Frage im Expertenforum Kompetenzzentrum für Zwillings- & Drillingseltern an Alexandra Jaeger:

Zwillinge Eifersucht /Freunde

Frage: Zwillinge Eifersucht /Freunde

BallerinaK

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Hallo Frau Jäger und liebes Team, Ich bin Mama zweier lieber 9jähriger Zwillings-Mädchen (zweieiig).  Beide mögen sich, aber es besteht viel Eifersucht, Konkurrenz und auch Streit unter den Zwillingen. Haben Sie Tipps wie ich die Situationen verbessern kann? Zuhause sind beide Kinder extrem auf gerechte und gleiche Behandlung des anderen Zwillings von uns Eltern fixiert. Beide fühlen sich schnell benachteiligt behandelt. Es kommen Vorwürfe an uns Eltern: "du hast dir mehr Zeit für meine Schwester genommen heute und weniger um mich gekümmert", zb für Hausaufgabenbetreuung, beim Bettbringen… Sie achten sogar beim Essen gegenseitig genau darauf, zb morgens: Wieviel Müsli bekommt meine Schwester? Ist das Kuchenstück nachmittags gleich groß? Sie gönnen sich gegenseitig oft nichts. Sätze wie "meine Schwester ist doof", höre ich gerade sehr oft. Aber dann spielen sie auch wieder so schön zusammen.  Wie kann ich erreichen, dass die Kinder weniger eifersüchtig aufeinander sind? Beide gehen in getrennte Klassen und haben getrennte Gruppen in der Mittagsbetreuung. Beide haben ein eigenes Zimmer, wobei sie aber in einem Zimmer gemeinsam schlafen. Das wollen sie bisher so beibehalten.  Hobbys haben sie mittlerweile einiges getrennt.  Mit den Freundinnen ist es schwierig : Es gibt Freunde in der Nachbarschaft oder im Familienumfeld, die haben sie gemeinsam. Da kommt es allerdings beim gemeinsamen Spielen besonders in 3er Konstellationen oft zum gegenseitigen ausschließen eines Zwillings und dadurch zu Konflikten. Es gibt dabei viel Frust und Enttäuschung. In einer Konstellation ist es so, dass sich das Kind der befreundeten Familie beim Zusammenkommen mit Zwilling 2 besser versteht und Zwilling 1 immer im Abseits ist. Zwilling 1 kommt dann oft zu uns Eltern. Früher haben wir oft versucht zu vermitteln und gemeinsames Spiel anzuregen. Seit längerem schalte ich mich aber nur ein, wenn es sehr ungerecht ist oder der Streit sehr heftig wird. Allgemein ist es den Zwillingen sehr wichtig eigene Freundinnen zu haben. Allerdings hat Zwilling 2 mehr Freundschaften in der Klasse als Zwilling 1, die sich schwer tut Kontakte  aufzubauen. Sie geht offen auf andere Kinder zu, ist aber mehr impulsiv und möchte den Ton angeben. Dabei gibt es wohl manchmal auch kleinere  Streitereien in ihrer Klasse. Sie tut sich schwer eine bleibende, gute Freundin zu haben und ist deshalb traurig, wenn sie dann sieht, dass mehr Anfragen bei Zwilling 2 für Treffen am Wochenende und mehr Einladungen kommen.  Spielen mit Freundinnen am Wochenende ist meistens spontan mit klingeln oder wenn in der Schule eine Wunsch nach ner Verabredung entsteht, plane ich auch eine Verabredung- aber eher dann bei Zwilling 2. Manche Kinder aus der Klasse sagen die Zwillings-Schwester kann auch mitkommen zum Spielen, aber Zwilling2 sagt meistens nein.  Nachmittags wenn ich mich zb mit einer Mama mit den Kindern zum Eis verabrede und dann eben beide Kinder da sind, gibt’s oft Eifersucht, wenn Zwilling 1 mitspielt.  Manchmal sage ich, "spielt doch alle zusammen", aber natürlich ist das in Ordnung ohne Schwester mit der Freundin zu spielen… andererseits kennen sich die Kinder ja auch aus der Schule usw. und ich verstehe, dass  Zwilling 1 dann frustriert und traurig ist. Wie kann ich mit dem Ausschließen umgehen bei "gemeinsamen" Freunden? Wie kann ich Zwilling 1 unterstützen?    herzlichen Dank für ihre Antwort!  


Alexandra Jaeger & Team

Alexandra Jaeger & Team

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Liebe BallerinaK,  das klingt nach zwei sehr wachen und einfühlsamen Mädchen! Und nach einer großartigen Mama, die sich große Mühe gibt, beide Mäuse liebevoll zu begleiten auf ihrem Weg, tolle, starke Frauen zu werden.  Mit 9 Jahren ist Eifersucht ein riesiges Thema! Und Zwillinge - ganz gleich ob eineiig oder zweieiig - haben oft noch ein sehr viel feineres Ungerechtigkeits-Radar als einzeln geborene Kinder. Dass sie damit sehr viel Wasser auf unsere häufig von Geburt an mahlenden Mehrlingseltern-Gedanken-Mühlen gießen und uns nahezu täglich zur wohl bekannten Frage führen, "ob wir denn auch wirklich all unseren Kindern gerecht werden", ist ihnen sicher nicht bewusst - es hat aber den (für sie) großartigen Effekt, dass wir uns sorgen und (meist umgehend) handeln oder zumindest asap nach Lösungen suchen. Damit wird ihr Konflikt zu unserem - und das ist wenig hilfreich für alle Beteiligten. Ich würde folgendes ausprobieren, um die zwei Streit-Mäuse zwar in ihren wichtigen Gefühlen ernst zu nehmen, sie aber dennoch zu eigenen Lösungen kommen zu lassen. Als erstes würde ich die "Du teilst, ich wähle"-Regel einführen. Dafür wird die Woche zunächst in drei Tage geteilt (sonntags lassen wir jetzt mal weg) an denen jeweils die eine eurer Mödchen aufteilt und die andere aussucht. Ich würde sogar eine Waage und ein Maßband bereit legen. So wird aus subjektiver Wahrnehmung ein reales 10 Zentimeter langes und vier Zentimeter breites Kuchenstück ☺️🤝 oder aber eben 103 Gramm Müsli. Glaub mir: Dann WIRD es gerecht. Beim ins Bett begleiten würde ich genauso verfahren. Hier kannst du einen Timer stellen. Und wer "anfängt" wird beim ersten Mal gelost. Danach geht es abwechselnd.  Bei den Freundinnen wird es schwieriger. Auch hier darfst du dich als Mama (das fällt sooooo schwer, das weiß ich aus eigener Erfahrung) ein bisschen zurück nehmen. Natürlich wünschen wir uns alle dass unsere Kinder beliebt sind, oft eingeladen werden und viele Freunde haben. Aber manchmal ist es einfach so, dass in Klasse oder Nachbarschaft nicht "die eine" passende Person dabei ist. Und manche Kinder genügen sich auch tatsächlich in diesem Alter noch selbst. Das fällt natürlich noch deutlicher ins Auge, wenn bei Zwillingen eine von beiden sehr viele und die andere eher  wenige Sozialkontakte pflegt/braucht/annehmen kann. Du sorgst schon sehr gut dafür, dass es durch Hobbys und Gruppen ausreichend Möglichkeiten zu Kontakten mit Gleichaltrigen für dein Mödchen gibt. Das ist erst mal ausreichend. Und du darfst vertrauen! Sie wird ihren ganz persönlichen Deckel finden.  Vielleicht fehlt ihr die Schwester auch ganz doll. Es IST nicht leicht, den vielleicht wichtigsten Bindungspartner in andere soziale Gefüge als die Geschwisterbeziehung "ziehen zu lassen". Und auch wenn es den beiden oder einer von ihnen um genau das Gegenteil geht (Abgrenzung! und das Gefühl jetzt langsam auch sehr gut ohne die Schwester zu existieren) erzeugt dies Reibung und Reibung und Streit erzeugen immer auch Wärme. ...auch schwer auszuhalten für uns Eltern. Lege hier als Erwachsene klare Spielregeln fest: Keine Gewalt. Kein gegenseitiges Misstrauen (Familienregel hier: Wir "meinen" nicht, wir messen/zählen/wiegen) Es wird nicht GEFEILSCHT! Wenn das Los entschieden hat, hat das Los entschieden. Nicht Labeln (sportliche, impulsive, ruhige, kreative...)! Und auch nicht auf Labelungen der Kinder eingehen ("Ich bin halt nicht so sportlich, kreativ, lieb, schlau.... wie...") Hier besser sowas sagen wie: Wow! Du hast aber viel geübt! Das Musikstück klingt toll! (und innerlich gewappnet sein wenn dann von der anderen kommt: Meins wohl nicht?! - du antwortest dann ganz ruhig: Wolltest du mir nicht vorhin vorlesen? Hol doch mal dein Buch. Ich hätte jetzt Zeit und freue mich schon darauf, du hast so eine schöne Lesestimme) Auch wichtig: Zwillingszeiten bleiben bestehen, sind aber beidseitig freiwillig (Familiensatz hier: Freundschaften sind kein Wettbewerb. Du hast deine. Sie hat ihre. Und heute planen wir DEIN Treffen") Bedürfnis nach Nähe und nach Distanz ernst nehmen und benennen (Ich sehe dass du dich darüber ärgerst dass deine Schwester jetzt allein spielen möchte. Was würdest du denn gerade gern machen?") Und absolut entscheidend: Klopf dir selbst mal kräftig auf die Schulter! Du machst einen großartigen Job!!!! Und du darfst ganz stolz auf dich und deine großen Mädchen sein! Ganz liebe Grüße aus dem Trubel! Alexandra Jaeger, Mehrlingszentrum extrakind 


zweizwerge

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Hallo Ballerina, bei uns ist es auch so, dass Z1 mehr Freunde hat als Z2, Z2 ist aber auch introvertierter, und er stört sich gar nicht daran, dass ab und zu Klassenkameraden (sie sind auf eigenen Wunsch in einer Klasse) kommen und mit Z1 im Zimmer verschwinden. Wenn es Deinen Z1 aber stört uns sie traurig ist, ist das natürlich schade. Sehr gut klappt es bei uns insbesondere mit einem befreundeten Geschwisterpaar, so dass sie dann zu viert sind. Das kann man natürlich nicht erzwingen, aber vielleicht gibt es ja auch 2 Nachbarskinder, mit denen man spielen kann? Du könntest vielleicht anregen, dass Zwilling 1 selbst ein Kind einlädt, z.b. wenn Zwilling 2 andere Anfragen/Einladungen hat, oder auch ganz unabhängig davon. Man muss ja nicht warten, bis Einladungen kommen... Oder Z1 engagiert sich bei (vermehrt) einem Hobby, bei dem auch am Wochenende mal Veranstaltungen (training, Turniere, Ausflüge, Vorstellungen etc.) stattfinden, um dort einen unabhängigen sozialen Rahmen auch am Wochenende zu haben, wenn sie dann besonders darunter leidet.   alles Gute!


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