarzt oder eben selbst einen Psychologen suchen.
von
cube
am 05.02.2019, 13:28