Sehr geehrter Herr Doktor Nohr,
wieder habe ich eine Frage hinsichtlich meiner mittlerweile 4jährigen Zwillingstöchter.
Seit geraumer Zeit stelle ich bei der Zweitgeborenen einen Drang zur Abgrenzung von ihrer Schwester fest, der sich sehr stark in unterschiedlichem Kleidungsstil zeigt. Nichtsdestotrotz möchte sie gern mit ihrer Schwester in einem Bett schlafen, was wiederum diese nicht möchte, wobei diese noch auf einem einheitlichen Kleidungsstil bestehen würde, wenn ich nicht eingeschritten wäre.
Sprachlich sind beide sich allerdings einig, es gibt nur das Wir. Ein ich ist sehr selten.
Im Spiel zu zweit sind sie ein Herz und eine Seele, kommt ein Dritter hinzu sind alle Möglichkeiten der Konstellationen offen.
Ich finde es spannend und würde gern wissen, ob das zwillingsspezifisch ist oder ob das auch bei engen (vom Alter her) Geschwisterpaarungen so vorkommt?
Vielen Dank und bleiben Sie gesund
von
ayla.auel
am 06.04.2020, 11:04
Antwort auf:
Ambivalentes Verhalten von Zwillingen
Hallo,
auch wenn es ähnliche Verhaltensweisen bei engen Geschwister geben kann, halte ich das Geschriebene doch für spezifisch für Zwillinge. Nur hier, also bei Kindern, die sich in vieler Hinsicht so nahe sind, kann der Wunsch nach Abgrenzung und/oder nach dem Wir so ausgeprägt sein. Ich glaube, dass da viele verschiedene Phasen mit Ambivalenzen durchlaufen werden müssen, gerade weil der "natürliche" Unterschied nicht so groß und erkennbar ist. Es kann auch nicht vorhergesehen werden, ob das Wir oder der Wunsch nach Abgrenzung oder eine Mischform überwiegen wird. Es scheint mir wichtig zu sein, dass diese Phasen familiär erlaubt sind, die Eltern nicht so sehr in die eine oder andere Richtung drängen, wenn es keine zu negativen Formen annimmt. Es ist wahrscheinlich gar nicht so einfach, das nur beobachtend zu begleiten.
Spannend finde ich auch Ihren Hinweis, dass Dritte sehr verschiedene Fraktionierungen auslösen können, da also auch eine gewisse Freiheit besteht.
Ich wünsche Ihnen noch viele erfreuliche Zeiten miteinander.
Dr.Ludger Nohr
von
Dr. med. Ludger Nohr
am 06.04.2020