Hallo Frau Jaeger,  Ich schreibe diese Nachricht, weil ich wirklich ängstlich, verzweifelt und verwirrt bin und einfach nicht weiß, was ich machen soll. Unsere Hintergrundgeschichte:  Wir haben bereits einen Sohn, 15 Monate alt, den wir über alles lieben. Mein Mann geht ab September studieren, auf dieses Studium hat er die letzten fünf Jahre hingearbeitet und es ist sein großer Lebenstraum und auch seine einzige Möglichkeit, seine aktuelle Tätigkeit, die ihn nach 12 Jahren einfach nicht mehr glücklich macht, hinter sich zu lassen.  Vor ein paar Monaten dachten wir uns, dass es doch schön wäre, langsam an einem Geschwisterchen für unseren Sohn zu arbeiten. Wir wussten zwar, dass es neben dem Studium anstrengend werden würde, haben aber aktuell (noch) die Schwiegereltern im Haus und ich hätte mir das mit Unterstützung meiner Schwiegermutter absolut zugetraut. Wir wussten schon, dass mein Mann während des Studiums keine Elternzeit o.Ä. nehmen kann und auch die Urlaubszeiten vorgegeben sind. Es hat dann auch gleich geklappt und ich hatte einen positiven Test - wir haben uns unglaublich gefreut. Der ET wäre ca in dem Zeitraum, in dem mein Mann auch seine ersten Klausuren rum hätte und für ein halbes Jahr wieder im Praxisteil normal arbeiten würde und nichts lernen müsste. Letzte Woche Mittwoch war ich bei der Gynäkologin und habe erfahren, dass es Zwillinge sind. Für mich ist eine Welt zusammengebrochen. Wir kennen mehrere Eltern von Zwillingen, die nicht - so wie wir- noch ein Kleinkind daheim haben: Alle nervlich am Ende, Monatelang wirklich garkein Schlaf in Sicht, nur Streit in der Ehe, ….im Internet findet man nicht viel andere Geschichten, und wenn man sich dann noch über die Situation mit Kleinkind informiert, erst recht nicht. Wir sind so weit, zu überlegen, die Schwangerschaft abzubrechen, was uns natürlich nicht leicht fällt und sehr leid tut, sehen aber einfach keinen Weg, als Familie da gut durchzukommen. Mein Mann studiert bei vollem Gehalt, finanziell sind wir okay aufgestellt, das wäre also nicht das Problem. Aber die Belastung, zwei Neugeborene versorgen zu müssen, trauen wir uns einfach nicht zu. Mein Mann will sich informieren, ob er das Studium verschieben kann, dann könnte man es vielleicht noch irgendwie schaffen, wenn die Schwiegermutter mithilft (allerdings arbeitet sie auch Teilzeit). Wenn das nicht möglich ist, sehen wir leider keinen anderen Ausweg, als einen Schwangerschaftsabbruch. Das ist so unglaublich traurig, wir wollten ja auch ein Baby und ich hatte mich so darauf gefreut, das Abenteuer „Geschwisterchen“ gemeinsam mit meinem Sohn zu erleben. So bin ich die ganze Zeit nur am weinen. Zusätzlich höre ich oft, dass Zwillinge früher kommen, teilweise im Krankenhaus bleiben müssen…oder die Schwangerschaften sehr kompliziert sein können und man ggf. viel oder nur liegen muss - ich habe aber schon ein Kind daheim! Mein Sohn ist so ein fröhlicher, wundervoller kleiner Junge und ich liebe es, Zeit mit ihm zu verbringen. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, so lang von ihm getrennt zu sein. Ich habe von Müttern gelesen, deren ältere Kinder nichts mehr mit ihnen anzufangen wussten, weil sie so lange von daheim weg waren - das würde mir das Herz brechen. Natürlich kann dieser Fall auch immer mit einem Einling eintreten, die Wahrscheinlichkeit ist aber einfach doch geringer. Und natürlich hätte er sich auch an ein Geschwisterchen erst gewöhnen müssen und es wäre mit Sicherheit nicht immer leicht geworden. Aber Zwillinge…Ich habe gelesen, dass sich das dritte Geschwister (also in dem Fall mein Sohn) immer ausgeschlossen und allein fühlt, weil Zwillinge einfach eine besondere Bindung haben, an die andere nicht rankommen. Ich sehe gerade, vor allem im Hinblick auf unseren Sohn, keine Möglichkeit, die Kinder zu behalten. Aber gleichzeitig ist der Gedanke, die Schwangerschaft abzubrechen, natürlich total schlimm. Die zwei können nunmal nichts dafür, dass sie zu zweit sind, und ich habe auch Angst, dass ich die Entscheidung mein Leben lang bereuen würde… Dann kommt noch hinzu, dass meine erste Geburt sehr traumatisch für mich gewesen ist (sie endete in einem Kaiserschnitt) und ich beim zweiten so gerne zumindest versuchen wollte, natürlich zu entbinden. Ich hatte mir sogar schon ein Geburtshaus gesucht, das mich genommen hätte, weil für mich vor allem das klinische Umfeld bei der letzten Geburt eine große Belastung gewesen ist. Das kann ich mir mit Zwillingen natürlich aus dem Kopf schlagen. Für die Babys würde ich hierauf schon verzichten können, auch wenn es mir sehr nahgeht und ich es sehr, sehr schade finde, nie die Chance bekommen zu haben, natürlich zu entbinden. Aber ich habe einfach so Angst, dass wir der Herausforderung von Zwillingen und Kleinkind als Familie nicht gewachsen sind. Unser Sohn schenkt mir tausend kleine Momente am Tag, die mir alles zurückgeben und mir zeigen, wofür ich das alles mache. Ich habe das Gefühl, mit Zwillingen im Haus würde es solche Momente vor lauter Anstrengung/ Genervtheit und Müdigkeit einfach nicht mehr geben. Und ich mache mir eben solche Gedanken darum, wie es für meinen Sohn wohl wäre, als großer Bruder von Zwillingen.  Vielleicht können Sie mir meine Sorgen zumindest teilweise nehmen oder kennen sich damit aus, wie die Beziehung unter Zwillingen und ihren Geschwistern sein kann.    Vielen Dank und viele Grüße!